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Letzte Reise von U17

Bei Ankunft in Speyer: U-Boot-Transport rammt Fähranleger

Unfall im Zielhafen: Beim Rangieren in Speyer kracht der Transport mit dem U-Boot U17 gegen einen Fähranleger. Der Kapitän nimmt es gelassen. Nun soll der Koloss auf die Straße.

Der Transport mit U-Boot U-17 auf dem Rhein passiert den Dom von Speyer am Mittwochmorgen.
Der Transport mit U-Boot U-17 auf dem Rhein passiert den Dom von Speyer am Mittwochmorgen. Foto: Daniel Streib

Die letzte Schifffahrt von U17 endet an einem windigen Mittwochvormittag in einem Seitenarm des Rheins. Gegen 10.45 Uhr rangiert der niederländische Schiffsführer Ben Kik den Ponton, auf dem das U-Boot thront, in den Naturhafen Speyer.

Doch kurz bevor das U-Boot nach 50 Jahren seinen allerletzten Hafen erreicht, gibt es noch einen Unfall – beim Einparken sozusagen.

Fähranleger, Speyer Oberhausen-Rheinhausen
Diesem Fähranleger ist der U-Boot-Transport zu Nahe gekommen. Foto: Daniel Streib

Zwei Mal kracht es am Fähranleger bei Speyer

Und dann kracht es. Das Heck des Antriebsschiffs rammt den kleinen Schiffsanleger, auf dem ein paar Journalisten stehen. Sie werden kurz durchgeschüttelt, behalten aber das Gleichgewicht. Schnell gibt der niederländische Schiffsführer Gegenschub, kurz darauf touchiert das Schiff mit seiner tonnenschweren Last den Anleger noch einmal. Dann ist es geschafft, der U17-Transport kann vertäut werden.

Der Anleger ist etwas ramponiert. Auch am Heck des Transportschiffs der Reederei Pieter van der Wees sind ein paar Schrammen und eine kleine Delle auszumachen. Blechschaden würde man beim Auto sagen, hier dürfte es Eisen sein.

Später kommt die Wasserschutzpolizei zur Unfallaufnahme und der von den Stadtwerken Speyer alarmierte Fährkapitän Sebastian Sztander überprüft mit besorgter Miene seinen nicht mehr ganz gerade Anleger.

Wasserpolizei kommt im Naturhafen Speyer zur Unfallaufnahme zum Transportschiff des U-Boots.
Wasserpolizei kommt im Naturhafen Speyer zur Unfallaufnahme zum Transportschiff des U-Boots. Foto: Daniel Streib

Schiffsführer Ben Kek sagt anschließend: „Das war nur eine Kleinigkeit. Das haben wir wieder hingebogen.“ Die Museumsmitarbeiter, Transportarbeiter und die Journalisten am Ufer mögen noch so hibbelig sein ob des historischen Transports. Der Kapitän ist die Ruhe selbst, Blechschaden hin oder her. „Ich fahre seit 47 Jahren auf dem Rhein, habe auch schon mal eine Boeing transportiert.“

Ein U-Boot als Fracht ist aber auch dem Mann aus Dordrecht noch nicht unter gekommen. Und die U17 ist nicht irgendein U-Boot.

U-Boot 17, U-17 liegt im Naturhafen Speyer
Ende einer langen Reise: Der Transport mit U-Boot U-17 macht im Naturhafen Speyer fest. Kurz vorher gab es einen kleinen Unfall. Foto: Daniel Streib

Das Unterwasserschiff der Klasse 206 galt einst als ein furchteinflößendes Technikwunder zum Stückpreis von 60 Millionen D-Mark. Dafür galt es als besonders leise, verfügte über einen nicht magnetischen Rumpf und konnte mit acht drahtgelenkten Torpedos bewaffnet werden.

U17: U-Boot mit 50-jähriger Geschichte kommt ins Museum

Dem Boot mit der Kennung S 196 blieb in seiner bald 50-jährigen Geschichte zum Glück ein Kriegseinsatz erspart. Zunächst war es hauptsächlich in der Nord- und Ostsee unterwegs.

Nach einer Umrüstung zur Klasse 206A in den 1990ern konnte es auch im Mittelmeer eingesetzt werden. 1997 überquerte U17 mit einer 23-köpfigen Besatzung als erstes deutsches Nachkriegs-U-Boot den Atlantik, um anschließend an der US-Ostküste zu üben.

Der Transport des 500 Tonnen schweren Kolosses von Kiel in die Pfalz wurde über Jahre geplant. Die Reise begann am 28. April in Kiel und endete am Mittwochvormittag mit der Anlandung in Speyer.

Ab nun geht es für U17 nur auf der Straße weiter. Der Transport zum Technikmuseum Speyer ist am Sonntag geplant. Nach einer Restaurierung soll das U-Boot ab 2024 im Schwester-Museum in Sinsheim auch von Innen besichtigt werden können.

Zum Straßentransport vom Naturhafen Speyer zum Technikmuseum werden am Sonntag Tausende Schaulustige erwartet. Informationen zur Strecke gibt es auf der Website des Museums.

Schon auf der Rhein-Passage hatten Tausende Menschen das U-Boot-Spektakel etwa in Düsseldorf oder Köln begleitet.

In Speyer sind nur ein paar Hundert Schaulustige am Rhein

In Speyer waren am Mittwochmorgen einige Hundert Besucher zum Helmut-Kohl-Ufer gekommen, wo der Transport gehen 9.40 Uhr und somit 20 Minuten früher als geplant vorbeifuhr.

Gegen 10.30 Uhr traf der von Schiffsführer Ben Kik aus Dordrecht geleitete Verband auf Höhe des badischen Rheinhausen ein. An der dortigen Fährstation, wegen des Transports war sie außer Betrieb, hatten die Zuschauer gewissermaßen einen Logenplatz bei der Hafeneinfahrt. Die Anlandung im Naturhafen selbst war für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Das lag weniger an Sicherheitsgründen, sondern vielmehr an Naturschutzauflagen. Diesbezüglich sorgt das U-Boot in Speyer nämlich ziemlich für Ärger, inklusive polizeilicher Ermittlungen.

Berichten zufolge haben die Speyerer Grünen eine Strafanzeige wegen Gefährdung schutzbedürftiger Gebiete gestellt. Dabei geht es um Ungereimtheiten bei der Genehmigung der Stadt Speyer, für die Aktion im Naturhafen Bäume und Sträucher zu roden.

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