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Drei Arten des Fanseins

Wie man zum Fan von Achterbahnen, Zoos und Modelleisenbahnen wird

Fan sein kann man eigentlich von allem und jedem, man muss es nur mit Leidenschaft tun. Hier erzählen drei Menschen, wie sie zu Fans wurden.

Besucher fahren in der neuen Riesen-Achterbahn "Dynamite" zur Saisoneröffnung im Freizeitpark Plohn.
Beim Achterbahnfahrten geht es unter anderem um Höhe und Tempo. Foto: Peter Endig/dpa

Der Achterbahn-Fan: Es geht um Lifthills, First Drops und Camelbacks – und es sind dies Begriffe aus einer ganz eigenen Welt, jener der Achterbahnen nämlich.

Lifthill etwa wird die meist noch gemächliche Fahrt hinauf auf die erste, bereits schwindelerregende Höhe genannt, First Drop der rasante Absturz von dieser nach unten. Von einem Camelback wiederum ist bei einem großen parabelförmigen Hügel, bei dessen Überfahren einem für einen kurzen Augenblick das Gefühl der Schwerelosigkeit überkommt, die Rede, Bunnyhops nennt man die kleinere Variante.

Es geht um den Kick.
Silas Fischer
Achterbahn-Fan vom Kaiserstuhl

Es ist eine schnelle und wilde Welt, eine, in der einem das Adrenalin in den Körper schießt, nicht selten gemischt mit einem Schuss Endorphinen. Es geht um Höhe, um Tempo, und um die G-Kräfte, die in diesen Momenten auf den Körper wirken, manchmal sind es 4G und noch ein bisschen mehr. „Es geht um den Kick“, fasst Silas Fischer das zusammen.

Der 28-jährige Sozialarbeiter vom Kaiserstuhl weiß, von was er da spricht. Fischer ist Achterbahn-Fan. Achterbahnen sind nicht zuletzt seine Welt. Das mit Zahlen zu unterfüttern, fällt ihm nicht schwer. Auf rund 400 Bahnen in rund 50 verschiedenen Freizeitparks in ganz Europa, aber auch in den USA ist er schon gefahren. So manches Wochenende und natürlich ein Großteil der Urlaube gingen und gehen dafür drauf.

„Früher waren die Bahnen in den USA in Sachen Höhe und Geschwindigkeit das Nonplusultra“, sagt Fischer dazu passend. In den letzten Jahren freilich habe Europa schwer aufgeholt. Der „Ride to Happiness“ im Plopsaland de Panne in Belgien steht hoch in seiner Gunst, nicht minder „Der Schwur des Kärnan“ im Hansa-Park bei Lübeck. Dabei geht es Fischer gar nicht in erster Linie um Geschwindigkeit und Höhe, sondern die Raffinesse des Bahnverlaufs und die Abwechslung der Effekte seien viel entscheidender für den besonderen Reiz einer Bahn.

Wobei Achterbahn-Fan sein selbstredend mehr bedeutet als nur Achterbahn-Fahren. „Mich hat die Technik, die hinter einer Bahn steckt, schon immer fasziniert“, sagt der 28-Jährige. Wie auf Knopfdruck kann er die technischen Daten der meisten größeren Bahnen und ihre fahrerischen Eigenheiten herunterbeten.

Achterbahnfan ist Dauergast im Europa-Park in Rust

Besonders spannend findet Fischer es denn auch zu sehen, wie eine in Aufbau befindliche Bahn langsam wächst. „Jeder Hersteller hat seine Eigenheiten“, plaudert er aus dem Nähkästchen. Meist reicht ihm schon ein Blick auf einen Stützpfeiler oder ein Stück Schiene, um zu wissen, welcher Hersteller da eine neue Bahn baut.

Am geläufigsten sind ihm dabei die Bahnen der Firma Mack Rides. Das hat damit zu tun, dass seine Mutter aus Waldkirch stammt, dem Stammsitz der Familie Mack, die nicht nur Bahnen aller Art in aller Welt baut, sondern auch Betreiber des Europa-Parks in Rust ist. Rust ist Fischers Heimatpark. Kaum eine Woche vergeht, in der er nicht ein-, zweimal Silverstar und Bluefire besucht.

Modelleisenbahnfreunde Keltern wurde 1986 gegründet

Der Modelleisenbahn-Fan: Angefangen hat es wie so oft, wenn eine Modell-Eisenbahn im Spiel ist: Auch Gerhard Homma bekam sie damals geschenkt, fein verpackt und mit ein paar Schienen als Zugabe. Sechs oder Sieben war er damals, so ganz genau weiß er das nicht mehr.

An was sich Homma indes noch sehr gut erinnern kann: Erst war er stolz wie Bolle auf sein im Kreis fahrendes Züglein, dann, ein, zwei Tage später, war der Reiz bereits verflogen. Immer nur im Kreis fahren kann schnell langweilig werden. Also wurde nachgekauft. Erst noch ein paar Schienen mehr, dann die ein oder andere Weiche dazu, schließlich ein paar Kreuzungen. „Aus dem Kreis wurde eine richtig kleine Anlage“, erinnert sich der heute 76-Jährige im Rückblick. Als diese schließlich zu groß für Kinderzimmer wurde, verschwand sie – diesmal weniger fein verpackt – auf dem Speicher.

