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Starker Preisanstieg bei Holzpellets

Klimafreundlich sanieren? Worauf Hausbesitzer achten sollten

Steile Preissprünge betreffen neuerdings auch Leute, die mit Holzpellets heizen. Die Entscheidung für einen Heizungstausch ist so noch schwieriger. Was können sanierungswillige Hausbesitzer tun?

Wer die Heizung ersetzen will, muss mit langen Wartezeiten bis zu einem halben Jahr rechnen.
Wer die Heizung ersetzen will, muss mit langen Wartezeiten bis zu einem halben Jahr rechnen. Foto: imago/Wolfgang Maria Weber

Nicht nur die Gaspreise schießen nach oben: Wer mit Holzpellets heizt, muss aktuell gut doppelt so viel Geld hinlegen wie vor einem Jahr. Von rund 220 Euro auf 450 Euro pro Tonne ist der Preis in dieser Zeit gestiegen. Im März dieses Jahres lag er bei rund 350 Euro – schon damals dachten Privatkunden, sie hätten es mit einer extremen Ausnahmesituation zu tun.

„Das sind verrückte Zeiten“, räumt Martin Bentele, Geschäftsführer des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbands (DEPV), ein. Er nennt mehrere Gründe für den enormen Preisanstieg.

„Die Leute hamstern Pellets“, sagt er. Selbst die kleinen abgepackten Pelletsäcke würden in Massen weggekauft – normalerweise decken sich damit nur Leute mit kleinen Zusatzöfen ein. Hinzu komme, dass neuerdings auch viele Gaskunden auf Holzpellets umrüsten. Und manche Industriebetriebe stellen von Braunkohle auf die kleinen Holzpresslinge um. „Wir hatten gerade letzte Woche einen Zuckerhersteller, der eine große Menge bestellt hat“, sagt Bentele. „Der muss nicht einmal seine Heizung umrüsten.“

Das dritte Problem: Im Bausektor stocke gerade das Geschäft – und deshalb werde weniger Bauholz gesägt. Damit fehle auch das Abfallholz für die Pelletsproduktion. Und die Energiepreise steigen auch für die Hersteller.

„Pellets sind trotzdem immer noch deutlich günstiger als Heizöl“, sagt Bentele. Der rasante Preisanstieg verunsichert sanierungswillige Hausbesitzer aber noch mehr. Viele wissen nicht, auf welches Heizsystem sie setzen sollen. Zumal beim Gas die Rationierung droht. „Bei uns rufen inzwischen wieder häufiger Leute an, die auf eine Ölheizung setzen wollen“, berichtet Energieberaterin Michaela Brecht von der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA). „Sie denken, sie wären damit unabhängiger.“

Drei bis sechs Monate Warten auf Wärmepumpe und Solaranlagen

Schnelles Umrüsten ist ohnehin schwierig, da die Lage im Handwerk weiter extrem angespannt ist. „Für eine Heizungswärmepumpe beträgt die Wartezeit zwischen drei und sechs Monaten“, sagt Kurt Schuhmacher, zweiter Obermeister der Innung für Sanitär- und Heizungstechnik im Raum Karlsruhe-Bruchsal. Auch bei Solarstrom-Anlagen und Solarthermen müssten die Kunden mit solchen langen Geduldsproben rechnen.

Wegen der galoppierenden Preise haben Angebote von Handwerksfirmen nur noch eine kurze Haltbarkeit, meist sind es vier Wochen. „Das liegt an den Rohstoffpreisen, nicht an uns Handwerkern“, betont Schuhmacher und nennt ein Beispiel: Für Rotguß-Rohre sei der Preis seit 2020 um 88 Prozent gestiegen. Ein weiteres Problem: Der Nachschub von Elektronikteilen aus China stocke.

