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Vom Nirgendwo ins Nirgendwo?

Radweg sorgt in Kämpfelbach für dicke Luft

Obwohl ihn das Land komplett bezahlen würde: Kämpfelbacher Gemeinderat vertagt Entscheidung zu neuem Radweg zwischen Bilfingen und Ersingen.

Möglicher Endpunkt: Einen neuen Radweg zwischen dem abgebildeten Kreisverkehr in Bilfingen und der Antoniuskapelle in Ersingen würde das Land komplett finanzieren. Doch viele Gemeinderäte wollen erst wissen, wie der neue Weg angebunden wird.
Möglicher Endpunkt: Einen neuen Radweg zwischen dem abgebildeten Kreisverkehr in Bilfingen und der Antoniuskapelle in Ersingen würde das Land komplett finanzieren. Doch viele Gemeinderäte wollen erst wissen, wie der neue Weg angebunden wird. Foto: Nico Roller

Erneut hat sich der Kämpfelbacher Gemeinderat mit einem möglichen Rad- und Fußweg zwischen der Antoniuskapelle in Ersingen und dem Kreisverkehr am Ortsausgang von Bilfingen befasst.

Wirklich weitergekommen ist man allerdings nicht, denn nach kontroverser Diskussion stimmte das Gremium mit einer knappen Mehrheit von zehn zu neun dafür, eine Entscheidung zu vertagen.

Den entsprechenden Antrag hatte Lothar Hein (CDU) gestellt. Er kritisierte, den Ratsmitgliedern lägen „die ganzen Unterlagen“ nicht vor und die Pläne seien kaum lesbar gewesen. „Das ist alles neu für uns.“

Auch Christine Fischer (MuM) sagte, die in der Sitzung von Ingenieur Jörg Baumgärtner gezeigte Präsentation habe ihrer Fraktion nicht vorgelegen und sei aus der Entfernung auf der Leinwand kaum erkennbar. Als „Sensation“ empfand sie jedoch, dass das Land die Baukosten für einen Radweg zwischen dem Kreisverkehr und der Antoniuskapelle komplett tragen würde.

Auch Bürgermeister Udo Kleiner (parteilos) sprach von einer „einmaligen Chance“. Dass es sie gibt, liegt in erster Linie an dem zentralen Feuerwehrhaus, das beim Bilfinger Kreisverkehr gebaut werden soll.

Dadurch handelt es sich bei dem Radweg fortan um eine verkehrswichtige Route im kommunalen Radwegenetz, vor allem für die Mitglieder der Jugendfeuerwehr.

Finanzierungszusage schon im Dezember

Gespräche mit dem Landratsamt haben laut Kleiner ergeben, dass ein Radweg entlang einer Bundes- oder Landesstraße grundsätzlich vom Land gebaut und finanziert werden muss. Schon im Dezember habe es eine Finanzierungszusage gegeben.

Das Land würde auch acht Prozent der Planungskosten übernehmen. Kleiner sprach in der Sitzung von einem „großen Erfolg“. Dass Teile des Gemeinderats die Entscheidung vertagen wollten, fand er „jammerschade“.

Im Rat wurde kontrovers über das Thema diskutiert – und zwar nicht zum ersten Mal: Schon 2018 wurde die Verwaltung beauftragt, ein Konzept für eine bessere fußläufige Erreichbarkeit des Discounters am Bilfinger Ortsrand erstellen zu lassen. Angedacht war ein Fuß- und Radweg entlang der Hauptstraße bis zur Weinbrennerkelter, der auch Richtung Ersingen bis zur Antoniuskapelle führen könnte.

Das im März 2021 vorgestellte Ergebnis sah vor, zwei Bauabschnitte zu realisieren: den ersten entlang der Landesstraße 570 zwischen dem Abzweig der Wilferdinger Straße bei Ersingen und dem Kreisverkehr in Bilfingen, den zweiten vom Kreisverkehr in Richtung Ortsmitte. Doch damals stimmte der Rat mehrheitlich gegen die Pläne.

Im Anschluss baten die Freien Wähler die Verwaltung in einem Antrag, zu prüfen, inwieweit es möglich wäre, den im März vorgestellten Radweg von der Antoniuskapelle bis zum Kreisverkehr an den bisherigen Radweg oder an die Wilferdinger Straße anzubinden. Eine Machbarkeitsstudie sollte Klarheit schaffen.

Zwei Varianten vorgestellt

In der jüngsten Ratssitzung stellte Ingenieur Baumgärtner nun zwei Varianten vor. Die eine sieht eine Anbindung einige Meter hinter der Kreuzung von Wilferdinger Straße und L570 vor, die andere eine Querung direkt an der L570 über eine Mittelinsel, für die allerdings der Einmündungsbereich umgebaut werden müsste.

In Richtung Ersingen brachte Baumgärtner eine Verbreiterung der Brückenkappe ins Gespräch. Denkbar wäre auch ein Schutzstreifen für Radfahrer auf der Wilferdinger Straße, den der Ingenieur aber wegen der zu geringen Fahrbahnbreite aktuell nicht für möglich hält.

Auch Fischer sprach sich gegen einen Schutzstreifen aus, bezeichnete ihn sogar als „lebensgefährlich“. Stattdessen schlug sie vor, die Wilferdinger Straße außerorts in einen Fuß- und Radweg umzuwandeln und mit Pollern zur Sackgasse zu machen.

Nach Baumgärtners Ausführungen sagte Hein, sichtlich entsetzt: „Wir hätten heute über einen Radweg abgestimmt, für den wir keine Anbindung haben.“ Und Fraktionskollege Michael Schuster warf dem Bürgermeister vor, vom Rat einen Beschluss zu einem Radweg „vom Nirgendwo ins Nirgendwo“ zu wollen. Kleiner widersprach und betonte, Regierungspräsidium und Landratsamt würden den Weg für nötig halten.

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