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Kommunalwahl 2024

Iffezheimer Gemeinderäte rühren die Werbetrommel für ihre Arbeit

Im Mai 2024 sind Kommunalwahlen. Gibt es dafür genügend Kandidaten? Die Gemeinderäte in Iffezheim haben erstmals ein Forum angeboten, um Interessierte zu gewinnen. Wie das funktionierte.

Gesprächsrunde
Informationen aus erster Hand: Valentin Sauter (rechts) im Gespräch mit den Gemeinderäten Wassilios Charalabidis von den Freien Wählern (links) und Jürgen Heitz (SPD). Foto: Markus Koch

Es herrscht am Mittwochabend gespannte Erwartung in einem der Klassenzimmer in der Maria-Gress-Schule: Elf Iffezheimer Gemeinderäte und neun Interessierte haben sich zu einem Motivationsforum für die Kommunalwahl zusammengefunden. Valentin Sauter ist mit seinen 19 Jahren der jüngste Teilnehmer. Seine Mutter Julia Sauter sitzt für die CDU im Gemeinderat.

Die Projektgruppe Erste Wahl BW, die unter dem Dach des Instituts für angewandte Sozialwissenschaften und in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg arbeitet, hat dieses Format erstmals vor den Kommunalwahlen 2019 angeboten, wie Moderatorin Anna Leiber zum Auftakt berichtet. „Ich möchte dafür sorgen, dass die Teilnehmer miteinander in den Austausch kommen“, bringt die junge Politikwissenschaftlerin ihr Ziel auf den Punkt.

Iffezheimer verteilen Schulnoten für das Lebensgefühl im Ort

Bürgermeister Christian Schmid (parteilos) rührt bei seiner kurzen Begrüßung die Werbetrommel für das „wichtigste Ehrenamt in einer Gemeinde“ und macht zudem deutlich, dass er sich „größeren Zuspruch“ für die Veranstaltung erhofft hatte.

Zur Auflockerung lässt Anna Leiber zunächst alle aufstehen und fragt, wer weniger als fünf Jahre in Iffezheim lebt. Niemand setzt sich. Nur sieben der 20 Teilnehmer wohnen seit weniger als 30 Jahren im Renndorf. Dann geht es darum, Schulnoten für das Lebensgefühl in Iffezheim zu vergeben und grüppchenweise abzustimmen. Fast alle drücken sich bei der „Eins“ zusammen. „Hier im Ort läuft schon vieles verdammt gut“, zeigt sich die Moderatorin etwas überrascht.

Fraktionssprecher erläutern ihre Motivation

Nun sind die Fraktionssprecher an der Reihe, die jeweils fünf Minuten Zeit haben, um ihre Gründe darzulegen, warum sie kandidiert haben und was die Arbeit im Gremium für sie bedeutet. Martin Schäfer (FWG) macht den Anfang: „Unser Dorf ist lebenswert und ich will dazu beitragen, dass es so bleibt“, meint der 58-Jährige. Außerdem wolle er als „eingefleischter Iffzer“ all denjenigen Menschen eine Stimme geben, die sich nicht trauen, etwas zu sagen.

Bertold Leuchtner ist bereits seit 29 Jahren im Gremium, davon zehn Jahre als CDU-Fraktionsvorsitzender. „Direkter als im Gemeinderat sind demokratische Entscheidungen nicht erlebbar“, verdeutlicht der 61-Jährige. Er würde sich über einen „breiten Querschnitt“ im Gremium freuen: „Demokratie lebt vom Mitmachen“, wirbt er.

Daniel Haas (SPD) sieht es als ein Privileg an, sich an wichtigen Entscheidungen für den Ort beteiligen zu können. „Wir haben keinen Fraktionszwang. Jeder entscheidet nach bestem Wissen und Gewissen“, erklärt der 43-Jährige. „Der Gemeinderat ist der Qualitätswächter der Arbeit im Rathaus“, verdeutlicht er.

Interessierte schreiben ihre Fragen auf

Als Nächstes teilt die Moderation zwei Gruppen ein: Die Gemeinderäte sollen an einem Flipchart aufschreiben, welche Herausforderungen die Arbeit im Gemeinderat bietet. Die potenziellen Kandidaten versammeln sich um einen Tisch in der Aula und notieren ihre Fragen.

„Wie oft wird man als Gemeinderat auf der Straße angesprochen und was darf man dann überhaupt über den Inhalt der Sitzungen sagen?“, schreibt Peter Banzhaf auf. „Das ist eine sehr gute Frage“, lobt Anna Leiber. „Wie hoch ist der zeitliche Aufwand?“, will ein anderer wissen. Und wie oft darf man eigentlich fehlen?

Arbeitsgruppe
Moderatorin Anna Leiber (links) animiert die Interessierten dazu, ihre Fragen rund ums Thema aufzuschreiben. Foto: Markus Koch

Nach zehn Minuten kommen wieder alle zusammen. Nun geht es an die Stehtische zum Gespräch in Kleingruppen. Valentin Sauter geht mit Jürgen Heitz (SPD) und Wassilios Charalabidis (FWG) zusammen. „Was sollte ich als Gemeinderat mitbringen?“, will der junge Mann wissen.

Neugierde ist ganz wichtig.
Jürgen Heitz
SPD-Gemeinderat

„Neugierde ist ganz wichtig“, meint Heitz. „Ich bin seit 24 Jahren im Gemeinderat und habe noch keinen, also fast keinen, Sitzungsabend bereut“, erklärt er. Früher habe man sich nach jeder Sitzung noch zu einem Bier getroffen. „Wenn es mal in einer Sitzung richtig kontrovers zugegangen ist, dann hat man sich da ausgesprochen. Heute trifft man sich leider nicht mehr nach der Sitzung“, bedauert Heitz.

Wassilios Charalabidis bestärkt Valentin Sauter, zu kandidieren. „Wir sind im Gemeinderat völlig überaltert. Ich bin mit 42 Jahren einer der Jüngsten, aber ich bin ja auch nicht mehr jung“, urteilt er. Es fehle die Stimme der Jugendlichen. Heitz ergänzt: „So ein Gemeinderatsposten ist ja nicht lebenslang. Wenn du nach fünf Jahren merkst, dass es nichts für dich ist, kannst du ja auch aufhören.“

Nach einer kurzen Pause werden Schwerpunktthemen gesammelt, die den Gemeinderat in den nächsten Jahren beschäftigen: Rennbahn, Sanierung der Festhalle und Straßen, Flüchtlingsbetreuung, Finanzen sowie die Gewerbe- und Flächennutzung.

Nach drei Stunden ist das Motivationsforum zu Ende. „Es hat allen Spaß gemacht“, urteilt der Rathauschef. Valentin Sauter bewertet den Abend als „sehr informativ“. Vor der Veranstaltung hatte er noch Zweifel und Bedenken: „Ich war zu 60 Prozent für eine Kandidatur bereit, jetzt bin ich bei 99 Prozent.“ Und auf welcher Liste er sich aufstellen lassen will, weiß er auch schon: Bei der CDU.

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