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Für den Trinkwasserschutz

Auf vielen Feldern im Enzkreis werden Bodenproben genommen

Insgesamt 33 Wasserschutzgebiete gibt es im Enzkreis. Sechs von ihnen gelten als Nitrat-Problemgebiete. Um das Grundwasser zu schützen, fährt ein Team derzeit die Äcker ab und nimmt Bodenproben.

Alles hat seine Ordnung: Daniela Wirth (links) und Alfred Schäfer haben in Stein auf einem Feld acht Bodenproben aus drei Erdschichten entnommen und vermischt. Nun hilft ihnen Nicole Wenz vom Landwirtschaftsamt beim Verladen in Styroporkisten.
Alles hat seine Ordnung: Daniela Wirth (links) und Alfred Schäfer haben in Stein auf einem Feld acht Bodenproben aus drei Erdschichten entnommen und vermischt. Foto: Nico Roller

Ratternd setzt sich der Motor in Betrieb, der hinten auf dem Fahrzeug montiert ist. Er liefert die nötige Energie, um einen Bohrstock 90 Zentimeter tief in die Erde zu treiben. Wo sich normalerweise der Beifahrersitz befindet, ist eine Apparatur installiert, mit der Alfred Schäfer Bodenproben entnimmt.

Zusammen mit seiner Kollegin Daniela Wirth ist er am Dienstagvormittag auf einem Acker im Bereich des Hochwasserrückhaltebeckens „Neulinger Grund“ am Ortsausgang von Stein in Richtung Bauschlott im Einsatz. Weil der Acker dort lang und schmal ist, fährt er in einer Diagonale darüber. An acht Stellen hält er an, um seine Proben zu entnehmen.

Das ist in der Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung (SchALVO) so vorgeschrieben, mit der das Land schon 1988 den Grundwasserschutz in Trinkwasserschutzgebieten zur hoheitlichen Aufgabe erklärt hat. Sie bildet den Rahmen für die Probenentnahmen, die derzeit im gesamten Enzkreis seit Mitte Oktober und noch bis Mitte November auf mehr als 340 Feldern vorgenommen werden, die in Nitrat-Problemgebieten liegen.

Probengröße hängt von Feldgröße ab

Das entnommene Material wird in drei Bodenschichten aufgeteilt: Die erste reicht von null bis 30 Zentimeter, die zweite bis 60 Zentimeter und die dritte bis 90 Zentimeter. Wie viele Proben auf einem Feld entnommen werden, hängt von dessen Größe ab: Ist es kleiner als ein Hektar, reichen acht Proben aus. Ist es größer, müssen es 15 sein.

Wobei laut Nicole Wenz vom Landwirtschaftsamt maximal drei Hektar beprobt werden, damit das Ergebnis repräsentativ bleibt. Wichtig sei, den „Durchschnitt des gesamten Ackers“ abzubilden. Deswegen finden die Probenentnahmen auch nicht in Randbereichen statt, die tendenziell stärker befahren und bearbeitet werden als der Rest der Fläche.

Sind die Proben an den acht oder 15 Stellen genommen, werden alle aus einer Erdschicht miteinander vermischt. Wenz sagt dazu „homogenisieren“ und erklärt, die Proben würden nach der Entnahme zunächst in Styroporboxen gelagert und dann tiefgefroren, damit die Ergebnisse nicht verfälscht werden. Im Labor zeigt sich dann, wie viel Nitrat sich in den einzelnen Schichten befindet und ob die zulässigen Toleranzwerte eingehalten werden.

Weitere Entnahme bei Überschreitung

Sollte eine Überschreitung festgestellt werden, findet zur Sicherheit eine weitere Probenentnahme an denselben Stellen statt. Bestätigt sich dabei die Überschreitung, erhält der bewirtschaftende Landwirt keine Ausgleichszahlungen. Im schlimmsten Fall muss er eine Schlagkarte führen, in der er den Jahresablauf protokolliert.

Regelmäßig entnommen werden die Proben nur in Wasserschutzgebieten, die als Nitrat-Problemgebiete eingestuft werden. Dort ist es Pflicht, im Winter eine Zwischenfrucht einzusäen, wenn keine Winterkultur, wie etwa Winterweizen, angebaut wird. Damit verhindert man, dass gerade bei viel Regen über den Winter das Nitrat im Boden in tiefere Schichten vordringt und so ins Grundwasser gelangt.

Wobei Frank Zengerle vom Bauernverband Nordschwarzwald-Gäu-Enz betont, dass Nitrat nicht nur durch das Düngen in den Boden kommt, sondern dass auch das Wetter eine große Rolle spielt: Bei hohen Temperaturen wie im vergangenen Sommer könne auch durch die reine Bodenbearbeitung eine Mineralisierung stattfinden.

33 rechtskräftig festgesetzte Wasserschutzgebiete im Enzkreis

Zudem erklärt Zengerle, dass es neben der Landwirtschaft auch noch andere Akteure gibt, die für Nitrateinträge verantwortlich sein können, etwa Bauunternehmen. Insgesamt gibt es im Enzkreis 33 rechtskräftig festgesetzte Wasserschutzgebiete, von denen sechs als Nitrat-Problemgebiete eingestuft sind. Nitrat-Sanierungsgebiete mit besonders hohen Konzentrationen gibt es nicht.

„Wir sind überall weit vom Grenzwert entfernt“, betont der neue Landwirtschafts-Dezernent Holger Nickel und erklärt, dass von 20.000 Hektar landwirtschaftlicher Fläche nur rund 800 in Problemgebieten lägen. Landwirtschaftsamtsleiterin Corinna Benkel betont, dass die Landwirte einen großen Beitrag zum Umweltschutz und für gesundes Wasser leisteten.

In der Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung sieht sie ein wirkungsvolles Instrument, das dazu geführt habe, dass die anthropogene Zusatzbelastung mit Nitrat landesweit von 1994 bis 2011 um rund 26 Prozent gesunken ist. Diese Tendenz ist weiter fallend. In anderen Bundesländern würden die Werte dagegen stagnieren oder sogar wieder steigen.

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