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Sommerrätsel 2020 Lösung 3

Um die Triberger Wasserfälle rankt sich eine traurige Legende

Im dritten Teil unseres Sommerrätsels waren die Triberger Wasserfälle gesucht. Zur Entstehungsgeschichte dieses Naturschauspiels gibt es eine schön-schaurige Sage.

Touristen stehen vor den Triberger Wasserfällen.
Selbstbewusst und kreativ: Die Triberger Wasserfälle sind künftig Teil der „Drei-Welten-Card“, die drei Regionen miteinander verknüpft. Foto: Elvira Weisenburger

Als „St. Moritz von Baden“ bezeichneten die Triberger ihren Luftkurort einst stolz. Noch heute betont die Stadt, dass sie den ersten elektrischen Skilift der Welt besessen habe.

Mondäne Gäste und gekrönte Häupter machten das Städtchen im Schwarzwald früh bekannt – und mit ihm auch sein großes Naturschauspiel: die Triberger Wasserfälle. Als „höchste Wasserfälle Deutschlands“ vermarktet das Schwarzwaldstädtchen die rauschende Attraktion. Aber mit Rekorden ist es ja so eine Sache.

163 Meter tief stürzt die Gutach hier zu Tal – allerdings nicht in einem einzigen Rutsch, sondern über sieben Kaskaden. Zählte allein die Höhe, dann dürfte die Stadt den Superlativ nicht für sich beanspruchen. Denn in diesem Punkt kommt sie gegen die Konkurrenz in den Alpen nicht an.

„Wenn es um die höchsten Wasserfälle geht, sind wir tatsächlich auf Platz neun“, räumt Susanne Kaltenbach von der Tourist-Information Triberg gut gelaunt ein, „aber wir haben die höchsten begehbaren Wasserfälle Deutschlands“.

Die größte Faszination beruhe ohnehin nicht auf Rekordmaßen, meint die Fremdenverkehrs-Fachfrau. Entscheidend sei das „wunderschöne Stückchen Erde“ mit seinen Granitfelsen, schäumenden Wassermassen und bemoosten Bäumen.

Autor Ernest Hemingway spottet über Einheimische

Diese Sehenswürdigkeit wollte sich auch Kaiser Wilhelm I. nicht entgehen lassen. Er reiste mit seiner Familie nach Triberg. „Zur Erinnerung an den Besuch der deutschen Kaiserfamilie am 30. September 1877“, steht in einen Felsen gemeißelt.

Auch der „eiserne Kanzler“ Otto von Bismarck und der Schriftsteller Ernest Hemingway waren hier und bekamen je eine Gedenktafel. 1922 reiste der amerikanische Autor in den „Black Forest“ – damals war Hemingway kein weltberühmter Mann, sondern ein 23-jähriger Journalist, dessen Durchbruch erst bevorstand. Mit seiner ersten Ehefrau Hadley und Freunden war er im kriegsgebeutelten Deutschland unterwegs und bekam die Ablehnung gegen Ausländer der Siegermächte-Seite zu spüren. Er revanchierte sich.

Die Schwarzwaldbevölkerung schilderte Hemingway in Zeitungsartikeln als ungehobelte Miesepeter. Einem Wirtsehepaar in der Gegend bescheinigte er, sie sähen aus wie ein „Ochse“ und ein „Trampeltier“. Aber die Landschaft hatte es ihm offensichtlich angetan. Hemingway frönte bei Triberg seiner Leidenschaft, dem Fischen. Nun eben in glasklaren Gebirgsflüssen statt auf hoher See. Wurde er gelegentlich beim Wildern erwischt, soll er die Einheimischen mit einigen Dollarscheinen milde gestimmt haben, wie Hemingway berichtete.

