Skip to main content

Gewerkschaften

Baden-württembergischer DGB-Chef fordert „gesunde Arbeitsplätze“

Kai Burmeister leitet den Landesverband des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Angesichts des hohen Krankenstands sieht er die Unternehmen in der Pflicht.

Eine Demonstrantin fordert bei einer DGB-Kundgebung zum 1. Mai auf dem Anger die Vier-Tage-Woche. (Zu dpa "Umfrage: Viel Interesse an Vier-Tage-Woche - bei vollem Lohnausgleich") +++ dpa-Bildfunk +++
Könnte eine Vier-Tage-Woche Abhilfe schaffen? Foto: Michael Reichel/dpa

Baden-Württembergs DGB-Chef Kai Burmeister hat die Verantwortung von Unternehmen für die Gesundheit ihrer Beschäftigten angemahnt. Angesichts des Fachkräftemangels würden hier nicht alle Potenziale genutzt, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. In großen Konzernen passiere in dieser Richtung schon viel. Doch bei kleinen und mittelständischen Unternehmen passiere oft zu wenig, da diese häufiger nicht über die entsprechenden Ressourcen verfügten und Personalabteilungen entsprechend überfordert seien.

Im vergangenen Jahr hat sich der Krankenstand in Baden-Württemberg auf einem Rekordniveau festgesetzt. Wie im Jahr 2022 habe der Krankenstand auch 2023 bei 4,7 Prozent gelegen, teilte die Krankenkasse DAK im Januar mit Verweis auf Daten ihrer Versicherten mit. Im Schnitt hatten die DAK-Versicherten im Südwesten rund 17 Fehltage pro Kopf. Im Vergleich zu Versicherten in anderen Bundesländern waren die Menschen in Baden-Württemberg allerdings weniger krankgeschrieben. Bundesweit lag der durchschnittliche Krankenstand demnach bei 5,5 Prozent.

Krankenkasse: Umfassende Offensive notwendig

Die hohen Fehlzeiten beeinträchtigten die Abläufe vieler Betriebe und Behörden, sagte Siegfried Euerle, Landeschef der DAK, laut Mitteilung. Aus Sicht der Krankenkasse braucht es deswegen eine „umfassende Offensive für das betriebliche Gesundheitsmanagement“.

Die Arbeitgeber stünden in der Verantwortung, gesunde Arbeitsplätze zu schaffen, sagte DGB-Chef Burmeister. Dafür müssten sie etwa Gefährdungsanalysen durchführen und entsprechende Gefahren dann auch beheben. Die kleinen und mittelständischen Unternehmen sollten mehr unterstützt werden. Dafür müsste etwa das Präventionsangebot der Rentenversicherung bekannter gemacht werden. Außerdem könnten Krankenkassen längerfristig erkrankte Beschäftigte kontaktieren und auf Maßnahmen zur Rehabilitation hinweisen. Auch die Gewerbeaufsicht sei gefragt, doch diese sei laut Burmeister in Baden-Württemberg personell schlecht aufgestellt.

„Arbeitsschutz und betrieblicher Gesundheitsschutz sind in Deutschland auf einem sehr guten Niveau“, teilte der Hauptgeschäftsführer der Unternehmer Baden-Württemberg, Oliver Barta, mit. Das gesetzliche Niveau sei sehr hoch. Die pauschale Aussage, dass in kleineren Unternehmen wenig passiere, nur, weil vielleicht manches nicht dokumentiert werde, sei aber nicht zutreffend.

Unternehmer sprechen von Verantwortung der Beschäftigten

„Wir haben ein engmaschiges Netz verschiedener Akteure, die sich gemeinsam mit den Betrieben um Gesundheitsschutz, Prävention oder Rehabilitation kümmern“, sagte Barta. Hier könnte man sicherlich durch mehr Klarheit an den Schnittstellen noch etwas verbessern. Im Übrigen sei Gesundheitsschutz nicht allein Aufgabe der Betriebe. „Es liegt auch in der Eigenverantwortung der Beschäftigten, durch ihr persönliches Verhalten für ihre Gesundheit und für den Erhalt ihrer Beschäftigungsfähigkeit zu sorgen“, so Barta.

Hier liege laut Barta sicherlich noch ein größerer Hebel für Verbesserungen als in neuen Pflichten, die für eine höhere Bürokratie- und Kostenbelastung der Betriebe sorgten. Diese wären dem Gesundheitsschutz nicht zuträglich.

nach oben Zurück zum Seitenanfang