Wer seine Heizung erneuern muss und sein Haus klimaschonend und energiesparend sanieren will, auf den stürmen in dieser turbulenten Zeit viele Fragen ein. Die BNN haben einige Tipps für Renovierer zusammengestellt:

Schritt eins: Fachleute einbeziehen

Die wichtigste Erkenntnis vorneweg lautet: Keine Regel gilt pauschal für jedes Haus. „Man muss immer individuell hinschauen“, betont Frank Hettler von der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA). Nicht nur die Wohnfläche, sondern auch die Art der Heizkörper, die Bauform des Hauses und die Ausrichtung des Daches sind ausschlaggebend für das energetische Sanierungskonzept.

Und wenn es um eine Erdwärmepumpen-Bohrung geht, müssen auch die geologischen Gegebenheiten berücksichtigt werden. „Eine Sole-Wasser-Wärmepumpe ist nicht überall in Baden-Württemberg erlaubt“, sagt der KEA-Bereichsleiter „Zukunft Altbau“.

Eine gründliche Energieberatung sollte in allen Fällen am Anfang stehen, rät Hettler. Gut 2.000 Euro seien heute dafür fällig. Aber 80 Prozent, maximal 1.300 Euro, gibt es als Zuschuss. Die Energieberatung liefere auch die Grundlagen für die Heizungsberechnung.

Lohnt eine Solaranlage? Hilfe für wenige Klicks

Lohnt sich eine Solaranlage auf meinem Dach? Welcher Ertrag ist möglich? Jeder Bauherr kann das mit wenigen Klicks für sein eigenes Haus herausfinden. Im Solarkataster Baden-Württemberg sind alle Daten erfasst.

Der Nutzer sieht, wie viel Sonnenlicht welche Gebäudeteile abbekommen. Er kann die Personenzahl seines Haushaltes eintragen und zum Beispiel entscheiden, ob er Sonnenstrom erzeugen oder Warmwasser von der Sonne erwärmen lassen will. Dann spuckt ihm das Programm sofort einen Vorschlag aus, wie die Solaranlage auf dem Dach montiert werden könnte. Und es berechnet den jährlichen Stromertrag.

Von neuen Solaranlagen auf unsanierten Dächern rät Energieexperte Hettler ab. „Photovoltaik-Anlagen haben eine Lebensdauer von 20 bis 25 Jahren“, gibt er zu bedenken. Wenn das Dach neu eingedeckt wird, muss die Solaranlage nur aufwändig abgebaut und wieder neu montiert werden. Dach und Solaranlage miteinander zu planen, sei der sinnvolle Wege.

Welche Dämmung ist am besten?

Alte Rolladenkästen und durchbetonierte Balkonplatten sind klassische Kältebrücken, die den Erfolg einer Dämmung schmälern. Hettler rät: Fenster, Rolläden und Fassade nur gemeinsam erneuern. „Da sollte man lieber einmal in den sauren Apfel beißen und es gleich richtig machen.“

Dämmstoffe: Die Angst vor Schimmel und vor einer späteren teuren Entsorgung treibt viele Bauherren beim Thema Dämmstoffe um. Die Architektenkammer Baden-Württemberg beklagte einen starken Anstieg von Schimmelbefall in den vergangenen Jahren. KEA-Energieexperte Hettler hält dagegen: Der meiste Schimmel entstehe in schlecht gedämmten Altbauten. Und aufs richtige Lüften komme es an.

Außerdem: „Es gibt keinen Dämmstoff, der als Sondermüll deklariert ist.“ Er rät: Alle Häuser, die vor der Wärmeverordnung 1995 gebaut wurden, sollte man sich sehr gründlich auf Dämmbedarf hin anschauen

Stufenweise sanieren – je nach Geldbeutel

Das Haus rundum auf einen Schlag zu sanieren – dazu fehlt vielen Eigenheimbesitzern das Geld. Sie müssen stufenweise vorgehen und Heizung, Fassade und Dach mit einigen Jahren Abstand sanieren.

„Wenn zum Beispiel die Lebensversicherung ausbezahlt wird, dann macht man den nächsten großen Schritt“, empfiehlt Hettler. Aber gerade bei solchen häppchenweisen Sanierungen sei es umso wichtiger, am Anfang ein durchdachtes Konzept mit Fachleuten zu erstellen.

