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Spenden und Weihnachtspost

Kuppenheimer erfährt nach verheerendem Hausbrand Welle der Solidarität

Vor neun Wochen stand Klaus Peter Mühling am frühen Morgen auf der Straße vor seinem Haus und musste zusehen, wie seine gesamte Existenz den Flammen zum Opfer fiel. Am Tag vor Heiligabend sitzt er in seiner neuen Zweizimmerwohnung und hat nur einen einzigen Wunsch: endlich wieder Normalität.

Ausgebranntes älteres Haus, Feuerwehr läuft drum herum
Ein Brand raubte Klaus Peter Mühling sein Haus und damit seine Exizenzgrundlage. Foto: Anne-Rose Gangl

Das verheerende Feuer, das am 22. Oktober das gesamte Gebäude in der Kuppenheimer Friedrichstraße zerstörte, änderte sein ganzes bisheriges Leben. Klaus Peter Mühling verlor nicht nur seine Wohnung, sondern auch seine komplette Existenz, seine Perspektive für die Zukunft und seinen so lieb gewonnenen Alltag mit den vielen Kontakten zu seinen Kundinnen und Kunden, die in das Schreibwaren-, Textil- und Spielwarengeschäft Mühling gekommen sind. 

Er fühlte sich wie ein Obdachloser, der nur noch seine Kleider am Leib hatte. Fünf Wochen lang lebte er in der Flüchtlingsunterkunft „Kreuz“ in einem kleinen Zimmer, das ihm die Stadt Kuppenheim zur Verfügung gestellt hatte. „Ich bin froh, dass ich das hatte, und mit den Bewohnern bin ich gut ausgekommen, nur meinen Kenny habe ich vermisst“, berichtet Klaus Peter Mühling, der glücklich ist, dass er seinen Malteser-Rüden in der neuen Wohnung halten darf.

Er und Kenny fühlen sich schon wohl in der kleinen Wohnung, die mit dem Nötigsten ausgestattet ist. Einige Möbel wie sein Bett hat er günstig erworben, manch andere Haushaltsgegenstände wurden ihm geschenkt. „Die Hilfsbereitschaft der Menschen in Kuppenheim und auch Nachbargemeinden war überwältigend, ich hätte nicht damit gerechnet, dass mir in diesem Maße Hilfe angeboten wird“, sagt Mühling und dankt allen für die vielen Sach- und Geldspenden, die zahlreichen Essensspenden, die Versorgung mit Kleidung, aber auch die aufmunternden Worte von Freunden und Mitmenschen. „Sie alle helfen mir, in dieser schwierigen Zeit einen Neuanfang zu schaffen“, drückt Mühling seinen Dank aus.

Das „Babbeln“ fehlt am meisten

Dank der Spendenaktion des Fotoclubs Kuppenheim kommt Klaus Peter Mühling aktuell über die Runden. „Metzgereien, Gasthäuser und Dönerladen haben mir angeboten, dass ich bei ihnen umsonst Essen abholen könnte, aber das mache ich nur sehr selten“, sagt der 62-Jährige verlegen, der im kommenden Jahr eine Arbeitsstelle in Aussicht hat. 

Am meisten fehlen ihm sein Geschäft und der Umgang mit den Kunden, die immer regelmäßig gekommen sind. „Früher habe ich immer alles gewusst aus Kuppenheim, ja das Babbeln fehlt mir“, so Mühling, der hofft, endlich bald zu wissen, wie es weitergeht. Zwischenzeitlich konnte geklärt werden, dass es ein Kabelbrand war, der das rund 100 Jahre alte Haus, das noch Holzbalken im Mauerwerk hat, zerstörte. 

„Eigentlich müsste es laut Gutachten der Versicherung so schnell wie möglich abgerissen werden, aber es gibt zum Nachbargebäude nur eine Mauer“, berichtet der brandgeschädigte Hausbesitzer, der noch immer auf die Einigung der beiden Versicherungen wartet. 

Statt Kasse abrechnen gibt es einen Weihnachtsspaziergang

Erst dann kann er entscheiden, ob er nach dem Abriss das Haus nochmals aufbauen lässt oder das Grundstück verkauft. „Schön wäre es, wenn ich wieder einen Laden eröffnen könnte; wäre ich 20 Jahre jünger, dann auf jeden Fall“, erklärt Klaus Peter Mühling seine jetzige Situation. 

„Frohe Weihnachten Herr Mühling“, schrieben die Schüler der Klasse 3b der Favoriteschule Kuppenheim auf ihre Bastelarbeiten. Religionslehrerin Maria Schneider brachte sie ihm zum vierten Advent vorbei. „Da raucht der Kopf vor lauter Gedanken darüber, wie es weitergeht, und dann kommt so eine Überraschung, ist das nicht herrlich?“, gesteht Klaus Peter Mühling gerührt.

Ein Mann mit Brille zeigt verschiedene Briefe
Klaus Peter Mühling erhält viel Mut machende Post Foto: Anne-Rose Gangl

Normalerweise steht er am Heiligen Abend bis 12 Uhr Mittag im Laden und muss danach seine Kasse abrechnen. In diesem Jahr freut er sich auf den Weihnachtsspaziergang mit Kenny, die Anrufe von Freunden und die Weihnachtslieder aus dem Fernsehen am Abend.

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