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Vorbild für den Nachwuchs

Vizeweltmeisterin im Betonbauen: Zuerst Eintrag in das Goldene Buch von Mühlacker, dann Treffen mit Kanzler Scholz

Als Vizeweltmeisterin hat sie sich diese Ehre verdient, betont Mühlackers OB Frank Schneider. Für den Nachwuchs in ihrer Branche sei sie ein Vorbild. Das sieht man auch im Kanzleramt so: Mitte der Woche wird Janson dort mit ihrem Team empfangen.

Jule Janson ist Vizeweltmeisterin im Baugewerbe geworden. Deshalb durfte sie sich am Montagmorgen ins Goldene Buch der Stadt Mühlacker eintragen.
Jule Janson ist Vizeweltmeisterin im Baugewerbe geworden. Deshalb durfte sie sich am Montagmorgen ins Goldene Buch der Stadt Mühlacker eintragen. Foto: Stefan Friedrich

Es ist ziemlich dick, das Goldene Buch der Stadt Mühlacker – und vor allem ist es auch schon ziemlich alt. Zum ersten Mal aufgeschlagen wurde es mit der Gründung der Großen Kreisstadt. Namhafte Persönlichkeiten haben sich darin verewigt.

An diesem Montag wurde nun eine neue Seite aufgeschlagen, in diesem Fall für eine Frau, die es in einem von Männern dominierten Gewerbe bis an die Weltspitze geschafft hat: Jule Janson. Seit wenigen Tagen ist sie Vizeweltmeisterin als Betonbauerin.

Der Titel ist gewissermaßen auch Verpflichtung. Janson ist dieser Tage gefragt, etwa als Vorbild für den Nachwuchs in ihrem Beruf, als Gesprächspartnerin für Medien.

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz wird sie an diesem Mittwoch persönlich im Kanzleramt empfangen, gemeinsam mit ihren Teamkollegen. Janson freut sich bereits darauf, nimmt den Trubel um ihre Person aber auch gelassen. „Ich hoffe, dass bald wieder Alltag ist“, sagt sie.

Ich finde es viel cooler, wenn ich abends sehe, was ich tagsüber gemacht habe.
Jule Janson, Vizeweltmeisterin

Ab nächster Woche will sie spätestens wieder für ihr Studium arbeiten. Eigentlich hätte sie dieses bereits abschließen können, wegen der Weltmeisterschaften musste sie aber noch ein Semester dranhängen. Auf diesen Abschluss freut sie sich bereits, weil sie sich eher als Praktikerin sieht. „Im Studium sitze ich den ganzen Tag am Schreibtisch, lerne etwas, aber für mich ist das einfach nicht befriedigend“, verrät sie.

Sie will lieber raus auf den Bau. „Ich finde es viel cooler und schöner, wenn ich abends sehe, was ich tagsüber gemacht habe, und vor allem kann ich dann auch später mal in 15 oder 20 Jahren vorbeifahren und sagen: das Haus da, das habe ich gebaut.“

Österreich holte mit dünnem Vorsprung die Weltmeisterschaft

Vielleicht winkt demnächst ja schon ein Auftrag aus ihrer Heimatstadt Mühlacker. „Wir müssen sie unbedingt bei unseren nächsten Bauvorhaben mit einspannen, damit auch wir sagen können: Daran hat unsere Vizeweltmeisterin mitgewirkt“, bemerkt Oberbürgermeister Frank Schneider (FDP), der die Karriere von Janson spätestens seit dem Moment mitverfolgt hat, als sie 2019 bei der Gesellenfreisprechung gemeinsam mit seinem Sohn in der Stadthalle Pforzheim auf der Bühne stand.

Wir sind stolz, wenn wir jemanden haben, der so derart erfolgreich ist.
Frank Schneider, Oberbürgermeister

„Ich erinnere mich noch, dass ich schon damals bewundernd auf die Bühne geschaut habe, weil Sie damals die Goldmedaille bei der deutschen Meisterschaft errungen haben.“ Das sei damals bereits ein besonderer Moment gewesen, der nun durch die Vizeweltmeisterschaft eine Steigerung erfahren hat.

„Das wird man nicht so einfach geschwind“, weiß Schneider. „Da gehört einiges an Leistung dazu, wahrscheinlich auch Talent, aber vor allem viel Fleiß und viel Können“, betont der OB und versichert: „Wir sind stolz, wenn wir jemanden haben, der so derart erfolgreich ist.“

Dass sie die erste Frau an der Weltspitze ist, das ist für Janson nicht so wichtig gewesen. „Ich bin schon stolz“, sagt sie über ihren Titel als Vizeweltmeisterin, den sie vor Ort mit ihren Eltern und ihrem Freund gefeiert hat, „aber auch nicht mehr, als wenn ich ein Mann gewesen wäre.“

Dass es fürs Treppchen reichen würde, das hätte sich schon am ersten Tag angedeutet. „Wir hatten schon das Gefühl, dass wir unter die ersten vier kommen könnten.“ Am Ende mussten sie sich lediglich den Österreichern geschlagen geben, die mit hauchdünnem Vorsprung die Weltmeisterschaft geholt haben.

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