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Wahl am 9. Juni

Niederbühls Ortsvorsteher Klaus Föry verabschiedet sich aus der Kommunalpolitik

Nach 14 Jahren als Ortsvorsteher von Rastatt-Niederbühl tritt Klaus Föry am 9. Juni nicht mehr an. Er zieht sich aus der Kommunalpolitik zurück. Ein Blick auf seine Karriere.

Klaus Foery, Ortsvorsteher in Niederbuehl tritt nicht mehr bei den Kommunalwahlen 2024 an.
Klaus Föry, Ortsvorsteher in Niederbuehl tritt nicht mehr bei den Kommunalwahlen 2024 an. Foto: Frank Vetter

Am 9. Juni finden in Baden-Württemberg die Kommunal- und die Europawahlen statt. Kreis-, Gemeinde- und Ortschaftsräte sind neu zu besetzen. Auf den Wahlzetteln für den Niederbühler Rat wird ein Name nicht mehr stehen: Ortsvorsteher (OV) Klaus Föry zieht sich aus der Kommunalpolitik zurück.

Klaus Föry war 30 Jahre lang Mitglied des Ortschaftsrates und bekleidete 14 Jahre das Amt des Ortsvorstehers. Seit 2015 ist Föry wohl der meistzitierte Ortsvorsteher der Barockstadt. Da begann der Bau des Megaprojektes Rastatter Tunnel, der spätestens am 17. August 2017 mit der Havarie der östlichen Tunnelröhre für bundesweite Schlagzeilen sorgte.

Klaus Föry ist gebürtiger Rastatter, wo er am 24. August 1954 geboren wurde. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Nach dem Abschluss der Realschule absolvierte Föry zunächst eine Ausbildung zum Fernmeldehandwerker. Es folgte ein Studium der Nachrichtentechnik. 1979 trat Föry den gehobenen Dienst beim Offenburger Fernmeldeamt an.

Die alten Haudegen haben sich nicht wirklich um Nachfolger gekümmert.
Klaus Föry
über seinen Einzug in die Kommunalpolitik

In die Kommunalpolitik zog es ihn Ende der 1980er Jahre. Damals hörte der einzige Vertreter der Freien Wähler im Ortschaftsrat der Meerrettichdorfes auf. „Die alten Haudegen haben sich nicht wirklich um Nachfolger gekümmert“, sagt Föry im Gespräch mit dieser Redaktion.

So entschied er, sich für die Freien Wähler zu engagieren, trat ihnen bei und konnte auch Matthias Wich und Peter Brünger dazu bewegen. Beide errangen bei den Kommunalwahlen 1989 Mandate. Fünf Jahre später wurde er selbst Ortschaftsrat.

Zwei zur damaligen Zeit ungewöhnliche Zäsuren lagen noch auf dem Weg zum Ortsvorsteher: 1995 und 1999 ging Klaus Föry für jeweils drei Jahre in einen Vaterschaftsurlaub:. „Das war eine ganz tolle Zeit“, sagte er. Er sei damals ein Exot gewesen, habe eben viele Veranstaltungen als einziger Vater gemeinsam mit jungen Müttern besucht. „Nur beim Tupperware-Abend habe ich gestreikt“, sagt Föry und lacht. 

Dank Bertolds Tipps hatte ich einen leichten Einstieg in diese neue Aufgabe.
Klaus Föry
Ortsvorsteher Niederbühl

Die kommunalpolitische Zäsur folgte 2009. Nach 23 Jahren als Ortsvorsteher trat Arnold Kiefer nicht mehr zur Kommunalwahl an. „Der Generationenwechsel stand an, und ich interessierte mich ohnehin für den Posten des OV. Durch meinen Bruder Bertold habe ich viel mitbekommen über die Tätigkeit eines OV.“ Bertold Föry war Ortsvorsteher in Rauental.

Matthias Wich hab Klaus Föry damals bedrängt, den Posten anzustreben. Im Oktober 2009 wurde Föry „Dorfbürgermeister“ in Niederbühl. „Auch dank Bertolds Tipps hatte ich einen leichten Einstieg in diese neue Aufgabe“, blickt er auf den Beginn seiner OV-Tätigkeit. Von seinem Job bei der heutigen Telekom ließ er sich freistellen.

Großer Erfolg: Verbrauchermarkt für Niederbühl

Von Anfang an habe er Wert darauf gelegt, dass im Ortschaftsrat keine Parteipolitik gemacht werden solle, betont Klaus Föry. Das sei gelungen. Zahlreich Bau- und Infrastrukturprojekte wurden in seiner Amtszeit umgesetzt.

