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Mobilitätskonzept

Verkehrsplaner mahnen: Rastatt ist noch zu freundlich zu Autofahrern

Rastatt muss mehr für Radfahrer und den Busverkehr machen. Ein sinnvolles Mobilitätskonzept muss her, lautet die Empfehlung eines Projektbüros. Nun soll gegengesteuert werden.

Mehr Busse, bessere Taktung mit der Bahn: Nur wenn der ÖPNV leistungsfähig und attraktiv wird, kann er eine Alternative zum Individualverkehr sein.
Mehr Busse, bessere Taktung mit der Bahn: Nur wenn der ÖPNV leistungsfähig und attraktiv wird, kann er eine Alternative zum Individualverkehr sein. Foto: Archiv Martina Holbein

Ohne dass die Bürger mitgenommen werden, wird eine Änderung des Mobilitätsverhaltens nicht gelingen, kann ein noch so sinnvolles Mobilitätskonzept nicht umgesetzt werden.

Die Eckpunkte des „integrierten Mobilitätskonzepts Rastatt“ stellte Verena Zeidler, stellvertretende Projektleiterin des beauftragten Büros PTV Group, in einem Schlussbericht den Mitgliedern des Technischen Ausschusses Rastatt vor.

In Rastatt wird zu viel mit dem Auto gependelt

In einer Ist-Analyse stellte sich heraus, dass die Motorisierung in Rastatt sehr hoch ist, höher als in Städten vergleichbarer Größe. Dazu kommen starke Pendlerbewegungen, die täglich in die Stadt ein- und auspendeln. Außerdem wächst die Stadt überproportional im Bundes- und Landesvergleich, was einen weiter steigenden Motorisierungsgrad nach sich zieht.

Die innerstädtische Verkehrspolitik hat dem in den vergangenen Jahrzehnten Rechnung getragen, war sehr Autofahrer freundlich ausgerichtet. Das ging zu Lasten der Radfahrer und Fußgänger. Dennoch ist sie jetzt auch für Autofahrer an einem Punkt angekommen, wo Weiterentwicklung in die alte Richtung kaum mehr möglich ist.

Lärm, Staus und Abgase in der Innenstadt, nervende Parkplatzsuche, gefährliche Situationen für Radfahrer und Fußgänge: Für die Planer heißt das, der ÖPNV muss gefördert werden. Er muss attraktiv werden, damit er für die Bewohner der Stadtteile eine ernstzunehmende Alternative zum Auto sein kann.

Weitere Problempunkte sind die mangelhaften ÖPNV-Verbindungen in die Ortsteile, besonders in den Abendstunden, am Wochenende und in den Ferien, wenn der Schulbusverkehr wegfällt. Eine Stärkung des ÖPNV könnte helfen, damit weniger Individualverkehr in die Innenstadt fährt. Das gleiche gilt auch für die Pendlerverkehre, für die neue Konzepte gedacht werden müssen. Außerdem regte Verena Zeidler eine effizientere Schaltung der Ampelanlagen an, um den Verkehrsfluss zu verbessern.

Radfahrer und Fußgänger leben in Rastatt gefährlich

Der Radfahrer lebt in Rastatt gefährlich, da die Verkehrsführung oft parallel zum Autoverkehr verläuft. Gerade an Knotenpunkten und schmalen Radwegen gibt es Konfliktpotenzial, das allerdings auch da anfällt, wo sich Radfahrer und Fußgänger einen Straßenbereich teilen. Es sei daher wichtig, so Zeidler, dass der Verkehr so umgebaut und geordnet werde, dass sich auch die „schwächeren“ Verkehrsteilnehmer sicher fühlen.

Ziel ist es, so der Schlussbericht, den Individualverkehr bis 2035 um 35 Prozent zu senken und den Anteil des ÖPNV um zehn Prozent zu stärken. Um das zu erreichen, hat das Büro einen Maßnahmenkatalog erstellt, Maßnahmen priorisiert und sich die Kosten dafür angeschaut.

Der Bericht schlägt eine integrierte Netzkonzeption für Fuß-, Rad- und Autoverkehr vor, die in drei Vorrangnetze unterteilt ist mit jeweils unterschiedlichen Zielen: Im Vorrangnetz Auto gelte es, die Verkehrsbelastung zu bündeln und die Bedingungen für den Busverkehr zu verbessern.

Beim Rad müssen Lücken im Radwegenetz geschlossen und ein verlässlicher Standard mit Beleuchtung und wetterfestem Belag zur ganzjährigen Nutzung geschaffen werden. Auch ausgewiesene Fahrradstraßen können zum Gefühl der Sicherheit beitragen. Für das Vorrangnetz Fuß sollte eine erste Netzgrundlage geschaffen, die Infrastruktur auf wichtigen Verbindungen verbessert werden und dies als Grundlage für eine bessere Beschilderung dienen.

Um die Aufenthalts- und Wohnqualität in der Stadt zu verbessern und um die Klimaziele zu erreichen, werden Einschnitte in liebgewordene Bequemlichkeiten nötig sein. Die Mitglieder des Technischen Ausschusses beschlossen mit neun Ja-, zwei Nein-Stimmen und drei Enthaltungen die Empfehlung an den Gemeinderat, die Vorrangnetze umzusetzen. Der Gemeinderat soll die Verwaltung außerdem mit der Umsetzung der priorisierten Maßnahmen zur Infrastruktur und der Erarbeitung eines Parkraum- und öffentlichen Nahverkehrskonzepts beauftragen und zudem das Weiterbestehen des Mobilitätsrates beschließen.

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