Skip to main content

50 Jahre Missionar

Pater Bernhard Wiederkehr aus Rastatt ist gestorben

Seine Mission war ein Leben für die Mission. Pater Bernhard Wiederkehr aus Rastatt war 50 Jahre lang Missionar in Südafrika. Nun ist er gestorben.

Pater zelebriert Messe im Freien.
Pater Bernhard Wiederkehr feierte an Christi Himmelfahrt 2023 im Rastatter Schlosspark noch sein 60-jähriges Priesterjubiläum. Foto: Jakob Sax

Die Missionsarbeit hat er als seine Lebensaufgabe angesehen und 50 Jahre in Südafrika gewirkt. Am 4. September ist der in Rastatt aufgewachsene Pater Bernhard Wiederkehr nun im Missionshaus der Spiritaner in Knechtsteden gestorben.

Immer wieder und gerne war er zu Besuch in Rastatt, feierte die Gottesdienste mit den Gemeinden. Viele aus den Pfarreien erinnern sich an schöne Begegnungen mit dem stets freundlichen, weltoffenen Pater, der viel Interessantes zu erzählen wusste.

Jahrzehntelange Unterstützung durch den Missionsausschuss Zwölf Apostel

„An Christi Himmelfahrt hatte er im Rastatter Schlosspark noch das Fest seines 60-jährigen Priesterjubiläums gefeiert“, schreibt Stadtpfarrer Ralf Dickerhof in seinem Nachruf. Überhaupt bestand eine enge Verbundenheit der Rastatter Pfarreien auch zur Missionstätigkeit von Pater Wiederkehr.

So wurde 1977 der Missionsausschuss Zwölf-Apostel gegründet, der mit Erlösen aus seinem bekannten Bücherflohmarkt und dem Missionströdel unter der Maria-Königin-Kirche unter anderem die Arbeit des Paters unterstützte.

Dabei halfen auch Wiederkehrs Schwester Maria Fieber und ihr Mann stets tatkräftig mit. Mit dem Geld aus Rastatt ermöglichte Pater Bernhard jungen Männern eine Berufsausbildung, nutzte es für Schulgelder oder unterstützte Aids-Waise.

Priester
Pater Bernhard Wiederkehr 1963 bei seiner Nachprimiz in Maria Königin Rastatt. Foto: BT-Archiv

Geboren wurde Bernhard Wiederkehr 1937 in Rielasingen, aufgewachsen ist er in Rastatt, absolvierte 1956 das Abitur am Ludwig-Wilhelm-Gymnasium. Er studierte in Freiburg und München Theologie, trat in die Ordensgemeinschaft der Spiritaner ein und empfing am 1. Mai 1963 in Knechtsteden die Priesterweihe.

Seine Heimatprimiz feierte er wenige Tage später in der Maria-Königin-Kirche im Zay. „Pater Bernhard hat mit seiner bescheidenen Art gelebt, was sein Primizspruch ausdrückt“, sagt Pfarrer Dickerhof über ihn: „Wir sind nicht Herren über euren Glauben, sondern Diener zu eurer Freude“ (2 Kor 1,24). 

Ich habe einen ganz leichten Zugang zu den Menschen.
Bernhard Wiederkehr
Spiritaner-Pater

„Ich habe einen ganz leichten Zugang zu den Menschen“, sagte er einmal. Das ebnete ihm in seiner Missionstätigkeit viele Wege. 1963 kam er als einer von 22 deutschen Spiritanern in die Diözese Bethlehem – eine Reise mit dem Schiff durch den Suez-Kanal.

Das Apartheid-Regime und die Rassen-Unruhen hat er miterlebt, wurde oft unter Lebensgefahr bei Auseinandersetzungen zwischen Schwarzen und Weißen vermittelnd tätig.

Die weißen Farmbesitzer musste er einst um Erlaubnis bitten, wenn er die dunkelhäutigen Farmarbeiter in Harrismith in der Provinz Freistaat besuchen wollte, um mit ihnen zu beten und Gottesdienste zu feiern.