Was war in 15 Jahren als OV besonders positiv, was eher negativ? Als großen Erfolg für die Dorfentwicklung wertet Klaus Föry die Ansiedlung, eines Verbrauchermarktes in Niederbühl. Die Stadtverwaltung hatte einen Markt mit der Begründung der Nähe zur Kernstadt abgelehnt.

Es habe jedoch eine positive Standortbewertung des von der Marktkette beauftragten Architekturbüros gegeben. Föry kontaktierte das Büro, das ihm eine sehr detaillierte Planung inklusive Verkehrsflüsse vorgelegt habe. „Wenn wir bauen wollen, rechnet sich das“, hätten sie zu ihm gesagt. Der Niederbühler OV konnte die Stadtverwaltung der Gemeinderat überzeugen. Im Oktober 2014 öffnete der Markt.

„Da bin ich schon stolz drauf, dass das geklappt hat“, sagt er. Umso mehr, als sich der Backshop im Eingangsbereich zu einem Kaffeetreff für Senioren entwickelt habe. Ein Meilenstein für die Niederbühler sei die Fuß- und Radwegbrücke über die Murg. Für die Entwicklung Niederbühls wichtig sei die Ausweisung des Baugebietes Bastgarten II in Förch von Bedeutung gewesen. Ebenso der Umzug der Ortsverwaltung in die neuen Räume in der Laurentiusstraße.

„So konnten wir einen neuen Bürgersaal im Untergeschoss der Schule einrichten“, sagt Klaus Föry. Die Auflösung der Hauptschule sei zunächst ein harter Brocken für den Ort gewesen, die fast nahtlose Weiternutzung durch die Adventsgemeinde als Salomo Schule dann ein Glücksfall. „Jetzt haben wir eine Grund- und Realschule“, betont Föry. Froh sei er über den bevorstehenden Neubau des Niederbühler Bauhofs.

Havarie des Rastatter Tunnels war große Belastung für den Ort

Die Frage, was besonders negativ war in seiner Amtszeit, ist eigentlich rein rhetorisch: Die doch sehr große Belastung für die Bürgerinnen und Bürger durch den Tunnelbau und die Havarie, sagt Klaus Föry. Als weitere Herausforderung sieht Föry die „unendliche Geschichte“ um das undichte Flachdach der Niederbühler Sporthalle. Trotz der an die Halle gerückten Tunnelbaustelle erfuhr die Bedachung vor zwei Jahren eine Komplettsanierung. „Nach 40 Jahren Flickschusterei“, gibt Klaus Föry zu Bedenken.

Als, vor allem für ältere Förcher, sehr belastend nennt er den Bombenfund im November 2009 und die Evakuierung vor der Entschärfung des Kriegsgerätes. „Da kamen viele traurige Erinnerungen an den Bombenangriff vom Januar 1945 auf“, sagt Klaus Föry.

Damals kamen sechs Förcher ums Leben. Eine weitere, bombenbedingte Evakuierung erlebte Föry im Februar 2023. Diesmal wurde eine Weltkriegsbombe bei der Auffahrt zur neuen Brücke über die Rheintalbahn gefunden. Dass da zwei Krisenstäbe eingerichtet wurden, lässt Föry noch immer den Kopf schütteln.

Föry rechnet bei Kommunalwahl vor Dienstagabend nicht mit einem Ergebnis

Wenn der scheidende OV zusammenfassen soll, was das Amt für ihn ausgemacht habe, sagt Klaus Föry: „Etwas für den Ort zu bewegen und der Bezug zu den Bürgerinnen und Bürgern.“ Wie fühlt er sich, den Abschied vom OV-Stuhl vor Augen? „Ich bin erleichtert“, sagt Föry. Wann genau Klaus Föry wirklich den Schlüssel umdrehen kann, ist nicht ganz klar.

Da bei den Wahlen im Juni die Ortschaftsräte zuletzt ausgezählt werden, werde es vor Dienstagabend wohl kaum ein Ergebnis geben, schätzt Föry. Bis zur konstituierenden Sitzung des OR könne es bis zu den Sommerferien dauern. Dann will sich der Ruheständler seine beiden sportlichen Leidenschaften, dem Tennis und dem Skilaufen mehr widmen.

Neben dem Sport genießt Klaus Föry die Gartenarbeit. Schließlich werde er als „ganz talentierte Handwerker“, wie er sich selbst einschätzt, von seinen Geschwistern immer wieder eingespannt. Schließlich will Klaus Föry die Zeit mit seiner Frau Pia genießen. Langweilig wird es dem scheidenden Ortsvorsteher Niederbühls sicherlich nicht werden.

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