Holzpellets contra Heizöl

Auch Holzpellets-Heizungen werden staatlich gefördert, weil sie mit Erneuerbarer Energie laufen. Viele Jahre lagen die Preise relativ stabil im Bereich von etwa 200 bis 230 Euro pro Tonne. In jüngster Zeit sind die Preise auf rund 450 Euro (ohne Mehrwertsteuer) in die Höhe geschossen.

Wer bisher 3.000 Liter Heizöl brauchte, müsste bei einer Umstellung auf Holzpellets etwa sechs Tonnen einkaufen – das heißt, er müsste inklusive Steuer und Lieferpauschale etwa 3.000 Euro bezahlen. Allerdings kosteten 3.000 Liter Heizöl an diesem Donnerstag mehr als 4.000 Euro. „Pellets sind immer noch deutlich günstiger als Heizöl“, betont Martin Bentele, Geschäftsführer des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbands (DEPV).

Feinstaub-Problem bei Holzverbrennung

Das Umweltbundesamt steht Holzpelletsheizungen sehr kritisch gegenüber – weil sie auch zur Feinstaubbelastung beitragen. Manche Beobachter rechnen damit, dass für Pellet-Heizungen bald die Förderungen gestrichen werden könnten.

Vor pauschalen Vorurteilen gegen Holzpellets warnen allerdings die Energieberater der KEA: Ein Problem sei das vor allem, wenn in dicht besiedelten städtischen Wohngebieten viele Menschen mit Holz heizten. Für ländliche Gegenden seien Holzpellet-Heizungen jedoch eine gute Lösung. Besonders in Häusern, die älteren Baujahrs sind und nicht gedämmt sind. Dann muss die Heizung nämlich höhere Temperaturen erreichen – und das ist für Pelletsheizungen kein Problem.

Vorlauftemperatur für Wärmepumpen

Höchstens 55 Grad Vorlauftemperatur sollte eine Heizung brauchen, damit eine Wärmepumpe effizient arbeiten kann.

Hydraulischer Abgleich

Sachkundige Handwerker tarieren damit die Wärmeverteilung in allen Heizkörpern aus – so kann man die aufwändige Arbeit einfach umschreiben. Bis zu zehn Prozent Energiekosten lassen sich laut Experten sparen, wenn der Heizkreislauf optimal eingestellt ist.

Zuschüsse für energetische Sanierung

Ob Pelletsheizung, Fassadendämmung, Isolierfenster oder Ölheizungstausch – für alle energetischen Sanierungen gibt es Zuschüsse. Mal sind es 20 oder 25 Prozent. In manchen Fällen schießt der Staat sogar 50 Prozent zu, wenn mehrere Anträge bei der Heizungserneuerung kombiniert werden: 35 Prozent beträgt die Grundförderung.

Allein für die Tatsache, dass man eine Ölheizung gegen eine klimafreundlichere Lösung tauscht, winkt eine zusätzliche Prämie von 10 Prozent. Und wer einen Sanierungsfahrplan von Energieexperten erstellen lässt, bekommt nochmals fünf Prozent zusätzlich.

Die Gesamtkosten für den Sanierungsfahrplan liegen zwischen 1.800 und 2.300 Euro. Gefördert wird diese Ausgabe mit 1.300 Euro für Ein- und Zweifamilienhäuser. Der Eigenanteil liegt also zwischen 500 und 1.000 Euro.

Aber auch bei den Zuschüssen gilt: Es kommt sehr aufs einzelne Projekt und die jeweiligen Bedingungen an. Die Förderdatenbank der KEA lotst durch den „Förderdschungel“, in dem sich Laien leicht verirren können.

Infoseiten

Grundlegendes zu Erneuerbaren Energien unter: www.ee-fit.de, Netzwerk Energieberatung: www.energie-effizienz-experten.de, Infos zu Förderprogrammen, Sanierungsfahrplan und Gesetzesvorgaben beim Umweltministerium: um.baden-wuerttemberg.de/energie und bei der KEA: www.kea-bw.de.

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