Skip to main content

Kampf um sauberere Stadtluft

Straßburg: Umweltplakette bleibt trotz besserer Luft

2023 sanken die Stickoxidkonzentrationen in Straßburg unter den gesetzlichen Grenzwert für Umweltzonen. Die Fahrverbote könnten ausgesetzt werden. Doch Straßburg hält an der Plakettenpflicht fest.

Die Crit’Air-Plakette ist auf der offiziellen Seite der französischen Regierung erhältlich. Wer ohne französische Crit‘Air-Plakette im Bereich der Eurometropole Straßburg (Kernstadt und Umlandgemeinden) in eine Kontrolle gerät, riskiert ein Bußgeld in Höhe von 68 Euro.
Die Crit’Air-Plakette ist auf der offiziellen Seite der französischen Regierung erhältlich. Wer ohne französische Crit‘Air-Plakette im Bereich der Eurometropole Straßburg (Kernstadt und Umlandgemeinden) in eine Kontrolle gerät, riskiert ein Bußgeld in Höhe von 68 Euro. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Radwege, ein konsequenter Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und Anreize, das Auto stehen lassen: Maßnahmen gegen schädliche Großstadtluft gehören seit Längerem schon zum Markenkern der Straßburger Politik – unabhängig von der parteilichen Ausrichtung im Rathaus. So war Straßburg auch unter den ersten Ballungsräumen, die nach einem 2019 beschlossenen französischen Gesetz eine Umweltzone einrichteten.

Dieselantriebe, die vor 2006 zugelassen sind

Fahrzeuge mit hohem Ausstoß von Feinstaub und Stickoxid wurden und werden dafür schrittweise aus der Stadt verbannt. Zur Identifizierung der Schadstoffklassen ist deshalb seit 2023 in allen Großstädten mit Umweltzone, also auch in Straßburg, eine französische Crit’Air-Plakette hinter der Frontscheibe Pflicht.

Auf dem Gebiet der Eurometropole Straßburg gilt seit dem 1. Januar ein Fahrverbot für die Kategorie Crit’Air 4. Dazu gehören alle Fahrzeuge mit Dieselantrieb, die vor 2006 zugelassen sind.

Eine Politik, die offenbar wirkt: Im vergangenen Jahr sanken die Messwerte erstmals unter den gesetzlichen Grenzwert, der für Umweltzonen festgelegt worden war, 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel. An einem der viel befahrenen großen Stadtboulevards lag der Wert bei 26 Mikrogramm, sogar in Autobahnnähe erreichte er nur noch 36 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.

Straßburger Haushalte und Unternehmen sollen mit 50 Millionen Euro unterstützt werden

An den schrittweisen Fahrverboten und an der Plakettenpflicht wird die Eurometropole dennoch festhalten. Denn: „Diese Ergebnisse sind sehr ermutigend“, sagt deren parteilose Präsidentin Pia Imbs.

Von einer Aussetzung der nächsten Crit’Air-Stufe, wie sie aktuell Marseille angekündigt hat, rückt Imbs allein deshalb ab, weil sie bald schon mit einer Halbierung des aktuellen Grenzwertes in Frankreich rechnet. Auf europäischer Ebene werde bereits über entsprechende Schritte beraten, sagt Imbs.

Deshalb sollen Straßburger Haushalte und Unternehmen auch weiter beim Umstieg auf eine umweltfreundlichere Mobilität unterstützt werden. 50 Millionen Euro hat die grüne Mehrheit dafür bereitgestellt.

Automatisierte Kontrollen der französischen Umweltplaketten kommen frühestens im Sommer 2025

Kurios ist die aktuelle Situation dennoch: Französische Medien berichten, dass Straßburg jetzt de facto keine Umweltzone mehr sei, seit die positiven Messwerte bekannt geworden sind. Aus dem Rathaus heißt es jedoch, wer bei einer Kontrolle ohne französische Umweltplakette erwischt werde, müsse weiter mit einem Bußgeld rechnen.

Allerdings sind die Mittel zur Kontrolle äußerst begrenzt. Sporadisch hat die örtliche Polizei diese Aufgabe bislang miterledigt. Für die Überprüfung von Verstößen hatte die Regierung ursprünglich jedoch schon für 2022 Anlagen für automatisierte Kontrollen versprochen – und bis heute nicht geliefert. Frühestens im Sommer 2025 wird mit deren Inbetriebnahme gerechnet.

Bis dahin will Straßburg die Maßnahmen zur Umweltzone nochmals auf den Prüfstand stellen. Denn die Verbesserung der Luftqualität ist noch auf weitere Faktoren als nur die Fahrverbote zurückzuführen. Laut Atmo Grand Est, der regionalen Messstelle für die Luftqualität, haben die starken Niederschläge im letzten Jahresdrittel die zu dieser Jahreszeit üblichen hohen Schadstoffkonzentrationen abgemildert.

Fahrverbote könnten wegen der sinkenden Stickoxidkonzentrationen theoretisch ausgesetzt werden.
Fahrverbote könnten wegen der sinkenden Stickoxidkonzentrationen theoretisch ausgesetzt werden. Foto: Bärbel Nückles

Darüber hinaus sind in der Eurometropole nicht nur deutlich weniger alte Diesel unterwegs, sondern auch weniger Fahrzeuge überhaupt. In Straßburg liegt dieser Rückgang bei drei Prozent, mehr als in anderen Ballungsräumen in Frankreich, die eine ähnliche Entwicklung verzeichnen. Gleichzeitig hätten Fahrzeuge mit schadstoffärmeren Verbrennern oder Elektroantrieb etwas zugenommen.

Cyril Pallares von Atmo Grand Est warnt, das Erreichte zu schnell zu verspielen: „Niedrigere Messwerte bedeuten nicht, dass die noch vorhandenen, wenn auch geringeren Konzentrationen für die Gesundheit unschädlich sind.“

Wer ohne französische Crit‘Air-Plakette im Bereich der Eurometropole Straßburg (Kernstadt und Umlandgemeinden) in eine Kontrolle gerät, riskiert ein Bußgeld in Höhe von 68 Euro. Ein Fahrverbot gilt derzeit für alle Fahrzeuge mit Dieselantrieb, die vor 2006 zugelassen sind.

Betroffene können für gelegentliche Fahrten nach Straßburg eine Ausnahmegenehmigung auf folgender Plattform beantragen: derogations-zfe.strasbourg.eu Die Crit’Air-Plakette ist auf der offiziellen Seite der französischen Regierung (www.certificat-air.gouv.fr) zum Preis von 4,76 Euro (inklusive Porto für die Zustellung ins Ausland) zu bekommen.

nach oben Zurück zum Seitenanfang