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Ostern

Über Therapiehühner, Ostereier und „ovale Wunderwerke“

Ob Henne oder Ei zuerst da waren, spielt zu Ostern wohl höchsten bei Philosophen eine Rolle: Beide sind in Baden-Württemberg beliebt – wie einige Beispiele und Fakten pünktlich zum Fest zeigen.

Legehennen stehen im Stall in einem Betrieb für die Produktion von Eiern. )
Hühner entpuppen sich als vielfältig einsetzbare Tiere: Neben den Legehennen, gibt es ebenfalls das Therapiehuhn oder es fungiert anderenfalls als Haustier. Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Archivbild

In vielen Haushalten mit Kindern wird schon seit Tagen kräftig gemalt: Bunte Ostereier verzieren allenthalben Wohnzimmer, Esstische und Vorgärten. Die anstehenden Feiertage sind ein guter Anlass auf Eier und ihre Produzentinnen zu schauen – mit speziellem Fokus auf den Südwesten.

Woher kommt der Brauch und worin ist das Christentum erkennbar?

Der Brauch, an Ostern Eier zu verschenken, geht historisch gesehen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Um sie über die christliche Fastenzeit hinaus haltbar zu machen, wurden sie gekocht und traditionell rot gefärbt. Rot gilt als Farbe des Lebens und als Zeichen für das Blut Christi.

Überhaupt passt das Ei zu Ostern. Schon in der Antike galt es als Symbol des Lebens. Im Christentum entwickelte es sich zum Zeichen der Auferstehung Jesu: Es hält Leben in sich verschlossen, so wie das Grab Christus, aus dem dieser aufersteht.

Knapp 285 Eier pro Tag

Kulinarisch hat das Ei auch viel zu bieten: Ob gekocht, gerührt oder in die Pfanne geschlagen und leicht angebraten – Eier erfreuen sich großer Beliebtheit. 692,2 Millionen Stück haben die Hennen in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr gelegt. Die Experten vom Statistischen Landesamt haben nachgerechnet: Das waren im Schnitt 285 Eier je Huhn oder etwa 60 Eier für jeden Baden-Württemberger, jede Baden-Württembergerin.

Pünktlich vor dem Osterfest sei im März die Produktion auf 63,9 Millionen Eier hochgefahren worden, teilten die Experten am Dienstag weiter mit. Das waren 10,7 Prozent mehr als die durchschnittliche Monatsproduktion – etwa weil mehr Hennen in die Ställe kamen.

Die Optik spielt auch eine Rolle

Rund 1000 filigrane Exponate aus aller Welt zeigt das Ostereimuseum in Sonnenbühl (Landkreis Reutlingen) in einer Ausstellung bis zum 18. April. „Feinste Verziertechniken, historisch und modern präsentiert sich bei uns das ovale Wunderwerk“, sagte Ulrike Müller, die den Fachbereich Tourismus leitet. Kunsthandwerker und Hobbykünstler aus der Region stellen zudem Einzelstücke her.

Mit rund 12.800 bemalten Hühner-, Gänse- und Straußeneiern gilt der Osterbrunnen in Schechingen (Ostalbkreis) als einer der schönsten im Land. Am 24. April wird abgeschmückt. Bis dahin kann man Lose für die Eier kaufen – zugunsten regionaler Kinderhospizarbeit.

Der Brauch der Osterbrunnen geht auf den Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Seinen Ursprung soll er in der Fränkischen Schweiz haben. Die Menschen wollten mit dem Schmuck an Quellen und Brunnen nach der Schneeschmelze zum Ausdruck bringen, wie lebensnotwendig Wasser ist. Heutzutage locken die verzierten Brunnen teils Tausende Touristen.

Das Huhn als beliebtes (Haus-)Tier in der Pandemie

Nicht zuletzt während der Corona-Pandemie sind viele Menschen aufs Huhn gekommen. Manche schafften sich Federvieh für den eigenen Garten an, andere testen lieber erstmal. Unter den Anbietern von Leihhühner ist auch Rüdiger Gärtner aus Bad Schönborn (Landkreis Karlsruhe), der seit gut zwei Jahren mit Miet’n Piep ein Hennenteam samt Futter, Stall und Einstreu für 229 Euro je zwei Wochen anbietet.

Nicht nur als Eierproduzent nützlich: Das Therapiehuhn

„Nicht jedes Huhn kann vermietet werden“, sagte Gärtner. Das eine sei zu sensibel, das andere schlafe lieber auf dem Baum als im Stall. Sein Ziel sei es, Menschen mit den Tieren eine Freude zu bereiten und sie im besten Fall zu animieren, sich selbst Hühner anzuschaffen.

Unter den Kunden seien vermehrt soziale Einrichtungen etwa der Altenpflege und Behindertenhilfe, sagte er. Alzheimer-Patienten zum Beispiel erinnerten sich an frühere Zeiten, in denen sie selbst Hühner hatten. Ein Junge mit der Aufmerksamkeitsstörung ADHS habe gelernt, ruhig zu warten, bis eine Henne zu ihm kam, berichtete Gärtner. „So ist das immer mehr zum Therapiehuhn geworden.“

Patenschaft für Hühner übernehmen

Um alte Legehennen vor dem Tod zu bewahren, kann man Pate werden. Der Verein „Rettet das Huhn“ sammelt seit 2007 bundesweit ausrangierte Legehennen ein und vermittelt sie weiter. Jährlich werde so rund 12.000 Tieren ein Leben nach der massenhaften Eierproduktion geschenkt. Viele lebten noch ein paar Jahre weiter.

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