Früher war es völlig normal, dass man als Kind eine Eisenbahn hatte.
Gerhard Homma
Modelleisenbahn-Fan aus Keltern

„So ist das oft“, sagt Homma. „Es war früher völlig normal, dass man als Kind eine Eisenbahn hatte.“ Dass zumindest seine Bahn auf dem Speicher nicht verstaubte, ist eher einem glücklichen Umstand zu verdanken. Jahrzehnte später erzählte Homma auf einem Fest von seiner Bahn, prompt wussten ein, zwei Bekannte ähnliches zu berichten. Am Ende ihrer Geschichten stand prompt die Idee, die Modelleisenbanhfreunde Keltern zu gründen. Am 21. November 1986 wurde aus der Idee Realität.

„Es ist einfach faszinierend, etwas möglichst naturgetreu nachzubauen“, erzählt Homma von seiner Leidenschaft. Dabei geht es keineswegs nur um Lokomotiven und Wägen, sondern auch um die Landschaft drumherum und deren Bebauung. Ganze Landstriche entstehen so im Vereinsheim der Modelleisenbahnfreunde Keltern, die einer kleinen Werkstatt gleicht, in verschiedensten Maßstäben, aber immer möglichst detailgetreu.

Zwei Kinder blicken auf einen vorbeifahrenden Zug auf der Modelleisenbahnanlage.
Modelleisenbahnen sind nicht nur bei Kindern beliebt. (Symbolbild) Foto: Philipp Schulze/dpa

Jedes Mitglied bringt sich im Rahmen seiner handwerklichen und technischen Fähigkeiten ein. Homma etwa, der längst pensionierte Aufzugtechniker, ist mit für die Elektronik zuständig. „Es ist Wahnsinn, wie sich das weiterentwickelt hat“, sagt er, längst werden die verschiedenen Bahnen und Züge digital gesteuert.

In der Regel einmal pro Woche treffen sich Homma und seine Modelleisenbahnfreunde, um an ihren gemeinsamen Projekten zu arbeiten. Zwei bis drei Stunden verbringt er zudem im heimischen Keller mit der Bastelei. Was dort entsteht, wird der Öffentlichkeit anschließend auf Ausstellungen präsentiert.

Zoo-Fan aus Gaggenau hat bereits 70 Zoos besucht

Der Zoo-Fan: Die Schuldigen sind schnell ausgemacht – und es trifft die Macher von „Elefant, Tiger & Co.“. Seit 2003 läuft die älteste deutsche Zoo-Doku im MDR, mehr als 1.000 Folgen über das Leben der Tiere im Leipziger Zoo wurden mittlerweile ausgestrahlt. Eine davon hat irgendwann einmal auch Anna-Maria Feininger gesehen. Es sollte nicht die letzte sein. „Die sind schuld“, sagt sie 67-Jahre alte Frau aus Gaggenau jedenfalls lachend – und zwar daran, dass sie zum Zoo-Fan wurde.

2007 reiste Feininger dann persönlich nach Leipzig, um live zu erleben, was sie zuvor lediglich im TV gesehen hatte. „Genau genommen war das mein erster Zoo-Besuch überhaupt“, blickt sie zurück. Ab diesem Zeitpunkt war es endgültig um sie geschehen.

Ihre Urlaube verbrachte die mittlerweile in Ruhestand getretene Angestellte der Stadt Gaggenau ab diesem Zeitpunkt in Zoos, auch ihre freie Zeit dazwischen nutzte sie immer wieder zu Besuchen in Zoologischen Gärten in fast ganz Europa. Knapp 70 Zoos hat Feininger mittlerweile bereist, in Deutschland „so gut wie alle abgeklappert“, teilweise mehrfach.

Jeder Zoo hat seine Altlasten, wie beispielsweise zu enge Gehege.
Anna-Maria Feininger
Zoo-Fan aus Gaggenau

„Ich habe in jedem Zoo etwas gefunden, was mich besonders begeistert hat“, sagt die 67-Jährige. Sie ergänzt aber auch: „Jeder Zoo hat seine Altlasten, wie beispielsweise zu enge Gehege.“ Auch diese Themen spricht sie offen an. „Es geht schließlich um Tierwohl und Artenschutz“, stellt Feininger fest. Ein echter Zoo-Fan interessiere sich auch dafür.

Fan aus Gaggenau ist mindestens zweimal pro Woche im Karlsruher Zoo

Einen schönsten Zoo gibt es für sie nicht. „Alle sind auf ihre Weise schön“, sagt sie. Einen Lieblings-Zoo hat sie dennoch sehr wohl: den ihrer Heimat, also Karlsruhe. Als Kind war es ihr nicht vergönnt, diesen zu besuchen, auch weil die Eltern kein Auto hatten. Heute fährt sie mit der Bahn mindestens zweimal pro Woche in die Fächerstadt. Meist ist sie morgens die erste Besucherin, nicht selten abends die letzte.

Andreas Fackel, Tierpfleger beim Karlsruher Zoo, füttert die Seelöwen.
Ein Tierpfleger im Karlsruher Zoo füttert die Seelöwen. Foto: Uli Deck/dpa

Und jedes Mal ist es eine Art kleine Safari für sie. „Es gibt immer wieder neue Eigenarten der Tiere zu entdecken“, erzählt Feininger, die in der Zwischenzeit die Fotografie als zweites Hobby für sich entdeckt hat und eine richtig gute Zoo-Fotografin geworden ist.

Vor allem die Eisbären haben es ihr angetan, aber auch die Elefanten. Ein Lieblingstier gestattet sich Feininger dennoch nicht. Als Zoofan liebt man alle Tiere. Wobei das dann doch ein wenig geflunkert ist, wie Feininger selbst lachend zugibt. Zwischen ihr und Benny, dem Schimpansen, ist es schon etwas ganz Besonderes...

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