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Check der Handelskammer

Experten bewerten Attraktivität der Rastatter Innenstadt: „Erster Eindruck ist entscheidend“

Der Innenstadtcheck bewertet die Stadtzentren in der Region. In Rastatt hat die IHK die Schaufenster der Händler unter die Lupe genommen. Eine Expertin berät sie bei der Gestaltung.

Innenstadtcheck Rastatt Bild und Rahmen Burkhard
Karin Wahl (links) erklärt Mitarbeiterin Elke Weßbecher (Mitte) und Sabine Karle-Weiler die Grundlagen der Schaufenstergestaltung: Es darf merkwürdig, emotional oder humorvoll sein. Foto: Marcel Kisch

Rastatt hat einen schlechten Ruf als Einkaufsstadt. Ob das berechtigt ist, will die Industrie- und Handelskammer (IHK) Karlsruhe klären. In mehreren Schritten schaut sie sich die Innenstädte in der Region ganz genau an.

Farbe und Licht: Wenn Einzelhändler ihr Schaufenster gestalten, kommt es auf diese beiden Dinge besonders an. „Licht steht für Freundlichkeit, heißt Kunden willkommen und signalisiert sofort, dass ein Geschäft geöffnet ist“, erklärt Karin Wahl. Die Expertin für Schaufenstergestaltung ist beim Innenstadtcheck der IHK dabei.

Expertin für Schaufenstergestaltung berät Rastatter Einzelhändler

In dieser Woche hat sie die Händlerinnen und Händler in der Rastatter Innenstadt bei ihrer Außenpräsentation beraten. Sie unterstützt die acht Geschäfte dabei, sich richtig in Szene zu setzen. In elf Kommunen nehmen die Berater die Innenstädte unter die Lupe, darunter auch Gaggenau und Baden-Baden.

Der Tag startet bei Bild und Rahmen Burkhard. Mitarbeiterin Elke Weßbecher empfängt die Innenstadtchecker in dem Laden in der Herrenstraße. Wahl erklärt an ihren bisherigen Arbeiten, wie Händler ihren Schaukasten hinter der Glasscheibe zum Hingugger machen.

Visuelle Eindrücke werden durch die sozialen Medien immer schneller verarbeitet und bewertet.
Karin Wahl, Expertin für Schaufenstergestaltung

Bei einem Textilgeschäft werde etwa ein strickender Tannenbaum zur humorvollen Szene mit Wiedererkennungswert. „Gerade aktuell ist Humor wichtig. Die Menschen wollen abgelenkt werden“, sagt sie.

Bevor Kunden Laden betreten, bleiben sie statistisch neun Sekunden am Schaufenster stehen

Dabei sei der erste Eindruck entscheidend. „Visuelle Eindrücke werden immer schneller verarbeitet und bewertet. Durch die sozialen Medien sind wir es gewohnt, innerhalb weniger Sekunden zum nächsten Bild weiter zu wischen“, sagt Wahl.

Grundsätzlich sei es wichtig, Neugierde zu wecken, damit die Menschen stehenbleiben. Statistisch gesehen betrete ein Kunde mit hoher Wahrscheinlichkeit den Laden, wenn er mindestens neun Sekunden am Schaufenster verbracht hat.

Rastatter Händler erhalten kostenlose Beratung

Die Schaufensterberatung ist für die Einzelhändler kostenlos. Sie ist Baustein des Innenstadtchecks. Dabei fördert das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg die IHK. Der Gewerbeverein RA3 fragte bei den inhabergeführten Geschäften in Rastatt an, ob sie teilnehmen möchten. Auch die Wirtschaftsförderung und das Citymanagement der Stadt beteiligte sich an der Planung.

Neben Bild und Rahmen Burkhard haben auch Optik Blum sowie sechs weitere Geschäfte in Rastatt das Angebot angenommen. „Bei den Händlern hat es wenig Überzeugungsarbeit gebraucht“, sagt Gewerbevereins-Vorsitzende Sabine Karle-Weiler.

Optik Blum Rastatt
Zweite Station: Bei Optik Blum empfängt Brunhilde Hörig die Berater. Mit ihrem Ehemann betreibt sie das Familienunternehmen in der Rastatter Kaiserstraße. Foto: Marcel Kisch

Wahl ist am Ende des Tages zufrieden: „Ich hatte ganz tolle Gespräche mit den Händlern in Rastatt.“ Meist müsse sie nur eine Haltungsänderung bei den Geschäftsleute bewirken, damit sie sich die nötige Zeit für ihr Aushängeschild nehmen. „Meine Arbeit ist Hilfe zur Selbsthilfe.“

Beide Seiten haben etwas davon: Es ist eine klassische Win-win-Situation.
Torsten von Appen, Wirtschaftsförderer

Torsten von Appen vertritt bei dem Rundgang die Wirtschaftsförderung und das Citymanagement der Stadt. Die Beratung sensibilisiere Händler für den Stellenwert des Schaufensters. Gleichzeitig machten gut gestaltete Läden die Stadt für Touristen und Bewohner attraktiver. „Somit haben beide Seiten etwas davon: Es ist eine klassische Win-win-Situation“, sagt von Appen.

Karle-Weiler hat eine Entwicklung beobachtet: „Mir ist aufgefallen, dass der Tourismus wieder stark anzieht. Ich habe oft Gäste gesehen, die hier in der Innenstadt unterwegs waren.“ Viele seien aus westeuropäischen Ländern wie den Niederlanden nach Rastatt gekommen.

IHK bewertet Aufenthaltsqualität der Innenstädte

IHK-Innenstadtberater Christopher Woschek betrachtet die grundsätzlichen Strukturen der City: „Wir schauen uns zum Beispiel an, wie die Begrünung in der Innenstadt gestaltet ist.“ Auch die Aufenthaltsqualität, wie etwa Schattensitzplätze für den Sommer und Veranstaltungen im Stadtkern untersucht der IHK-Berater.

Auch leerstehende Geschäfte nimmt Woschek ins Visier, da Schaufenster ohne Inhalt das Stadtbild stören. Mit kreativen Ideen versucht der Gewerbeverein, dem entgegenzuwirken: Bereits im vergangen Jahr gestalteten die RA3-Mitglieder die nackten Schaufenster des geschlossenen Modehauses Adler in der Kaiserstraße.

Wie gut Rastatt in diesen Bereichen aufgestellt ist, will er aber noch nicht verraten: „Wir werten alle Ergebnisse aus und fassen sie zusammen.“ Der Innenstadtcheck ist damit nämlich noch nicht erledigt: Die IHK befragt noch die Rastatter Bürger zur Innenstadt und zählt die Passantenfrequenz. Erst im März nächsten Jahres schließt sie den Check ab.

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