
.„Ich bin stolz auf die Erinnerungsstätte und dass ich hier war, wir werden das Rastatter Schloss auch weiterhin unterstützen, materiell und ideell“ – das versicherte der baden-württembergische Finanzminister Daniel Bayaz (Grüne) bei seinem Besuch in der Barockstadt an diesem Dienstag und zeigte sich sichtlich begeistert von der Ausstellung im Nordflügel des Schlosses.
Als Elisabeth Thalhofer, die Leiterin der „Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen der deutschen Geschichte“, wie deren vollständiger Name lautet, gerade durch die Ausstellung führte, hatte Bayaz offensichtlich vollends Feuer gefangen für die vermittelte Idee von Freiheit. „Ich bin richtig geflasht, habe viel gelernt und nehme viel mit“.
Historische Monumente fallen in Bayaz’ Zuständigkeitsbereich
Mit Blick auf das 175-jährige Jubiläum der Badischen Revolution im kommenden Jahr betonte der Minister im Gespräch mit dieser Redaktion, man müsse „aus diesem Datum etwas machen“ und sicherte zugleich die Unterstützung des Landes zu.
Bayaz besucht immer wieder historische Monumente im Land, die zu den „Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg“ gehören. Die Zuständigkeit für deren Liegenschaften liegen im baden-württembergischen Finanzministerium, weshalb sich der Politiker nun persönlich ein Bild vom ältesten Barockschloss am Oberrhein machen wollte.
Wir sind glücklich, dass wir das Schloss haben, aber wir sind auch froh, dass es uns nicht gehört.Hans Jürgen Pütsch
Oberbürgermeister
Patricia Alberth, die Geschäftsführerin von „Schlösser und Gärten“ erwähnte in ihrer Begrüßung des Ministers an etwa zwei Millionen Euro, die das Land im vergangenen Jahr für das Schloss in Rastatt zur Verfügung gestellt hat.
„Wir sind glücklich, dass wir das Schloss haben, aber wir sind auch froh, dass es uns nicht gehört“, sorgte Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch (CDU) mit Blick auf die Kosten, die das historische Bauwerk regelmäßig verursacht, für Heiterkeit unter den Teilnehmern des Besichtigungstermins.

Mit Blick auf die Bundesgartenschau (BUGA) im Jahr 2036 forderte der OB den Finanzminister auf, „schon jetzt ausreichend finanzielle Mittel“ bereitzustellen, schließlich sei das Schloss als fester Bestandteil eingeplant.
Bayaz erhält Vortrag über Geschichte des Rastatter Schlosses
Der Minister wurde bei seinem Besuch von Konservatorin Sandra Eberle auch über die Geschichte des Schlosses in Kenntnis gesetzt. Im Jahr 1700 von Markgraf Ludwig Wilhelm gegründet, von Domenico Egidio Rossi erbaut, ging Eberle insbesondere auf die Deckengemälde im Treppenhaus mit Motiven aus der antiken Mythologie ein.
Jupiter bringe hier den Sonnenwagen des Phaetons zu Fall, „eine Anspielung auf den Sonnenkönig Ludwig, den XIV, der versucht hat, immer mehr Gebiete zu besetzen“.
Ah, das ist der Schauspieler Tobias Moretti. Ich dachte schon, das ist der Söder.Daniel Bayaz
Finanzminister
Unter der Jupiter-Statute, in Rastatt besser bekannt als „Goldener Mann“, trug sich der Minister schließlich ins Goldene Buch der Stadt ein,anschließend eine Besichtigung des Ahnensaals auf dem Programm stand. „Der war das Zentrum der Repräsentation, bis heute finden hier Konzerte und Festakte statt“, erklärte Eberle und erinnerte zugleich daran, dass sich nach dem Zweiten Weltkrieg in dem Saal 200 Angeklagte wegen Kriegsverbrechen vor einem Tribunal der französischen Militärregierung verantworten mussten.
Auch Szenen aus Brechts „Dreigroschenfilm“ wurden hier gedreht, was für einen weiteren witzigen Moment des Besuchs sorgte. „Ah, das ist der Schauspieler Tobias Moretti. Ich dachte schon, das ist der Söder“, brach es aus Bayaz heraus, als Eberle Fotos der Dreharbeiten präsentierte – auf Markus Söder (CSU), den bayerischen Ministerpräsidenten, anspielend.

Eberle führte im weiteren Verlauf auch durch die Schlosskirche, die als eine von mehreren Besonderheiten Sibylla Augusta in dem Deckengemälde zeigt. Die Markgräfin hatte den Bau des Gotteshauses in Auftrag gegeben: „Sie wollte den katholischen Glauben fördern“, sagte Eberle und erinnerte daran, dass „dieses besondere Kleinod“ im Jahr 1723, also genau vor 300 Jahren, erbaut wurde.
Bald neue Ausstellung an Erinnerungsstätte?
Die dritte und letzte Station des Schlossbesuches war die Erinnerungsstätte, die eine Außenstelle des Bundesarchivs in Koblenz ist. Von dort war dessen „Direktor Kommunikation“, Robin Mishra angereist.
Mishra sprach bauliche Maßnahmen in der Erinnerungsstätte an. Beispielhaft regte er den Einbau eines Fahrstuhls, womit er beim Oberbürgermeister offene Türen eintrat. „Barrierefreiheit sollte uns über alles gehen“, so Pütsch.
Mishra erinnerte zugleich daran, dass die aktuelle Ausstellung der Erinnerungsstätte den Fall der Mauer aus dem Jahr 1989 thematisiere und mit mehr finanziellen Mitteln vielleicht auch einmal wieder neue Ausstellungsprojekte in Angriff genommen werden könnten.