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Festkonzert im Festspielhaus Baden-Baden

Ein Abend mit Brahms im Gedenken an Wolfgang Schäuble

Bei einem Festkonzert hat der Freundeskreis des Festspielhauses Baden-Baden mit Musik von Johannes Brahms das Andenken an den langjährigen Freundeskreis-Vorsitzenden Wolfgang Schäuble geehrt.

Zum Konzertauftakt singt das Sinfonieorchester zu Ehren des verstorbenen Wolfgang Schäuble „Liebe Schwalbe, kleine Schwalbe“ von Johannes Brahms.
Zum Konzertauftakt singt das Sinfonieorchester zu Ehren des verstorbenen Wolfgang Schäuble „Liebe Schwalbe, kleine Schwalbe“ von Johannes Brahms. Foto: Andrea Kremper

Ein reiner Brahms-Abend, zweimal eine Zweite, dazu zwei ungarische Tänze: Am Sonntag hat das Budapest Festival Orchestra im Festspielhaus Baden-Baden im Gedenken an Wolfgang Schäuble gespielt. Der am 26. Dezember verstorbene CDU-Politiker leitete den Freundeskreis Festspielhaus Baden-Baden von 2004 bis 2023. Er war maßgeblich an der Realisierung der Festspielhaus-Idee beteiligt. Unter den 1.600 Festkonzertbesuchern waren neben Schäubles Familie auch viele Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Stephan Harbarth, seit 2020 Präsident des Bundesverfassungsgerichts und seit Sonntag neuer erster Vorsitzender des Freundeskreises, zeigte sich in seiner Begrüßungsansprache dankbar für Schäubles Unterstützung über Jahrzehnte hinweg. „Das Festspielhaus hat einen treuen Freund und Förderer verloren, der mehr als zwei Jahrzehnte lang zum großen Erfolg des Hauses beigetragen und es in aller Welt bekannt gemacht hat“, sagte Harbarth, den 250 Mitglieder am Sonntagnachmittag zu Schäubles Nachfolger wählten.

„Er selbst hatte mich darum gebeten und ich habe mit Freude zugesagt“, berichtete Harbarth. Er teilte ferner mit, dass der Freundeskreis Schäuble in Anerkennung seiner herausragenden Verdienste um das Festspielhaus posthum zum Ehrenvorsitzenden gewählt habe. Dass er diese besondere Ehrung nicht mehr miterleben könne, stimme alle traurig. Aber es tröste ein wenig, dass Schäuble noch zu Lebzeiten davon erfahren und sich sehr darüber gefreut habe.

Wir alle haben einen großen Staatsmann, einen großen Deutschen, einen großen Europäer verloren.
Stephan Harbarth 
Neuer erster Vorsitzender des Freundeskreises Festspielhaus Baden-Baden

„Wir alle haben einen großen Staatsmann, einen großen Deutschen, einen großen Europäer verloren“, unterstrich Harbarth. Als Abgeordneter, Partei- und Fraktionsvorsitzender, Kanzleramts-, Innen- und Finanzminister sowie als Präsident des Bundestages habe er mehr als ein halbes Jahrhundert lang zuerst die Geschichte der Bonner und dann der Berliner Republik geprägt. Letztere wäre ohne seine historische Rede in der Hauptstadtdebatte am 20. Juni 1991 vielleicht nie Berliner Republik geworden.

Der Träger des Karlspreises und unermüdliche Motor der deutsch-französischen Freundschaft habe sich ins Geschichtsbuch der Nation und ins Buch der europäischen Einigung eingeschrieben, sagte Harbarth. In allen Höhen und Tiefen seines reichen politischen Lebens habe er sich stets von einem inneren Kompass leiten lassen – seinem hohen staatsbürgerlichen Ethos, seinem christlichen Glauben, seiner Bodenständigkeit, seiner festen Verwurzelung in Familie und badischer Heimat.

Für den musikbegeisterten Politiker sei das Festspielhaus immer auch ein persönlicher Rückzugsort gewesen. Der Musik von Kindesbeinen an verbunden, hätten ihm die Konzerte und Begegnungen in diesem Haus stets Freude bereitet. Gegen Ende seiner Ansprache machte Harbarth deutlich, dass auch im größten Opernhaus Deutschlands ein anspruchsvolles, internationales Kulturprogramm nicht allein aus Karteneinnahmen zu finanzieren sei. „Daher ist der Freundeskreis von so großer Bedeutung.“ Der gemeinnützige Verein unterstütze mit den Beiträgen seiner aktuell knapp 1.500 Mitglieder, zusammen mit Stiftern und Förderern, das künstlerische Programm des Festspielhauses.

Sinfonieorchester singt für Schäuble „Liebe Schwalbe, kleine Schwalbe“

Im Anschluss gestaltetet das Budapest Festival Orchestra das Festkonzert gemeinsam mit dem ukrainischen Pianisten Vadym Kholodenko, der sein mit viel Beifall bedachtes Festspielhausdebüt gab. Dirigent Iván Fischer berichtete vor Konzertbeginn, dass er Wolfgang Schäuble gut gekannt habe.

„Denn er war oft zu Konzerten in Berlin. Ein wunderbarer Musikliebhaber“, sagte der frühere langjährige Chefdirigent des Konzerthausorchesters, der zuweilen auch die Berliner Philharmoniker dirigiert. Zum Konzertauftakt sang das Sinfonieorchester für Schäuble „Liebe Schwalbe, kleine Schwalbe“ von Johannes Brahms. „Wir hoffen, dass das Lied ihn erreicht“, sagte Fischer. Dann machte der Klangkörper deutlich, warum er trotz vergleichsweise kurzer Ensemblegeschichte seit Jahren zu den zehn besten Sinfonieorchestern der Welt zählt.

Mit enormer Spielfreude und Energie, rhythmischer Präzision, technischer Brillanz und musikalischer Raffinesse spielte das Orchester unter Fischers souveränem Dirigat die Ungarischen Tänze Nummer sieben und zehn, mithin Brahms‘ zweites Klavierkonzert B-Dur und dessen zweite Sinfonie D-Dur, die er 1877 in seinem Domizil in Baden-Baden-Lichtental vollendete. Daher ist sie auch als die „Lichtentaler Sinfonie“ bekannt.

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