Viele Farmer jagten ihn einfach davon. „Wir galten für sie als die ,römische Gefahr’, weil wir mit den Schwarzen sympathisiert hatten“, erinnerte er sich in einem Gespräch mit dieser Redaktion einmal an seine Anfangszeit.

Pater Bernhard Wiederkehr.
Pater Bernhard Wiederkehr. Foto: Daniela Körner

Vier Sprachen lernte Pater Bernhard während seiner Missionarstätigkeit: Englisch, Zulu, Se Sotho und Afrikaans. Er hat erlebt, wie die Aids-Epidemie in Südafrika ganze Familien ausgelöscht und viele Kinder zu Waisen gemacht hat.

Bis 1977 blieb Pater Bernhard bei den Zulus, dann arbeitete er bei den Ba Sotho. Später lebte der Seelsorger in Locations, den Stadtteilen der Schwarzen, zu denen er nur mit einer Sondergenehmigung Zugang hatte.

Abends besuchte er in einem Team Menschen in den Hostels, Wohnsilos der schwarzen Arbeiter, die vom Land in die Stadt gezogen waren. In Durban kümmerte er sich zwischen 1997 und 2003 unter anderem in einem großen Hospital um unheilbar Kranke und Sterbende.

Verständnis für Kritik an europäischer Missionsarbeit

Er verstand die Kritik vieler Afrikaner an der europäischen Missionsarbeit: „Mir wurde oft gesagt: Ihr habt uns das Christentum gebracht in einem europäischen Kleid.“ Pater Bernhard sah deshalb die Inkulturation als große Aufgabe. Schließlich „kam Jesus nicht, um die Tradition zu zerstören, sondern, um sie zu erfüllen“.

In seiner Arbeit in Südafrika habe er oft auf eine besondere Weise erlebt, wie das Opfermahl die Lebenden und die Toten miteinander verbinde.

Pater Bernhard Wiederkehr
Er war stets ihr „Father“: Pater Bernhard mit Kindern in Südafrika. Foto: Erwin Fieber

1989 ging er zum Studium nach Pittsburgh (USA), um sich auf eine neue Aufgabe vorzubereiten: die Einführung von jungen afrikanischen Männern ins Ordensleben. Seine Arbeit in Afrika unterbrach Pater Bernhard ein weiteres Mal 2003 bis 2006. Diesmal schulte er in Stuttgart Missionare auf Zeit.

Danach kehrte er wieder nach Südafrika zurück, das ihm längst Heimat geworden war. Die letzten Lebensjahre verbrachte Pater Bernhard in Broichweiden bei Aachen, wo er in einem Haus seines Ordens nach Kräften mithalf. Zuletzt war er krankheitsbedingt im Missionshaus in Knechtsteden.

Fahrt zur Beerdigung

Am Dienstag, 12. September, ist um 15 Uhr in der Klosterkirche Knechtsteden das Requiem für Pater Bernhard, anschließend die Beisetzung auf dem Klosterfriedhof. Die Katholische Seelsorgeeinheit Rastatt organisiert eine Fahrt mit dem Bus. Er startet an folgenden Punkten: 7 Uhr Heilig Kreuz, 7.10 Uhr Maria Königin, 7.15 Uhr Zwölf Apostel, 7.25 Uhr Kapellenstraße, 7.30 Uhr Herz Jesu Münchfeld. Gegen 12 Uhr wird ein gemeinsames Mittagessen sein (Selbstzahler). Die Klostergemeinschaft lädt alle zu Kaffee und Kuchen ein. Rückfahrt gegen 18 Uhr. Anmeldungen (mit Angabe der Einstiegsstelle) nimmt das Stadtpfarramt unter der Telefonnummer (0 72 22) 40 63 61 10 entgegen oder per E-Mail an pfarrbuero@kath-rastatt.de. Für die Busfahrt werden pro Person 10 Euro erbeten, die im Bus zu bezahlen sind. Am Freitag, 15. September, wird um 18 Uhr in Zwölf Apostel Rastatt das heimatliche Requiem für den Verstorbenen gefeiert. as

nach oben Zurück zum Seitenanfang