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Kritik an Organisatoren

„Befürchtungen bestätigt“: BUND steigt aus Bundesgartenschau in Mannheim aus

Die nach eigenem Anspruch nachhaltigste Bundesgartenschau aller Zeiten im kommenden Jahr in Mannheim verliert mit dem BUND einen Partner. Wieso das so ist.

Der Rohbau des Panormamstegs, einer der Symbolbauten der Bundesgartenschau, steht an der Feudenheimer Au.
„Erhebliche Einschnitte“: Einzelmaßnahmen wie der Panoramasteg an der Feudenheimer Au werden dem BUND in der Summe zu viel. Foto: Uwe Anspach/dpa

Die Bundesgartenschau (Buga) in Mannheim legt die Messlatte selbst hoch: Sie möchte als die nachhaltigste aller Zeiten in die Geschichte eingehen.

Doch nun steigt der Umweltschutzverband BUND aus der Mammutveranstaltung aus. Der Landesverband Baden-Württemberg, der Regionalverband Rhein-Neckar-Odenwald und der Kreisverband Mannheim üben heftige Kritik, weil Klimaschutz und Nachhaltigkeit letztlich doch auf der Strecke blieben.

Steine des Anstoßes sind das Naturschutzgebiet „Feudenheimer Au“ und der Umgang mit den Ressourcen Boden und Wasser.

Aktuell werden unsere Befürchtungen bestätigt.
Bianca Räpple, BUND-Regionalgeschäftsführerin

„Wir hatten bereits früh in der Planungsphase auf Defizite hingewiesen, vor allem bezüglich der vielen Einzelmaßnahmen wie Radschnellweg, Panoramasteg, Gewässer oder Seilbahn im Schutzgebiet, die in der Summe erhebliche Einschnitte darstellen. Aktuell werden unsere Befürchtungen bestätigt“, so BUND-Regionalgeschäftsführerin Bianca Räpple auf Anfrage.

Auch im Umsetzungsprozess sehe man weiterhin Mängel gerade im Hinblick auf das angekündigte ökologische Baustellenmanagement.

Gleichzeitig wurde und werde in punkto Biodiversität nicht konsequent genug gehandelt. Ob das noch vorhandene Orchideenvorkommen nach der Umsetzung der Baumaßnahmen noch erhalten werden kann, sei ebenso fraglich wie die Rettung des Wildbienenbestandes, so die Sprecherin.

Zudem komme der Schutz der Haubenlerche wahrscheinlich zu spät, denn bei den Bäumen auf dem Gelände der früheren US-Kaserne Spinelli habe die Geschäftsführung der BUGA fast ausschließlich auf nicht-heimische Arten gesetzt.

Grundsätzlich bewerten die Fachleute die Entsiegelung durch Rückbau der Hallen sowie die geplante Drei-Felder-Wirtschaft positiv. „Schauen wir uns jedoch den Artenschutz an, dann wurden und werden Entscheidungen getroffen, welche der Natur und der Landschaft nicht dienlich sind, oft zu Gunsten der gärtnerischen Ausstellungsästhetik oder weil die Zeit drängt“ erläutert Räpple.

BUND will Veranstaltung in Mannheim weiter kritisch begleiten

Die Umweltschützer setzten sich mit den anderen Verbänden bereits frühzeitig dafür ein, das vorhandene Potenzial der ausgewählten Flächen für die Bundesgartenschau zu nutzen.

Die vorhandenen Biotope sollten möglichst erhalten bleiben und in die Freiraumplanungen integriert werden. Dieses Vorgehen sei ressourcensparend, kostengünstig und schone die Umwelt.

Die dafür nötigen Änderungen seien jedoch leider nur unwesentlich vorgenommen worden, so die Regionalgeschäftsführerin. Es zeige sich an diesem Großprojekt deshalb einmal mehr, dass schwere Eingriffe in die Natur in der Theorie nach Ökopunkten leicht auszugleichen seien.

Die Umsetzung hingegen sei aufwändig, binde Personal und finanzielle Mittel und die gewünschte Qualität werde bei der Buga in Mannheim wohl kaum erreicht.

Deshalb habe sich der BUND entschieden, sich nicht – wie ursprünglich angedacht – mit Vortragsveranstaltungen an der Blumenschau zu beteiligen. Konstruktiv und kritisch begleiten will man die Mammutveranstaltung jedoch weiterhin.

Auch Veranstaltungen zum Umgang mit Klima- und Biodiversitätskrise stehen auf der Agenda für das kommende Jahr – aber eben nicht mehr im offiziellen Kalender der Stadt Mannheim.

Chef der Bundesgartenschau kann Kritik nicht nachvollziehen

Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach findet den Ausstieg des BUND bedauerlich. Man freue sich aber, dass eine Vielzahl anderer Naturschutzverbände und Initiativen die Chance der Buga 23 gerne nutzen wollen.

„Für den BUND wäre dies eine gute Chance gewesen, einem breiten Publikum seine Themen nahe zu bringen“. Die Kritik des BUND könne er nicht nachvollziehen. „Wir verwenden Materialien wieder. Aus dem entnommenen Betonboden der U-Halle haben wir Quader geschnitten und sie in der Feudenheimer Au zu einem Eidechsen-Habitat zusammengesetzt.“

Die temporär auf dem Buga-Gelände gepflanzten 2023 Zukunftsbäume hießen deshalb so, weil es sich ausnahmslos um Baumarten handelt, die von den Fachleuten für zukunftsfähige Baumarten in den Städten empfohlen worden seien. Es handelt sich um Bäume, die klimatische Verhältnissen in einer Stadt aushalten. Sie werden nach der Gartenschau im Stadtgebiet Mannheim umgepflanzt.

Auch das Thema Haubenlerche stelle sich anders da, so Schnellbach. Seit fast zwei Jahren gäbe es solche Vögel auf dem Spinelli-Gelände nicht mehr.

Unabhängig davon habe die Gesellschaft aktuell über 1,4 Millionen Euro für Natur- und Umweltschutzgutachter und -berater ausgegeben, um mit fachlicher Unterstützung die Fläche verantwortungsvoll und nachhaltig zu gestalten.

„Die Kritik des BUND ist nach unserer Auffassung deshalb nicht berechtigt, auch wenn wir für uns nicht beanspruchen, immer alles richtig zu machen“, so der Geschäftsführer.

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