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Emeritierter Papst gestorben

Heimatbesuch im September 2011: Als auch Mittelbaden für Benedikt XVI. Kopf stand

Im September 2011 ist Benedikt XVI. auf Deutschlandbesuch, erst in der Hauptstadt Berlin, dann in Thüringen. Zum Abschluss hält er in Freiburg eine Messe mit 100.000 Gläubigen.

Viel Applaus: Papst Benedikt XVI. steigt am Flughafen Lahr aus seiner Maschine. Begrüßt wird er unter anderem von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (rechts).
Papst Benedikt XVI. steigt am Flughafen Lahr aus seiner Maschine. Begrüßt wird er unter anderem von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (rechts). Foto: Bernhard Margull

Ganz Freiburg steht Kopf – und irgendwie auch Mittelbaden. Autobahnen müssen gesperrt werden, 100.000 Menschen drängen sich auf dem Messegelände der Breisgaumetropole. Der Papst kommt. Der deutsche Papst.

Drei Tage ist Benedikt XVI. im September 2011 auf Deutschlandtour. Zunächst in Berlin, dann in Thüringen und schließlich in Freiburg. Er kommt in einer Maschine der Luftwaffe. Um 12.28 Uhr, so erinnert sich unser Fotograf Bernhard Margull, setzt die „Konrad Adenauer“ auf der Landebahn des einstigen Lahrer Militärflughafens auf.

Schon kurz vor der Landung, als die Turbinengeräusche der im Anflug befindlichen Maschine durch die Luft dringen, brandet Applaus von der Ehrentribüne auf. Von den viele hundert Meter entfernten Zaungästen schallen „Benedetto-Rufe“ herüber.

Die A5 muss mehrfach gesperrt werden

Auf dem Freiburger Messegelände baut die Hilfsorganisation Malteser schon am Tag zuvor ein mobiles Krankenhaus auf. Die Polizei warnt vor erheblichen Behinderungen, auch auf der Autobahn 5. Sie muss mehrfach gesperrt werden, unter anderem für die Weiterreise des Papstes von Lahr nach Freiburg. Es gibt Wartezeiten von bis zu 45 Minuten, so bilanziert die Polizei. Schon bei Karlsruhe wird der Verkehr auf der Autobahn in Richtung Süden auf Umfahrungsmöglichkeiten hingewiesen, beispielsweise auf die Autobahn 81 (Stuttgart-Singen).

In Freiburg selbst sind viele schon am frühen Morgen des 24. September auf das Gottesdienst-Gelände gekommen, als noch dichter Nebel über der Wiese am Freiburger Flugplatz liegt. In der weiträumig abgesperrten Stadt bilden sich kilometerlange Pilgerzüge. 5.000 Menschen haben nach Schätzungen von Helfern bei Temperaturen im einstelligen Bereich sogar auf dem Gelände übernachtet und sich in dicke Jacken und Schlafsäcke gewickelt.

Katholischer Glauben im Mittelpunk

Als Benedikt XVI. dann nach stundenlangem Warten pünktlich mit dem Papamobil ankommt, brandet lauter Jubel auf. Der Papst winkt, segnet Kinder und lächelt den Gläubigen zu. Nach den politisch und ökumenisch brisanten Stationen in Berlin und Erfurt will Benedikt XVI. in Freiburg vor allem den katholischen Glauben in den Mittelpunkt stellen, so resümiert die Deutsche Presseagentur (dpa). Schon am Samstagabend – dem Vortag – hatte er zusammen mit fast 30.000 Gläubigen eine Jugendvigil bei Kerzenlicht gefeiert.

Einige haben in Freiburg Ferngläser dabei, um den Papst nicht nur auf den großen Bildschirmen erkennen zu können. Aus Sicherheitsgründen stehen die Pilger aber weit weg vom Altar, an dem Benedikt XVI. die Messe feiert. „Wir haben den Papst gar nicht gesehen, er war einfach zu weit weg“, sagt etwa Besucherin Birgit Fischer aus Mühlacker damals sichtlich enttäuscht einem dpa-Reporter.

Papst verlangt von den Gläubigen Treue zu Rom

Inhaltlich stößt der Papst in Freiburg viele vor den Kopf, vor allem jene, die der Kirche kritisch gegenüber stehen oder einen Reformprozess erwarten. Er spricht sich deutlich gegen eine Modernisierung der katholischen Kirche aus.

Die Kirche dürfe sich nicht der Gegenwart anpassen, sondern müsse mehr auf Distanz zur Gesellschaft gehen. In anderen Reden und Predigten verlangte er am Wochenende von den Gläubigen Treue zu Rom, fasst die dpa am Tag darauf zusammen. „Der Schaden der Kirche kommt nicht von ihren Gegnern, sondern von den lauen Christen“, warnt Benedikt. Er macht zudem seine Skepsis gegenüber dem innerkirchlichen Dialogprozess deutlich.

Diesen hatte die Deutsche Bischofskonferenz als Reaktion auf den Missbrauchsskandal der katholischen Kirche gestartet. In vielen Gesprächsrunden mit den Gläubigen an der Basis geht es dabei um mögliche Reformen, die Benedikt allerdings deutlich und wiederholt ablehnte. Am Tag zuvor hatte sich der Papst in Erfurt allerdings mit Missbrauchsopfern getroffen und die Verantwortlichkeit der Kirche unterstrichen.

Damals war aber noch nicht bekannt, dass auch er, wie es ein vom Erzbistum München-Freising in Auftrag gegebenes Gutachten festhält, Missbrauch in der Kirche zumindest gedeckt haben soll und Verantwortliche nicht zur Rechenschaft zog und so laut Gutachten sogar weiteren Missbrauch ermöglichte.

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