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Nachruf

Investor stirbt überraschend: Thomas Gaiser hat Städtebau in Rastatt maßgeblich geprägt

Einige Denkmäler in Rastatt hat Thomas Gaiser aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Jetzt sollte die Neugestaltung der ehemaligen Stallungen auf dem Joffre-Areal folgen. Dieses Projekt bleibt ihm verwehrt. Der Projektentwickler starb im Alter von 62 Jahren.

Thomas Gaiser
Thomas Gaiser war sozusagen Rastatts Mr. Denkmalentwickler. Foto: Forum

Er war Rastatts Mr. Denkmalentwickler: Thomas Gaiser weckte einige Gebäude in der Barock- und Festungsstadt aus dem Dornröschenschlaf. Als Projektentwickler und Investor wagte er sich nicht nur an historische Bausubstanz und erweckte sie zu neuem Leben. Er war auch ein Experte bei der Transformation von zeitgenössischen Immobilien.

So kaufte Gaiser von der Stadt Rastatt den ehemaligen Stadtwerke-Würfel in der Augustastraße und verwandelte das frühere Bürohochhaus in ein Gebäude mit 20 Wohnungen. Auch eines der größten Gebäude in Rastatt, das 17-stöckige Hochhaus in der Plittersdorfer Straße, erwarb Gaiser von einer Erbengemeinschaft. Die 135 Wohnungen sollten saniert werden.

Thomas Gaisers Motto: „Werte erhalten – Zukunft gestalten“

Einen Namen machte sich Gaiser aber über Rastatt hinaus in erster Linie durch die Entwicklung von Denkmälern. Die Serie in der „Hauptstadt“ Mittelbadens startete 2005, als der geschäftsführende Gesellschafter zweier Bau- und Immobilien-GmbHs unter dem Dachnamen „Forum“ das ehemalige französische Offizierscasino beim Schlosspark erwarb.

Nach Umbau und Sanierung zogen dort die Sparda-Bank, das Wirtshaus Lehners sowie weitere Gewerbetreibende ein. Nebenan errichtete Gaiser zwei Häuser mit 38 Wohnungen. Alt neben neu, das passte zu seinem Motto „Werte erhalten – Zukunft gestalten“.

Dabei ließ es der Investor, der mehr als 30 Jahre in Rastatt aktiv war, nicht bewenden. Auch die ehemalige Max-Jäger-Schule im Zay trägt seine Handschrift.

Aus der früheren Hauptschule machte er eine Wohnanlage. Nebenan errichtete er drei Stadthäuser. Fast 100 Wohnungen entstanden so im Herzen des Zays.

Gaiser engagierte sich auf Joffre-Areal

Spuren hinterließ der verheiratete Vater zweier Söhne auch auf dem ehemaligen Kasernen-Areal Joffre im Dörfel. Gaiser erwarb die drei denkmalgeschützten Mannschaftsgebäude und schuf darin nach Umbau und Sanierung für 30 Millionen Euro insgesamt 112 Wohnungen.

Ein Projekt, für das ihm die Architektenkammer Baden-Württemberg im Wettbewerb „Beispielhaftes Bauen Landkreis Rastatt und Baden-Baden 2014 bis 2021“ eine Auszeichnung zuerkannte.

Luftbild Wohnviertel
Die denkmalgeschützten Stallungen („U“) auf dem Joffre-Areal in Rastatt wollte Thomas Gaiser als nächstes Projekt angehen. Foto: Willi Walter

Und auf Joffre zeichnete sich bereits das nächste Projekt ab. Vor fast genau einem Jahr bekam Gaiser bei einer Zwangsversteigerung im Amtsgericht Rastatt den Zuschlag für die ehemaligen Stallungen und die alte Turnhalle auf dem Konversionsgelände. 2,6 Millionen Euro legte der Investor auf den Tisch. Damit schien der gelernte Kaufmann, der in Renchen geboren wurde, eine unrühmliche Entwicklung auf Joffre zu beenden.

Denn die Zwangsversteigerung war im Zuge der Insolvenz der bisherigen Eigentümerin German Property Group in Gang gekommen. Gaiser griff bei den denkmalgeschützten, aus den Jahren 1844 bis 1847 stammenden Stallungen zu. Er kündigte an, die vorliegenden Pläne des früheren Projektentwicklers aufgreifen zu wollen. In die Stallungen sollten 45 Reihenhäuser „hineingeschnitten“ werden – ergänzt um 14 „Würfelhäuser“ im Innern des „U“.

Doch die Umsetzung dieses Projekts bleibt Gaiser verwehrt. Der Investor ist überraschend im Alter von 62 Jahren gestorben.

Der Umgang mit Immobilien ist Vertrauenssache.
Thomas Gaiser
Verstorbener Investor

Über Jahrzehnte hat er das städtebauliche Gesicht Rastatts weiterentwickelt. Er bestätigte immer wieder sein untrügliches Gespür für historische Gebäude und eine mögliche neue Nutzung. „Der Umgang mit Immobilien ist Vertrauenssache“, lautete eine seiner Maximen.

Eine Umgestaltung zu privatem Wohnraum mit individuellem Charakter, ein Café, vielleicht ein paar besondere Geschäfte, die eine neue Infrastruktur abrunden, ein Umbau, der Ressourcen schont oder eine Architektur, die im Einklang mit der Umgebung steht, die den denkmalgeschützten Häusern eine neue Wertigkeit verleiht: Das waren Ziele, die Thomas Gaiser mit seinen Projekten verfolgen wollte. Diesem Erbe fühlen sich auch seine Söhne Adrian und Maximilian verpflichtet, die das Geschäft weiterführen wollen.

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