Skip to main content

Gesellschaft

Ökonom erklärt einige Vorteile von der Zeitumstellung

Am Ostersonntag werden die Uhren umgestellt. Ein Professor der Universität Mannheim appelliert an Arbeitgeber und Bildungseinrichtungen.

Nicolas Ziebarth schlägt einen späteren Schulstart und Arbeitsbeginn in der Woche nach der Zeitumstellung vor (Symbolbild).
Nicolas Ziebarth schlägt einen späteren Schulstart und Arbeitsbeginn in der Woche nach der Zeitumstellung vor (Symbolbild). Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild

Der Wechsel von Winter- auf Sommerzeit kann aus wirtschaftlicher Sicht durchaus Sinn ergeben, auch wenn er viele Menschen nervt. „Trotz mancher Nachteile ist es sinnvoll, zweimal jährlich die Uhrzeit umzustellen“, sagte Professor Nicolas Ziebarth von der Universität Mannheim der Deutschen Presse-Agentur. Das Umstellen habe positive und negative Effekte auf die Gesundheit. Mit einigen Anpassungen im Alltag könnten die negativen Auswirkungen verringert werden, sagte der Leiter des Forschungsbereichs „Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen“ am Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).

Aus Sicht des Ökonomen Ziebarth sind dabei Arbeitgeber und Bildungseinrichtungen gefragt. „Ein späterer Schul- und Arbeitsbeginn in der ersten Woche nach der Zeitumstellung hilft, negative Effekte zu verringern“, sagte er mit Blick auf das Vorstellen der Uhren um eine Stunde am Sonntag, 31. März. Vor allem Teenager bräuchten ausreichend Schlaf für ihre Entwicklung. Studien zeigen ihm zufolge auch, dass deren Leistungen generell besser werden, wenn Schule oder Ausbildung später am Tag beginnen – auch ganz unabhängig von der Zeitumstellung. „Deshalb wären dauerhaft andere Schulzeiten für die Ausbildung sinnvoll, auch wenn Deutschland traditionell eher ein Land der Frühaufsteher ist“, sagte Ziebarth.

So wie zweimal jährlich am Zeiger gedreht wird, kommt immer wieder die Frage auf: Sollte die Zeitumstellung nicht längst abgeschafft sein? Denn 2018 befragte die EU-Kommission die Bürger, 84 Prozent waren in der nicht-repräsentativen Untersuchung gegen die Umstellung – und voilà: Der damalige Kommissionschef Jean-Claude Juncker verkündete noch im selben Jahr im deutschen Frühstücksfernsehen deren Ende.

Grönland, Mexiko und die Türkei schaffen Zeitumstellung ab

Das war aber leichter gesagt als getan, denn die EU-Staaten müssten sich vorher einig werden, ob sie dauerhaft Sommer- oder Winterzeit wollen. Weil es dazu keine Einigung gibt, liegt das Thema auf Eis. Auch die aktuelle belgische EU-Ratspräsidentschaft will das Thema nicht aufgreifen, wie sie auf Anfrage bestätigte. Und so wird auch weiterhin an der Uhr gedreht werden müssen.

Dabei gibt es ganz aktuelle Beispiele für die Abschaffung. Grönland stellte im Oktober erstmals nicht auf Winterzeit zurück, nachdem sich die dortige Regierung im November 2022 darauf verständigt hatte, den Wechsel von Sommer- auf Winterzeit abzuschaffen. Die Grönländer wollten damit eine Stunde näher an Dänemark und den Rest Europas heranrücken. Mexiko schaffte erst vor wenigen Jahren nach einer langen Diskussion die Sommerzeit ab. Für das lateinamerikanische Land wurde im Herbst 2022 zum vorerst letzten Mal auf die Winterzeit umgestellt.

Die Türkei hat die Umstellung auf Winterzeit schon im Jahr 2016 abgeschafft. Energie wird dadurch nicht gespart, wie Wissenschaftler der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in einer Studie im Jahr 2020 herausfanden. Der Verbrauch habe sich lediglich verlagert. Was nun am Abend gespart werde, werde am Morgen dafür mehr verbraucht, so die Studie.

Mit Blick auf die Diskussion um eine mögliche Abschaffung nennt Professor Ziebarth aus Mannheim zwei konkrete Auswirkungen: „Bei einer dauerhaften Winterzeit würde die Sonne dieses Jahr in Frankfurt am Main zur Sonnenwende am 21. Juni schon um 4.15 Uhr aufgehen, während sie bei einer dauerhaften Sommerzeit am 21. Dezember erst um 9.22 Uhr aufgehen würde.“

Ziel der 1980 für Deutschland wieder eingeführten Zeitumstellung war die bessere Ausnutzung der Tageshelligkeit. Hierzulande ist die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig zuständig für die Verbreitung der gesetzlichen Zeit. Ihre wissenschaftlichen Experten sorgen dafür, dass über einen Langwellensender mit dem Namen „DCF77“ in Mainflingen bei Frankfurt Funkuhren, Bahnhofsuhren und viele Uhren der Industrie mit der gesetzlichen Zeit versorgt werden.

nach oben Zurück zum Seitenanfang