Zwei Touristen sonnen sich vor den Triberger Wasserfällen.
Die Triberger Wasserfälle sind nicht nur im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel. Besonders imposant stürzen sich die Wassermassen jedoch nach der Schneeschmelze zu Tal. Foto: Patrick Seeger

In seinem Roman „Schnee auf dem Kilimandscharo“ schreibt er über die Tage in Triberg: „Nach dem Krieg pachteten wir einen Forellenbach im Schwarzwald, und es gab zwei Wege, die dorthin führten. Einer ging durch das Triberger Tal hinab und schlängelte sich an der Talstraße entlang im Schatten der Bäume, die die staubige Straße einsäumten, und dann eine Seitenstraße hinauf, die durch die Hügel führte, an einer Menge kleiner Gehöfte mit großen Schwarzwaldhäusern vorbei, bis zu jener Straße, die den Bach überquerte. Hier begann unser Fischwasser.“ Auf einer Metalltafel beim Wasserfall ist dieses Zitat festgehalten. Rund eine halbe Million Ausflügler jährlich spazieren heutzutage an diesen Erinnerungen vorbei – oder schleppen sich schwer atmend den Weg hinauf, je nach Kondition.

Auf Holzbrücken können die Besucher einige der plätschernden und schäumenden Wasserkaskaden überqueren. Im heißen August ist die Naturgewalt nicht ganz so beeindruckend wie nach der Schneeschmelze. „Im Sommer ist es schön kühl hier, im Winter wildrauschend“, sagt Touristik-Expertin Kaltenbach – und besonders reizvoll sei es, wenn das Wasser zu Eis erstarrt.

Zwischen Weihnachten und Silvester setzt Triberg normalerweise noch einen Effekt oben drauf: Eine Million Lichter setzen den Wasserfall in Szene. „Triberger Weihnachtszauber“ nennt sich das Spektakel, Feuerwerk inklusive. „Bereits 1884 hat man hier in Triberg den ersten Strom genutzt, um den Wasserfall zu illuminieren“, weiß Kaltenbach, „und Feuerwerke am Wasserfall gab es schon im Jahr 1905“. Im Corona-Jahr 2020 muss das Spektakel nach jetzigem Stand ausfallen – aber Triberg plant schon fürs nächste Jahr seine Feste.

Legendenumrankt: Fürstin Gutta bringt Männern den Tod

Wem die Stadt ihr großes Naturschauspiel verdankt ? Da gibt es verschiedene Versionen. Die nüchterne lautet: Eine Laune der Natur ließ vor 80 Millionen Jahren das Gebirge entstehen, über dessen Granitfelsen die Gutach heute so effektvoll hinabstürzt.

Einer alten Sage nach steckt jedoch eine schöne, grausame Frau hinter allem: die Fürstin Gutta von Triberg. „Majestätisch war ihre Gestalt, golden ihr Haar, blau wie der Enzian ihr Auge“, so heißt es in der Überlieferung. „Alle Geschöpfe waren ihr untertan. Die Fürstin aber hatte ein Herz aus Stein.“

Zu Stein sollst du werden, und ewig sollst du weinen über deine Freveltaten.
aus der Legende um Fürstin Gutta

Mit einer Mutprobe schickte sie viele Verehrer in den Tod: Von ihrem Schlossfelsen sollten sie auf einen weit entfernten Felsen springen – und retour. Ein junger Jägersmann war ihr letztes Opfer. „Er verfehlte den Schlossfelsen, stürzte und lag zerschmettert in der Tiefe“, steht in der Sage geschrieben. Die Mutter des Armen soll die böse Gutta dann verflucht haben: „Zu Stein sollst du werden, und ewig sollst du weinen über deine Freveltaten.“ Schwupps, verwandelte sich die Männerverächterin in einen Felsen, aus dem bald ein tosender Wildbach mit Namen Gutach floss. Angeblich.

Ein Vater und sein Sohn stehen neben einer lebensgroßen Uhrmacher-Puppe in einer Uhrmacherwerkstatt.
Altes Traditionshandwerk: Das Schwarzwaldmuseum Triberg gibt viele Einblicke. Foto: Tourist-Information Triberg

Fest steht hingegen, dass sich in Triberg später geschickte Handwerker ansiedelten. Die Stadt sieht sich als „Hauptort der Schwarzwälder Kuckucksuhren“. Das kleine Schwarzwaldmuseum, nur einen Katzensprung vom Wasserfall entfernt, zeigt diese Tradition in vielen Facetten.

