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Christina Obergföll

Einsatz für Grundbildung: Warum Speerwurf-Weltmeisterin ein Seniorenheim in Muggensturm besuchte

2013 gelangt ihr mit dem Gewinn einer Goldmedaille in Moskau der ganz große Wurf. Nach ihrem Karriereende engagiert sich Christina Obergföll als Botschafterin für das Thema Analphabetismus.

Christina Obergföll, Botschafterin in der Sensibilisierungskampagne zum Thema Analphabetismus und Weltmeisterin im Speerwurf: "Man braucht ein Ziel vor Augen"
Christina Obergföll, Botschafterin in der Sensibilisierungskampagne zum Thema Analphabetismus und Weltmeisterin im Speerwurf. Foto: Ursula Becky

Grundbildung geht alle an. Menschen, die Deutsch lernen, Menschen, die trotz Schulbesuchs in Deutschland noch nicht genug lesen und schreiben können und auch – und ganz besonders: Akteure aus Bildungs- und Arbeitswelten. 

Das Grundbildungszentrum Rastatt hatte im Rahmen einer größer angelegten Sensibilisierungskampagne Führungskräfte von Stadt- und Landkreisen sowie von Organisationen, die mit Menschen mit nur wenig Grundbildung in Kontakt sind oder kommen können, zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. 

Angehende Pflegekräfte lernen Deutsch für den Berufsalltag

Für den vergangenen Dienstag hatten hierfür leitende Vertreter des Kultusministeriums ihren Besuch in einem Ausbildungszentrum angekündigt: Seit Anfang des Jahres lernen im Seniorendomizil Compassio/Haus Sibylla in Muggensturm angehende Altenpflegerinnen mit fehlenden Deutschkenntnissen in entsprechenden Kursen berufsnah Sprache und Schrift. Abgewickelt wird das kostenlose Angebot über das Grundbildungszentrum. 

Als Beispiel einer gelungenen Fördermaßnahme, von der viele in der freien Wirtschaft tätigen Akteure, Vermittler oder Wohlfahrtsverbände oftmals gar nichts wissen, war der Informationstag konzipiert. Veranstalter waren das Seniorendomizil, vertreten durch Heike Schwebel und das Grundbildungszentrum Rastatt, vertreten durch dessen Leiterin Ingeborg Schmid. 

Eine noch etwas größere Resonanz des Aktionstages hätten sich alle Beteiligten erhofft – dennoch sei man dankbar, den anwesenden Gästen aus Wohlfahrtsverbänden, Arbeitsvermittlung und Bildungsinstitutionen einen Überblick über die Angebotspalette des Grundbildungszentrums geben zu können, so Ingeborg Schmid am Rande der Veranstaltung.

Die Einbettung des Informationstages direkt vor Ort in einer Ausbildungsumgebung wie dem Seniorenstift Compassio gebe der Sensibilisierungsaktion einen maximal authentischen Rahmen, wie Einrichtungsleiterin Schwebel deutlich machte. 

Noch nie gab es so viele Argumente für Grundbildung wie heute.
Roland Peter
Sprecher Kultusministeriums

„Noch nie gab es so viele Argumente für Grundbildung wie heute“, erklärte Roland Pete als stellvertretender Leiter des Referats Weiterbildung / Erwachsenenbildung im Kultusministerium. Nach seinen Grußworten und denen von Joachim Schneider (CDU), dem stellvertretenden Bürgermeister von Muggensturm, sprach ein Mann aus der Praxis.

Georg Krähling von der Firma „medentica“ aus dem Bereich Zahnimplantat-Technik gab zu bedenken, inwieweit Sprach- und Grundbildung im Sinne von Qualitätssicherung wichtig sei: Erst Spracherwerb liefere die Voraussetzung, um komplexe Arbeitsprozesse zu verstehen und umzusetzen. 

Das Thema Analphabetismus hat in Baden-Württemberg auch eine offizielle Botschafterin. Die Weltmeisterin im Speerwurf, Christina Obergföll hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Thema bei landesweiten Veranstaltungen durch ihre Präsenz in den öffentlichen Fokus zu stellen. Sie machte deutlich, dass es sich im Grundbildungsbereich lohne – ähnlich wie im Leistungssport –kleinschrittige Erfolge anzustreben und das große Ziel dabei immer im Auge zu behalten.

Emotionaler Höhepunkt war für viele geladene Gäste sicherlich die Geschichte eines ehemaligen von Analphabetismus betroffenen Menschen, der mit und trotz dieser Einschränkung auf ein langes Berufsleben zurückschaut, was ihm vor allem durch den Besuch von Grundbildungskursen gelungen sei, wie er veranschaulichte. Uwe B., der bundesweit als Aushängeschild für eine gelungene berufliche Integration durch Grundbildungskurse durchs Land reist, setzt sich dafür ein, das Thema aus der Tabuzone zu holen. 

Abschließend gab Heike Schwebel noch Einblicke in die Kurswelten in ihrer Seniorenresidenz: angehende Altenpflegerinnen aus drei Kontinenten traten vor das Mikrofon: „Mein Traum ist es, eines Tages gut Deutsch zu sprechen“, drückte es – sichtlich aufgeregt und berührend – eine Kursteilnehmerin aus Kuba aus.

„Ich möchte Deutsch lernen, weil ich mein Leben einfacher machen möchte“, drückt es eine angehende Pflegekraft aus Kroatien am Aktionstag für Grundbildung im Seniorenheim Compassio in Muggensturm aus. 

Der Aktionstag endete mit einer Kurzvorstellung des Gesamtangebotes des Grundbildungszentrums durch Ingeborg Schmid. Diese gingen über die reinen Alphabetisierungs-, Deutsch- und Mathekurse bei Weitem hinaus und stünden allen Arbeitgebern für ihre Mitarbeiter kostenfrei zur Verfügung. 

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