Skip to main content

Ungewöhnliches Konzert

Die Magie des Trommelns: In Karlsruhe erleben die Besucher ein Theaterstück ohne Darsteller

Leonie Klein tritt mit ihrem Stück „1000 Beats Per Minute“ im Kammertheater auf. Ihre Zuschauer dürfen vorn am Bühnenrand mitspielen. Ob sich das jemand traut?

Eine Frau steht an einer Trommel und hat die Hand darauf gelegt.
Leonie Klein zeigte bei ihrer Performance im Kammertheater die ganze Klang-Vielfalt der Trommeln. Foto: Thomas Zimmer

Leonie Klein braucht nur ein Paar kleine Finger Cymbals, die sie im Wechsel erklingen lässt. Rhythmisch, fließend, dann wieder innehaltend. Wer Ohren hat zu hören, der hört einen Dialog. Sind das vielleicht Vogelstimmen?

Dann setzt sie ihre Stimme ein, der Gesprächskreis erweiter sich. Das Publikum hört mucksmäuschenstill zu und man spürt förmlich, wie sich in den Köpfen eigene Assoziationsketten aneinander reihen. Und doch ist das, was die 30-jährige Schlagzeugerin am Freitag und Samstag im voll besetzten Kammertheater auf die Bühne brachte, keine verkopfte Kunstmusik.

Klein hat sich der Neuen Musik verschrieben, sie tritt als Solistin und im Ensemble auf und war zu Gast unter anderem im Konzerthaus Berlin, im Festspielhaus Baden-Baden und bei zahlreichen Festivals. Die Theaterbühne ist eine neue Herausforderung für sie.

Wie erzähle ich eine Geschichte ohne Darsteller und ohne Text, nur mit der Musik?
Leonie Klein
Schlagzeugerin

„Im Theater werden Geschichten erzählt. Aber wie erzähle ich eine Geschichte ohne Darsteller und ohne Text, nur mit der Musik?“, hat sie sich in der Vorbereitung gefragt.

Das auf der Bühne versammelte Instrumentarium und der Ideenreichtum der Künstlerin geben die Antwort. Die geht vom menschlichen Herzschlag aus und kommt immer wieder auf ihn zurück.

Besucher in Karlsruhe erleben eine außergewöhnliche Aufführung

Zu Beginn bespielt sie eine Burg diverser Percussion-Instrumente und eine große Trommel. Langsam entwickelt sie einen Groove, bricht immer wieder aus, um wieder aufs eigentliche Thema zurückzukommen. Faszinierend und mit feinem Humor inszeniert ist auch das aufgezeichnete Duell der zwei Leonies am Drumset.

Zu der Projektion auf einem Vorhang gesellt sich die dritte, die echte Schlagzeugerin, die im Anschluss eine vertrackte, hoch verdichtete Suite voll komplexer Rhythmen aufführt. Aber es sind nicht nur die „üblichen Verdächtigen“, mit denen sich Musik machen lässt. Wieso Trommeln, wenn man doch einfach den Bühnenboden als Resonanzraum benutzen kann? Kleine quäkende Plastikschweinchen, Zeitungspapier und ein Luftballon sind auch schöne Klangerzeuger?

Leonie Klein hat die Besucher in Karlsruhe gleich auf ihrer Seite

Nach und nach baut die Musikerin ein ganzes magisches Orchester an Geräuschen und Stimmungen auf, die nicht selten von denen der Natur inspiriert sind.

Leonie Klein hat das Publikum unmittelbar auf ihrer Seite, denn ihre eigene Begeisterung für die Ausdrucksmöglichkeiten der Instrumente ist in jedem Moment spürbar. So ist es nur folgerichtig, dass sie die Zuhörer zum Mitmachen auffordert.

Karlsruher Kinder trauen sich

Die finden unter ihren Sitzen allerhand Dosen, mit denen sich zusammen und auf Kommando zu Queens „Don’t Stop Me Now“ eine gemeinsame Schwingung, ein gemeinsamer Rhythmus erzeugen lässt. Zehn Mutige sind gefragt, die nach vorn an den Bühnenrand kommen sollen, um dort mitzutrommeln.

Es sind durchweg Kinder, die sich trauen. Vielleicht schließt sich hier ein Kreis. Denn Leonie Klein entdeckte das Instrument ihres Lebens schon in der musikalischen Früherziehung. Die hatte sie bei einem Schlagzeuglehrer.

nach oben Zurück zum Seitenanfang