Ein Mann lehnt sich aus einem Fenster der größten Kuckucksuhr der Welt in Triberg und zieht einen Zeiger der Uhr mit einem Seil zu sich her.
Noch ein Rekord: Nicht nur die kleinste, sondern auch die größte Kuckucksuhr der Welt gibt es bei Triberg. Foto: Patrick Seeger picture-alliance/ dpa

In den Souvenirläden der Innenstadt trifft man auf Schritt und Tritt auf Schnitzereien und Kuckucksuhren aller Größen und Kitsch-Grade. Der Hang zu Rekorden schlägt auch hier durch. Die „kleinste Kuckucksuhr der Welt“ wird in einer Tribacher Werkstatt gefertigt. Und die „weltgrößte Kuckucksuhr“ steht in Hausgröße etwas außerhalb von Triberg an der B33.

Triberger Wasserfälle

Die Triberger Wasserfälle sind täglich zu besichtigen und werden am Abend beleuchtet. Eintritt in der Sommersaison: Erwachsene sechs Euro, Kinder ab acht Jahren 5,50 Euro, Familienkarte 15 Euro. Auf relativ bequemen Wegen können Besucher den unteren Kaskaden sehr nahe kommen und das Wasser auf Holzbrücken überqueren. Der Aufstieg auf die gesamte Höhe des Wasserfalls erfordert etwas mehr Kondition.

Zu den vielen Wanderwegen in Triberg gehört auch der Wasserweltensteig, der bis zum Rheinfall in Schaffhausen führt.

Das Schwarzwaldmuseum in Triberg gibt einen schönen Einblick in Handwerk und Geschichte der Gegend. Musikautomaten, Kuckucksuhren, alte Trachten, frühe Wintersportgeräte und ein Mineralienstollen gehören zu den Attraktionen.

Anziehungspunkte für Kinder ist der örtliche Greifvogel- und Eulenpark, der Natur-Hochseilgarten und die Modellbau-Anlage „Triberg Land”. Alle Ausflugsziele liegen wenige Gehminuten vom Wasserfall entfernt.

Aktuelle Infos bei der Tourist-Information Triberg, Telefon (0 77 22) 86 64 90 und unter www.triberg.de.

Herzlichen Glückwunsch an die Gewinner

Urlaub hat Gisela Bräuer aus Bretten in diesem Jahr noch keinen gemacht, wegen Corona. Ins Ausland zieht es sie aber auch nicht: Mit ihrem Mann Leo macht sie lieber Urlaub in Deutschland – der Umwelt zuliebe. Da passt ein Kurzurlaub am Schluchsee doch perfekt! „Am Schluchsee war ich noch nie”, freut sich die 69-Jährige. Dabei hätte sie die Teilnahme in dieser Woche beinahe verpasst: Ihr Mann Leo musste sie daran erinnern, noch schnell die richtige Lösung zu verschicken.

Gisela Bräuer hat braune, kurze Haare, eine Brille und trägt ein schwarzes T-Shirt mit roten Blumen darauf.
Gisela Bräuer aus Bretten hat einen Gutschein für das Hotel Vierjahreszeiten am Schluchsee gewonnen. Foto: Benjamin Bräuer

Den Geschenkkorb mit badischen Spezialitäten hat Hildebrand Flohr aus Stutensee gewonnen.

Die Gewinner der drei BNN-Zoobücher sind Gisela Hope-Emmig aus Karlsruhe, Mirko Ernst aus Durmersheim und Gustav Martus aus Waghäusel.

Über drei BNN-Wanderführer dürfen sich Michael Stößler aus Muggensturm, Isolde Zintel aus Dettenheim und Franziska Hodecker aus Odenheim freuen.

Teil 4 des Sommerrätsels

Der nächste Teil unserer Sommerrätsel-Serie „Rekorde und Kuriositäten” erscheint am kommenden Montag, 24. August.

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