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Höhere Löhne gefordert

Erste Chemie-Tarifrunde Baden-Württemberg endet ergebnislos

Arbeitgeber und Gewerkschafter verhandeln in Karlsruhe über eine Lohnerhöhung - doch die erste Runde endet ohne Ergebnis.

Untr anderem mehr Lohn fordern die Beschäftigten in der Chemieindustrie.
Unter anderem mehr Lohn fordern die Beschäftigten in der Chemieindustrie. Foto: Klaus Landry

Chemie und Pharmazeutik sind nach der Metall- und Elektroindustrie die zweitgrößte Branche in Baden-Württemberg. Am Mittwoch eröffneten Vertreter der Arbeitgeberseite und der baden-württembergischen Chemie-Gewerkschaft (IGBCE) in Karlsruhe die diesjährige Tarifrunde.

Anfang Februar hatten die Verbände Chemie-BW bei der Jahrespressekonferenz ihre Zahlen vorgestellt, die sich sehen lassen können. Unbeeindruckt von der Pandemie konnte die Branche wie schon in den Vorjahren ihren Umsatz steigern, 2021 um 15,5 Prozent auf 25,7 Milliarden Euro. Von diesem Geld möchten die rund 66.000 Beschäftigten im Land stärker profitieren und fordern eine Erhöhung der Entgelte über der Inflationsrate sowie höhere Ausbildungsvergütungen, um mehr Nachwuchs zu gewinnen.

In vielen Betrieben, die mitten im Transformationsprozess stecken, geht es außerdem um den Schutz der Beschäftigten. Die Gewerkschaft fordert mehr strategische Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen. Nach der ersten Gesprächsrunde gingen beide Parteien erwartungsgemäß ohne Ergebnis auseinander.

Die IGBCE-Landesbezirksleiterin und Verhandlungsführerin Catharina Clay stellte bereits im Vorfeld klar: „Geld ist da. Es ist nur die Frage, wofür gibt man es aus.“

Arbeitgeber sehen große Herausforderung durch Weg zur Klimaneutralität

Der Arbeitgeberverband (agvChemie) hält dagegen, die Branche stehe auf dem Weg zur Klimaneutralität vor einem riesigen Umbruch und müsse in Forschung und Entwicklung investieren. Zudem seien die Entgelte der Chemiebeschäftigten in den vergangenen zehn Jahren doppelt so stark gestiegen wie die Verbraucherpreise.

Ihr Verhandlungsführer Andreas Schmitz betonte: „Wir können jetzt keine weiteren Belastungen gebrauchen, sonst ist der Standort ernsthaft gefährdet.“ Weiter verweisen die Arbeitgeber, dass Tarifabschlüsse von allen Unternehmen getragen werden müssten und sich deshalb nicht nur am oberen Umsatzdrittel der Unternehmen orientieren dürften.

Gleichzeitig waren die Gespräche in Karlsruhe vom Ukraine-Krieg und den damit verbundenen großen Unsicherheiten überschattet. Die Partner der Tarifkommission zeigten sich einig, dass von politischer Seite alles getan werden müsse, um Russlands Angriff zu stoppen.

Ukraine-Krieg belastet Chemieunternehmen im Land

Für die Chemieunternehmen im Land, für die Gas sowohl als Rohstoff als auch Energiequelle derzeit ohne Alternative ist, bedeuten die explodierenden Preise und Lieferengpässe allerdings eine große und noch nicht abschätzbare Belastung.

Dagegen gibt es laut Verbandssprecher Andreas Fehler nur relativ wenig Chemie- und Pharmabetriebe im Land mit engen Geschäftsbeziehungen und Standorten in Russland oder der Ukraine. Die hohen Auslandsumsätze (2021 plus 13,9 Prozent) würden hauptsächlich in Europa, den USA und teilweise Asien generiert.

Hohe Energiepreise und die weiter steigende Inflation führen auch die Arbeitnehmer als Argumente für ihre Forderungen an und berufen sich dabei u. a. auf den Fachkräftemangel, der für die Branche bereits seit Jahren ein großes Problem ist. Um mehr Auszubildende und Studierende zu gewinnen, müsse die Branche attraktiver werden. Eine Forderung der Gewerkschaft lautet: Die einheitliche Erhöhung der Schichtzuschläge für Nachtschichten auf 25 Prozent.

Gewerkschaft bemängelt Rückgang der Ausbildungsplätze

Kein Verständnis hat Verhandlungsführerin Clay, dass die Unternehmen zuletzt 13 Prozent weniger Ausbildungsplätze angeboten hatten. Das sei die falsche Antwort, wenn man wie nach Aussage der Betriebe etwa zehn Prozent der Ausbildungsplätze nicht besetzen könne.

Stattdessen möchte die IGBCE den bereits bestehenden Tarifvertrag „Zukunft durch Ausbildung und Berufseinstieg“ weiterentwickeln und in der Praxis besser umsetzen. Der Unternehmensverband verweist dagegen auf seine aktuelle Ausbildungskampagne, „an der sich die Gewerkschaft gerne beteiligen könne.“

Ab Ende März sind nun weitere Verhandlungen auf Bundesebene geplant

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