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Nach Kostenexplosion

Nach Kostenexplosion: Kämpfelbach peilt Neustart bei Bildungszentrum an

Die Kämpfelbacher Bildungszentrum-Erweiterung wird viel teurer als geplant. Der Gemeinderat stimmt für eine Alternativplanung – doch welche Chancen hat die?

Gebäude für die Naturwissenschaften
Bisher war geplant, den Erweiterungsbau an das bestehende Gebäude für die Naturwissenschaften anzudocken. Doch davon hält man in Kämpfelbach schon länger nicht mehr viel. Foto: Nico Roller

Je näher die Umsetzung gerückt ist, desto stärker sind die Kosten gestiegen und dadurch Auslöser für kontroverse Diskussionen gewesen. Längst ist die bauliche Erweiterung des Königsbacher Bildungszentrums zum Sorgenkind geworden, längst gibt es Zweifel an der finanziellen Realisierbarkeit des millionenschweren Großprojekts.

An den bisherigen Planungen will man daher in Kämpfelbach nicht mehr länger festhalten, sondern einen Schlussstrich ziehen und eine preisgünstigere Alternative in Angriff nehmen.

Nun kommt es in Kämpfelbach auf die anderen Kommunen an

Das hat der Gemeinderat am Montagabend bei einer Enthaltung beschlossen. In den kommenden Tagen werden sich auch die drei übrigen zum Schulverband gehörenden Kommunen Eisingen, Königsbach-Stein und Ispringen in ihren Gemeinderäten mit der Frage befassen, wie es mit der baulichen Erweiterung des aus einem Gymnasium und einer Realschule bestehenden Bildungszentrums weitergehen soll.

Diese Vorgehensweise hatte die Verbandsversammlung im Sommer festgelegt, nachdem für das erste Vergabepaket im Vergleich zum bepreisten Leistungsverzeichnis eine Kostensteigerung um mehr als 50 Prozent bekannt geworden war.

Schon damals hatte Kämpfelbachs Bürgermeister Thomas Maag (parteilos) deutlich gemacht, dass seine Gemeinde diese Kosten nicht mehr tragen könne.

Feuerwehrhaus und Sanierung der Wasserversorgung belasten Kasse bereits

In der Ratssitzung betont er nun ausdrücklich, dass ihm das Bildungszentrum mit seinen Schülern und Lehrern sehr am Herzen liege, dass er es für einen wichtigen Standortfaktor halte und eine gute Ausbildung der Kinder und Jugendlichen sicherstellen wolle.

Aber er sagt auch, dass die Gemeinde Kämpfelbach sich die aktuellen Planungen nicht mehr leisten könne. Auch und gerade vor dem Hintergrund, dass sie noch viele andere Projekte wie ein neues Feuerwehrhaus und eine Sanierung der Wasserversorgung zu stemmen habe.

Es geht hier um die Anerkennung von Realitäten.
Thomas Maag 
Kämpfelbacher Bürgermeister

Zuletzt lagen die geschätzten Kosten für die bisherige Planung laut Sitzungsvorlage bei mehr als 16 Millionen Euro. Davon entfallen rund 13,4 Millionen Euro auf den Erweiterungsbau, in dem neue Fachräume entstehen sollen. Und rund 2,7 Millionen Euro auf den Rückbau der alten, nicht mehr zeitgemäßen Fachräume im Hauptgebäude in normale Klassenzimmer.

Im November 2018 war noch von Gesamtkosten von rund 6,1 Millionen Euro die Rede. Was unterm Strich eine Steigerung um rund zehn Millionen Euro bedeutet, die Maag und der überwiegende Teil des Kämpfelbacher Gemeinderats nicht akzeptieren wollen.

Rechnet der Bürgermeister die unter anderem in der Sporthalle noch ausstehenden Sanierungsarbeiten hinzu, kommt er auf insgesamt 22 Millionen Euro, die die vier Verbandsgemeinden in den kommenden Jahren zu stemmen hätten.

Klassenzimmer in Modulbauweise könnten in Kämpfelbach Problem lösen

„Es geht hier um die Anerkennung von Realitäten“, sagt Maag – und plädiert für eine neue Planung, die er unter Berücksichtigung der finanziellen Leistungsfähigkeit für die bestmögliche Lösung hält.

Im Wesentlichen sieht sie vor, die alten Fachräume im Hauptgebäude zu sanieren und weitere, normale Klassenzimmer in Modulbauweise direkt an das Bestandsgebäude anzuschließen.

Der Schulverband rechnet dafür mit Kosten von rund 11,8 Millionen Euro. Bereits einkalkuliert ist dabei der Modulbau, der für rund 1,2 Millionen angeschafft wurde und auf einer ehemaligen Rasenfläche vor der Sporthalle bereits seit einigen Monaten eine zusätzliche Fläche von rund 400 Quadratmetern bietet.

Rechnet man sie dazu und zieht den für das Pelletlager wegfallenden Musiksaal ab, dann verbleibt für das Gymnasium noch ein Raumbedarf von rund 350 Quadratmetern. Ein Raumbedarf, der sich laut Maag mit der angedachten Alternativplanung gut abdecken lässt.

Zustimmung und Zweifel im Kämpfelbacher Gemeinderat

Der Großteil des Gemeinderats sieht das ähnlich. „Wir stehen finanziell vor einem Abgrund“, sagt Eddi Vögele (FWV) und betont, man müsse jetzt nach vorn schauen. Thomas Seyffarth (SPD) vergleicht die aktuelle Situation mit einer Sackgasse: Wenn man sich in ihr befinde, müsse man umkehren, bevor man am Ende auf eine Wand fahre.

Auch für Silvia Groß (CDU) steht fest, dass es mit der bisherigen Planung nicht weitergehen kann. In dieser seien die Kämpfelbacher Bedürfnisse überhaupt nicht berücksichtigt worden.

Christine Fischer (MuM) hegt dagegen Zweifel an der neuen Planung, über die sie sich nicht ausreichend informiert fühlt. „Ich finde, wir haben so gut wie gar nichts“, sagt Fischer, die nicht „blind“ entscheiden will: „Wer sagt uns, dass es nicht wieder der falsche Weg ist?“

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