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Interview mit Verkehrsexperte des KIT

Tempolimit auf Autobahnen: „Tempo 120 oder 130 wäre ein guter Kompromiss“

Sind Bus und Bahn zu teuer? Soll ein Tempolimit auf den Autobahnen gelten? Das sagt der Karlsruher Mobilitätsforscher Bastian Chlond zu den Ergebnissen des zweiten BaWü-Checks.

Bastian Chlond ist Mobilitätsforscher am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Die BNN fragten ihn nach seiner Einschätzung zu heiklen Verkehrsthemen.
Bastian Chlond ist Mobilitätsforscher am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Die BNN fragten ihn nach seiner Einschätzung zu heiklen Verkehrsthemen. Foto: KIT

Nicht etwa der schlechte Zustand des Schienennetzes oder der langsame Fortschritt beim Straßenbau sind für die Baden-Württemberger die größten verkehrspolitischen Themen. Stattdessen sagen 52 Prozent der Menschen im Land: Der Nahverkehr ist uns zu teuer. Zudem spricht sich fast die Hälfte für ein Tempolimit auf Autobahnen aus. Das sind die Ergebnisse des zweiten BaWü-Checks der Tageszeitungen in Baden-Württemberg.

Bastian Chlond ist Mobilitätsforscher am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Die BNN fragten ihn nach seiner Einschätzung zu den strittigen Verkehrsthemen.

Welches Tempolimit wäre auf Autobahnen ideal?
Chlond

Tempo 120 oder 130 wäre zumindest ein guter Kompromiss. Entscheidend ist die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen den Verkehrsteilnehmern. Je größer sie ist, desto mehr Bremsmanöver und Beschleunigungsvorgänge gibt es – und dabei wird jedes Mal Energie vernichtet. Man kennt das ja: Die Lkw fahren 90, manche Pkw 120, aber von hinten kommen die Schnellen mit Tempo 180 und bremsen immer wieder ab.

Wie würde sich eine Reform auf die Unfallzahlen auswirken?
Chlond

Wir hätten auf jeden Fall weniger schwere Unfälle. Beziffern lässt sich das schwer.

Viele Bürger finden die Fahrkartenpreise im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu hoch. Trifft diese Kritik zu?
Chlond

Die Einzelfahrscheine nehmen die Fahrgäste als relativ teuer wahr, die Monatskarten durchaus als günstig. In den Ticketpreisen stecken aber auch Fixkosten, zum Beispiel für den Vertrieb. Autofahrer berücksichtigen meist nur die Benzinkosten und Parkgebühren, jedoch nicht ihre eigenen Fixkosten.

Wie könnte man Autofahrer zum Umsteigen verlocken?
Chlond

Im ländlichen Raum ist das Auto für viele noch alternativlos. Sie würden mit dem ÖPNV sehr viel mehr Zeit benötigen. Umsteiger muss man über Qualität kriegen. Wenn man in der S-Bahn einen W-LAN-Anschluss hätte und arbeiten könnte, wäre das zum Beispiel attraktiv. Und in Zukunft könnten selbstfahrende Zubringerbusse auch Fahrgäste an der Peripherie abholen und dann zu den Haltestellen des schnellen Schienen-ÖPNV bringen – insgesamt eine attraktive Alternative.



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