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5.000 Vögel in der Stadt

Mannheim will weniger Tauben

Die Kommune möchte die Vermehrung eindämmen und plant dazu mehr Taubenschläge.

Nicht bei allen beliebt: Eine Stadttaube
Mannheim will den Nachwuchs der Stadttauben reduzieren. Foto: Kirsten Neumann/dpa-tmn

Sie sind von vielen unerwünscht und werden als Schädlinge verteufelt. Doch selbst jene, die sie satthaben, tragen zu deren Ernährung bei – ob sie wollen oder nicht. Stadttauben leben meist vom Abfall der Wohlstandsgesellschaft.

Das Hauptproblem einer großen Population jener verwilderten Nachkommen von Brieftauben ist die Verschmutzung der Häuser und Plätze mit Kot. Deshalb haben die Städte Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen bislang generelle Fütterungsverbote angeordnet.

Allerdings sind solche Dekrete ungeeignet, die Tierbestände nachhaltig zu reduzieren, erklären die Freunde der verachteten Spezies. Inzwischen setzen immer mehr Kommunen auf ein erfolgreiches und tierschutzgerechtes „Geburtenkontrollkonzept“. Es basiert auf der Bindung der Vögel an parasitenfreie Taubenschläge und Nistplätze, auf kontrollierter und artgerechter Fütterung und auf dem Austausch der Gelege durch Ei-Attrappen.

Ein Konzept für den Umgang mit Tauben

Mannheim geht das Problem jetzt an. Geschätzt über 5.000 dieser „Graumännchen“ leben inzwischen in Mannheim, und selbst in Tierschutzkreisen wird die Menge wegen ihrer Ausbreitung kritisch gesehen.

Die Fraktion Lipartie (ein Zusammenschluss von Linke, Die Partei und Tierschutzpartei) hat nun gemeinsam mit dem Verein Stadttaubenprojekt Rhein-Neckar mit Erfolg im Gemeinderat durchgesetzt: Es gibt ein Konzept für den Umgang mit den Vögeln in allen Mannheimer Stadtteilen, das Stadttaubenmanagement.

Die wichtigste Maßnahme hierbei ist die Errichtung von zehn neuen Taubenschlägen in mehreren Stadtteilen, in denen eine regelmäßige artgerechte Fütterung und Geburtenkontrolle durch Eiertausch gegen Attrappen vorgenommen wird. In den Taubenschlägen wird auch ein Großteil des Taubenkots ausgeschieden und entsorgt.

Zwar betreibt der Tierschutzverein Mannheim mit Unterstützung der Stadt schon einige Jahre zwei, zeitweise drei Taubenschläge. Diese waren jedoch zu keiner Zeit ausreichend, um die wild lebenden Nachkommen der Zuchttauben einzudämmen. In einem ersten Schritt werden drei Taubenschläge in der Innenstadt und auf der Vogelstang auf oder in Hausdächern errichtet.

In den nächsten Jahren kommen weitere Schläge in der Innenstadt und der Neckarstadt-Ost hinzu, sodass zukünftig über 2.000 Tauben darin betreut werden können. Der Austausch der bebrüteten Eier durch Gips-Attrappen kann die Population um mehrere tausend Nachkommen je Schlag verringern.

Projekt kostet rund 80.000 Euro

Die Betreuung der Taubenschläge wird von städtischem Personal übernommen. Auch die Finanzierung von rund 80.000 Euro liegt bei der Kommune, die dadurch eine Menge Aufwand für die Entfernung des durch Fehlernährung dickflüssigen Taubenkots einspart.

Der federführende Stadtrat Andreas Parmentier von der Tierschutzpartei sagt: „Der gemeinsam mit dem Stadttaubenprojekt erreichte Kompromiss wird eine deutliche Verbesserung sowohl für die von schlechter Ernährung und Krankheiten betroffenen Stadttauben als auch für die vom ungefährlichen, aber ästhetisch störenden Taubenkot betroffene Bevölkerung bringen.“

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