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2024 Reise nach Sinsheim

350 Tonnen schweres U-Boot U17 im Technik Museum Speyer gekippt

Tausende verfolgten am Rheinufer in Köln, Koblenz und Mannheim die spektakuläre Fahrt eines ausgemusterten U-Boots aus Kiel. In Speyer wird U17 nun bereit gemacht für die allerletzte Reise.

Das ausgemusterte, rund 350 Tonnen schwere U-Boot U17 wird auf dem Gelände des Technik Museums Speyer gedreht.
Das ausgemusterte, rund 350 Tonnen schwere U-Boot U17 wird auf dem Gelände des Technik Museums Speyer gedreht. Foto: Uwe Anspach/dpa

Ein feines Sirren der beiden Elektromotoren liegt in der Luft, dann kippt das riesige U-Boot U17 träge zur Seite. „73 Grad! Stop!“, ruft einer der Techniker kehlig über das Areal des Technik Museums in Speyer. Das vielköpfige Publikum aus U-Boot-Enthusiasten, Arbeitern und Museumspersonal atmet auf und schießt Bild um Bild.

Nach wochenlanger Planung ist es um 10.21 Uhr geschafft: Der respekteinflößende Turm des 350 Tonnen schweren Gefährts steht waagrecht. Es ist ein Erfolg im zweiten Anlauf, ein erster Versuch musste Ende September aus technischen Gründen abgesagt werden.

Im Juni oder Juli 2024 geht es für das U-Boot von Speyer nach Sinsheim

Das spektakuläre Manöver im Museum in der Pfalz ist einer der letzten Tests vor der finalen Fahrt von U17. Im Juni oder Juli 2024 soll der ausgemusterte Stahlkoloss auf einem Ponton auf dem Neckar zum Museum nach Sinsheim transportiert werden.

Da einige Neckarbrücken zu niedrig sind, muss der neun Meter hohe maritime Oldtimer vor der Durchfahrt um mehr als 70 Grad gekippt werden.

Erstmals werde ein U-Boot so zur Seite gelegt, sagt Projektleiter Michael Einkörn. Zwar gebe es auch auf Werften eine Drehanlage, dies betreffe aber nur Bauteile. „Das hat vor uns noch keiner gemacht. Als die erste Idee nicht funktioniert hat, haben wir eben eine zweite herausgekramt.“

Das ausgemusterte, rund 350 Tonnen schwere U-Boot U17 wird auf dem Gelände des Technik Museums gedreht.
U17 war seit 1973 im Einsatz und zusammen mit U26 einst das erste deutsche U-Boot in US-amerikanischen Gewässern nach dem Zweiten Weltkrieg. Foto: Uwe Anspach/dpa

Robuste Lastverteilbänder wurden schließlich an den knapp 50 Meter langen Koloss geschweißt – als Schoner zwischen Rollen aus dem Kunststoff Polyurethan und dem Boot. Mit diesen „Hosenträgern“ aus Stahl werden Verformungen an der Außenhaut vermieden.

An diesem Morgen drückt Felix Baumgartner im Licht einer milden Herbstsonne auf den roten Startknopf. 2012 hatte ein Sprung aus der Stratosphäre den österreichischen Extremsportler bekannt gemacht. „Ich kenne Museumschef Hermann Layher seit mehr als 20 Jahren“, sagt Baumgartner der Deutschen Presse-Agentur.

Er habe als gelernter Maschinenschlosser und Kfz-Mechaniker geholfen, die richtige Technik zu finden. „Wenn es dann funktioniert, hast du Freude, dass die Vision in die Tat umgesetzt wurde“, sagt Baumgartner und lacht.

U17 war seit 1973 im Einsatz

U17 war seit 1973 im Einsatz und zusammen mit U26 einst das erste deutsche U-Boot in US-amerikanischen Gewässern nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach der Ausmusterung in Kiel bekam das Museum in Speyer vom Verband Deutscher Ubootfahrer den Tipp, dass U17 vom Bundesverteidigungsministerium ausgeliehen werden könnte.

Tausende Schaulustige standen im vergangenen Mai am Rheinufer in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen und verfolgten den Transport des ungewöhnlichen Ausstellungsstücks nach Speyer.

Dort locken bereits Exponate wie der Überschallflieger Concorde und die Sowjetraumfähre Buran jährlich Zehntausende Besucher an. Kuriositäten wie das Hausboot der Kelly Family und die Küche aus der TV-Serie „Lindenstraße“ gibt es ebenfalls zu bestaunen.

Die Transportkosten werden von den Museen sowie über Spenden gedeckt. Auch die Weiterfahrt des Boots in das etwa 40 Kilometer entfernte Sinsheim wird eine logistische Herausforderung. Der Transport könne Wochen dauern, heißt es. Der Zugverkehr müsse kurz gestoppt und Ampeln, Oberleitungen und Leitplanken müssten zeitweise entfernt werden.

Immer wieder müsse U17 auf dem Weg zu seinem Bestimmungsort gekippt und aufgestellt werden, weil Brücken zu niedrig, Schleusen zu eng und Straßen nicht breit genug seien. Zuletzt waren auch 120 Tonnen Batterien ausgebaut worden, um das Gefährt leichter zu machen.

U-Boote wie U17 üben Faszination aus

U-Boote üben auf viele eine große Faszination aus. Es gibt Filmklassiker wie „Das Boot“ (1981) und „Jagd auf Roter Oktober“ (1990), es gibt das berühmte „Yellow Submarine“ der Beatles. Und es gibt auch viele tragische Vorfälle mit U-Booten unter Wasser, etwa das jüngste Unglück nahe dem Wrack der „Titanic“.

In Speyer steht der langjährige U-Boot-Fahrer Jürgen Weber auf dem Areal des Museums und betrachtet das gekippte Gefährt. „Es ist ein eigenartiges Gefühl, den Turm waagrecht stehen zu sehen“, sagt der 69-Jährige und schmunzelt. „Auf See hätten wir das nicht gebraucht.“

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