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Biomüll wird gesondert entsorgt

Kompostcontainer an der Ecke: Straßburg mischt bei Umsetzung der neuen Müll-Verordnung vorne mit

Seit Jahresbeginn muss in Frankreich die Möglichkeit bestehen, Biomüll gesondert zu entsorgen. Wie das System in Straßburg funktioniert – und was zur Müllvermeidung noch geplant ist.

Eine Frau wirft Biomüll in einen Container
Insgesamt 1.800 Sammelstellen sollen im Zuge des Projekts in der „Eurométropole de Strasbourg“ aufgestellt werden. Foto: Anne Telöw

Wer sich in Straßburg durch ein Wohnviertel bewegt, kann die bunten, freundlich gestalteten Müllcontainer kaum übersehen: Mit Jahresbeginn müssen französische Kommunen ihren Einwohnern die Möglichkeit einräumen, den Biomüll gesondert entsorgen zu können.

Die „Eurométropole de Strasbourg“ (EMS) liegt mit ihren 33 Mitgliedskommunen zwar nicht ganz im Plan, im Vergleich mit anderen Großstädten laut einem Bericht der Tageszeitung Dernières Nouvelles d’Alsace aber doch ziemlich weit vorne. Mehr als die Hälfte der rund 500.000 Einwohner findet inzwischen einen Kompostcontainer maximal 250 Meter von seiner Wohnung entfernt.

900 Kompostbehälter stehen in der Metropolregion um Straßburg

10,3 Millionen Euro wendet die EMS für die 1.800 vorgesehenen Sammelstellen auf; 55 Prozent der Investitionen bekommt sie vom Staat erstattet. Das Leeren der Container kostet 3,7 Millionen Euro jährlich. Gut 900 Kompostbehälter sind inzwischen verteilt.

Das Ergebnis übersteigt die Erwartungen: 15 Kilogramm Biomüll wird pro Jahr und Einwohner inzwischen eingesammelt, in manchen Wohnvierteln sind es sogar 18 Kilogramm. Damit sind die Straßburger deutlich besser als der nationale Durchschnitt, der liegt bei zwölf Kilo.

Nur drei Prozent nicht organischer Abfall landet in den Containern – auch das ist ein guter Wert. Wenn die Kompostbehälter aufgestellt werden, bekommt jeder Anwohner nicht nur ein Hinweisblatt, sondern auch einen Korb und Biomülltüten aus Papier.

Der Vorteil gegenüber dem Kompost im eigenen Garten: Hier dürfen auch Essensreste – vom alten Brot über Hühnchenknochen oder Fleisch – entsorgt werden, ebenso, wie das, was nach einer Mahlzeit auf den Tellern übrig geblieben ist.

Mechanismus ähnelt dem eines Kleidercontainers

Die Bedienung der Container ist simpel: Mit dem Fuß drückt man ein Pedal nach unten, daraufhin öffnet sich – ähnlich wie bei einem Kleidercontainer – eine Klappe, in die man die Biomülltüte legt.

Sobald das Pedal losgelassen wird, schließt sich die Lucke, der Biomüll verschwindet im Container, ohne dass Geruch aus dem Behälter ausgetreten ist. Für Ratten oder Mücken ist der Biomüll nicht zugänglich.

Die Kompostbehälter werden zwei- bis dreimal pro Woche geleert; die Müllfahrzeuge sind mit einem System ausgestattet, das die Behälter bei jeder Leerung gleichzeitig reinigt.

Bis 2030 soll Müllaufkommen auf 150 Kilo pro Bewohner sinken

Bis zum Frühjahr sollen nur noch elektrisch betriebene Fahrzeuge zum Einsatz kommen. Bis 2025 – so lautet der Plan – wird das komplette Gebiet der EMS mit Kompostbehältern ausgestattet sein. Nachdem der Biomüll sortiert ist, also Verpackungsreste oder sonstige anorganische Stoffe entfernt sind, wird er in einer Biogasanlage zu Biogas umgewandelt, das in das Erdgasnetz der Stadt eingespeist wird. Die verbleibenden Rückstände verwendet die Landwirtschaft zur Verbesserung der Böden.

Insgesamt ist es der EMS gelungen, das Müllaufkommen von 277 Kilo pro Einwohner 2010 auf 222 Kilo 2023 zu reduzieren. Ziel ist es, dass 2030 jeder Bewohner maximal 150 Kilogramm Müll in die Restmülltonne wirft und sich damit die zu verbrennende Müllmenge deutlich reduziert.

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