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„Wilde Worte“

Warum es einen Poetry Slam in der Kultkneipe Schnick-Schnack in Rastatt gibt

„Wilde Worte“ im Schnick-Schnack: In der Kultkneipe in Rastatt-Niederbühl messen sich erstmals Laien- und Profipoeten bei einem Poetry Slam. Der Anstoß kommt von einer Newcomerin.

Eine Frau und ein Mann stehen vor einem Lokal. 
Neu-Slammerin Rosita Wolf und Wirt Frank Hildenbrand freuen sich auf den Poetenwettstreit, der erstmals im Schnick-Schnack in Rastatt ausgetragen wird. Foto: Hans-Jürgen Collet

Es ist ein Erlebnis mit Aha-Effekt: Als Rosita Wolf mit ihrem Mann erstmals einen Poetry Slam in Baden-Baden besucht, ist sie sofort infiziert. „Das will ich auch“, sagt die 55-Jährige begeistert zu ihrem Angetrauten. Denn: Da könnte sich ein neues Hobby für sie auftun.

Gleich am nächsten Tag setzt sie sich hin und schreibt den ersten Text. Der fließt förmlich aus ihr heraus: Thema: „Aus dem Leben einer Klatschreporterin – Fiktion und Wirklichkeit“. 

Damit kennt sich Wolf aus. Schließlich ist sie gelernte Journalistin und hat die Redaktionsleitung für mehrere Zeitschriften und Magazine in einem Baden-Badener Verlag.

Poetry-Slam im Schnick-Schnack in Rastatt: Publikum entscheidet, wer gewinnt

Doch Schreiben ist das eine, eigene Texte auf der Bühne vorzutragen, noch einmal etwas ganz anderes. Beim Poetry Slam gibt es keine Hilfsmittel wie Verkleidungen oder Requisiten und damit keine Ablenkung.

Allein die Akteure stehen im Rampenlicht – mit ihren Gedanken, ihrem Textzettel und einem Mikrofon. Ob der Vortrag gefällt und wer weiter kommt und gewinnt, entscheidet allein das Publikum.

Rosita Wolf hat keine Angst vor dem Mikrofon. Zehn Jahre war das Nordlicht aus Bremerhaven Freizeit-Quizmasterin im Rheinau Pub in Rastatt und anderthalb Jahre parallel dazu im Schnick-Schnack in Niederbühl. Ideen hat sie viele, aber: „Man weiß ja nicht, wie das Publikum darauf reagiert.“ 

Also lässt sie einen ersten Testballon steigen, liest ihr Werk auf einer privaten Geburtstagsfeier. „Es war mucksmäuschenstill. Die Gäste haben gebannt zugehört.“ Es gibt Applaus, aber auch einen Kritikpunkt.

„Meint ihr, dass man damit auf eine Bühne kann?“, fragt sie vorsichtshalber in die Runde und erhält eine eindeutige Antwort: „Ja, unbedingt.“ Auf einer weiteren Party trägt sie einen zweiten Text vor. Das Feedback ist toll.

Zur weiteren Vorbereitung Workshop bei einer Slammerin besucht

Gleichwohl: „Da hat man schöne Texte und will damit auf die Bühne, hat aber doch ein bisschen Angst“, räumt sie ein. Da ist der Profi eben auch nur Mensch. Zu Weihnachten bekommt sie einen Workshop in Karlsruhe geschenkt – bei der bekannten Slammerin Nathalie Friedrich.

„Ich habe gedacht, da sitzen nur 18-Jährige und ich bin die Älteste“. Das ist nicht der Fall. Der Workshop entpuppt sich als wertvolle Erfahrung. Dann erfährt sie, dass für den Poetry Slam im Kellertheater in Rastatt am 15. März auch Frischlinge gesucht werden. Sie traut sich, meldet sich an, rechnet aber nicht mit einer Zusage. „Schließlich habe ich das noch nie gemacht und der Moderator kennt mich ja gar nicht.“

Es macht mir unheimlich Spaß, in fröhliche Gesichter zu gucken. 
Rosita Wolf
Neu-Slammerin

Rosita Wolf drängt es aber auf die Poeten-Bühne. „Es macht mir unheimlich Spaß, in fröhliche Gesichter zu gucken. Ich mag Aufregung und Abwechslung, und ich bin unheimlich neugierig auf etwas Neues. Das ist das, was mich treibt.“

Sie weiß aber nicht, ob das mit Rastatt klappt. Da kommt ihr eine pfiffige Idee – frei nach dem Motto: Dann veranstalten wir eben einen Poetry Slam, bei dem ich sicher mitmachen kann. Das Schnick-Schnack würde sich gut für einen Wettstreit der Worte eignen, überlegt sie sich – und fragt an.

Ich bin schon sehr gespannt, wie das Format in einem Restaurantbereich ankommt. 
Frank Hildenbrand
Betreiber des Schnick-Schnack

Frank Hildenbrand, Betreiber der Kultkneipe, ist gleich „Feuer und Flamme“. Er sei grundsätzlich an kulturellen Veranstaltungen interessiert und bereit, Neues auszuprobieren, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion: „Ich bin schon sehr gespannt, wie das Format in einem Restaurantbereich ankommt.“

Er kenne die Poetry-Szene nicht, könnte sich aber vorstellen, durch den Dichterwettstreit auch neue Gäste zu gewinnen. Wie beim Karaoke-Angebot: „Da kommen auch Leute aus Pforzheim und Oberkirch.“ Und sollte das Konzept funktionieren, könnte sich der Poetry Slam vielleicht als Veranstaltung etablieren.

Rosita Wolf nimmt die Organisation in die Hand

Rosita Wolf nimmt sofort die Organisation in die Hand. Holt sich Tipps von Nathalie Friedrich, erhält den Hinweis auf die Land-Kultur-Schaffenden Südwest. „Da gibt es ganz viele Poetry-Slammer“, sagt sie und schreibt dorthin. Ein gewisser Rolf Suter ruft sie zurück.

Der findet die Idee klasse und fragt bei Wortakrobaten nach, ob sie Lust haben, mitzumachen. Sie haben. So gibt es am 12. April erstmals „wilde Worte im Schnick-Schnack“, so der Untertitel der Veranstaltung. Rolf Suter übernimmt die Moderation. Acht Laien- und Profipoeten treten an, darunter Rosita Wolf.

Ihre Feuertaufe steht aber bereits am 15. März in Rastatt an. Denn in der Zwischenzeit ist die Zusage gekommen. So gibt es für die Newcomerin gleich eine doppelte Premiere als Slammerin. „Ich habe ja noch keine Erfahrung. Ich bin daher total happy, dass ich da überhaupt mitmachen darf.“

Welche Werke sie auswählen wird, weiß sie noch nicht. Weitere verfasst hat sie bereits. „Meine Texte sind in der Regel lustig, witzig, aus dem Leben gegriffen“, verrät sie. 

Lampenfieber vor dem großen Auftritt

„Noch habe ich eine freudige Erwartung und Neugier in mir“, gibt Rosita Wolf Einblick in ihre Gefühlswelt, „aber mit Sicherheit wird die Aufregung vor dem Auftritt steigen“. Und das Lampenfieber. Davor ist auch ein Profi nicht gefeit.

„Ich glaube aber, dass Authentizität ganz wichtig ist“, meint sie: „Ich verstelle mich nicht und bleibe auch auf der Bühne, wie ich bin. Entweder es gefällt einem oder es gefällt einem nicht.“

Service

Der Poetry Slam im Schnick-Schnack findet am 12. April um 20 Uhr statt. Der Eintritt ist frei, der Hut geht rum.

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