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Umstrittener „Kein-Bock“-Spruch

Lehrer-Proteste zeigen Wirkung: Ministerin lässt Plakat korrigieren

Zornig, tief verletzt und entsetzt reagierten zahlreiche Lehrkräfte auf ein Werbeplakat des Landes. Nun zieht die Kultusministerin die Notbremse.

Zwei rettende Wörtchen sollen auf dem umstrittenen Werbeplakat für den Lehrer-Job ergänzt werden. Statt „Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit?“ lautet der Satz nun „Gelandet und gar keinen Bock auf deine jetzige Arbeit?“.
Zwei rettende Wörtchen sollen auf dem umstrittenen Werbeplakat für den Lehrer-Job ergänzt werden. Statt „Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit?“ lautet der Satz nun „Gelandet und gar keinen Bock auf deine jetzige Arbeit?“. Foto: Kultusministerium BW

Die Entrüstung vieler Lehrkräfte und der Lehrergewerkschaften in Baden-Württemberg zeigt Wirkung: Das Kultusministerium will das hochumstrittene Plakat seiner Werbekampagne korrigieren. Zwei hinzugefügte Wörter sollen dann den Eindruck vermeiden, die Werbetexter bezichtigten alle Lehrerinnen und Lehrer der Arbeitsunlust.

„Bei uns ist niemand überhaupt nur auf die Idee gekommen, Lehrkräfte mit dem Attribut faul in Verbindung zu bringen“, erklärte Kultusministerin Theresa Schopper am Montagabend per Pressemitteilung. Sie kündigte zugleich an: „Sobald wie möglich wird ein Aufkleber auf dem Plakat am Flughafen angebracht.“

Lehrer und Parteien empörten sich über Null-Bock-Klischee

Vor wenigen Tagen hatte Schoppers Haus noch demonstrativ an dem heiklen Werbespruch am Flughafen Stuttgart festgehalten. „Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit morgen?“, heißt es auf dem Plakat bisher in großen Buchstaben – und dann folgt der Satz, der angeblich Quereinsteiger in den Lehrerberuf locken soll: „Hurraaa! Mach was dir Spaß macht und werde Lehrer*in“. Nun soll der Werbespruch leicht abgewandelt werden. Er beginnt dann mit der Formulierung: „Gelandet und gar keinen Bock auf deine jetzige Arbeit?“

So soll deutlicher werden, dass das Plakat nicht Menschen ansprechen soll, die generell keine Lust auf Arbeit haben, sondern nur Berufstätige, die in ihrem aktuellen Job nicht glücklich sind.

Lehrerverbände und auch politische Parteien verschiedener Couleur hatten entrüstet auf das Plakat reagiert. Sie hatten unterstellt, es spiele mit dem bösen Klischee von faulen Lehrern, die nur Ferien haben wollten.

Es war nie unser Ansinnen, auch nur eine Lehrkraft mit diesem Plakat zu diskreditieren.
Theresa Schopper (Grüne)
Kultusministerin

„Es war nie unser Ansinnen, auch nur eine Lehrkraft mit diesem Plakat zu diskreditieren“, erklärte nun Schopper. „Wir am Kultusministerium wissen ganz genau, wie viel Engagement unsere Lehrkräfte täglich für unsere Kinder und Jugendlichen aufbringen und wie aufreibend gerade auch die vergangenen Jahre waren.“

Chefin des Realschullehrerverbandes vermisst eine explizite Entschuldigung

Zu den heftigsten Kritikern des Plakats gehörte Karin Broszat, Landesvorsitzende des Realschullehrerverbandes (RLV). Sie hatte den Werbespruch als Ausdruck von „Blödheit“ bezeichnet. Als sie durch den Anruf dieser Redaktion im Urlaub von der geplanten Korrektur erfuhr, sagte sie spontan: „Warum nicht gleich so?“

Nun könne sie mit der Werbung leben – obwohl sie die Plakat-Serie mit flapsiger Jugendsprache weiterhin „für nicht sonderlich anspruchsvoll halte“. Und sie vermisse eine explizite Entschuldigung bei den Lehrkräften im Land. Aber immerhin würde jetzt Lehrern nicht mehr pauschal eine Null-Bock-Mentalität unterstellt. „Ich frage mich allerdings immer noch, wer im Kultusministerium dieses Plakat abgenickt hat“, erklärte Broszat.

Das alte Plakat war eine ständige Provokation.
Gerhard Brand
Verband Bildung und Erziehung (VBE)

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) begrüßten den Teilrückzieher von Schoppers Haus.

„Es ist gut, dass das Kultusministerium das umstrittene Plakat ändert. ,Ohne Bock auf den Beruf‘ geht die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen nicht“, teilte der GEW-Sprecher mit. Die Gewerkschaft wünsche sich, dass die Landesregierung nicht nur mit Plakaten, sondern auch mit einer besseren Bildungspolitik für pädagogische Berufe wirbt.

„Das alte Plakat war eine ständige Provokation“, erklärte VBE-Landes- und Bundesvorsitzender Gerhard Brand. „Wir sind erleichtert, dass unsere Anstrengungen dazu geführt haben, dass das Kultusministerium das Plakat korrigiert hat. Der Schrecken hat ein Ende!“

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