Seit 51 Jahren lebt Karl Rexer in seinem Haus an der Straße „Am Enzberg“ in Niefern. Er hat einen Panoramablick auf die Autobahn 8. „Der Verkehr hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verzehnfacht“, sagt er. Wegziehen war für ihn nie ein Thema. Stattdessen hat er sein Haus mit Mineralwolle gedämmt. Im Inneren des Hauses sei der Lärm der Autobahn erträglich.
Läuft man 100 Meter weiter bis vors Haus von Roland Filips sieht das ganze schon anders aus: Autos und Lkw brummen im Sekundentakt vorbei. „Der Unterschied ist signifikant“, sagt der FDP-Landtagsabgeordnete Erik Schweickert.
Die Autobahn liegt hier am Scheitelpunkt ein paar Meter höher und ist zum Greifen nah. „Hier an der Hauptachse wird der Verkehr jedes Jahr mehr“, weiß Filips, der seit fast 30 Jahren hier wohnt.
Hier an der Hauptachse wird der Verkehr jedes Jahr mehr.Roland Filips, Anwohner
Das Problem seien die Rollgeräusche der Fahrzeuge, sagt Schweickert. Beim Abgeordneten aus Niefern haben sich mehrere Anwohner der Straße über die Lärmbelästigung beschwert.
Der Grund ist die Verlegung der Autobahn und der Zustand der Straße „Am Enzberg“. Wie berichtet, soll im Oktober der Bau von drei neuen Spuren und eines Standstreifens auf Eutinger Seite in Richtung Stuttgart beginnen. Die 380 Meter lange Übertunnelung soll folgen.
Als Vorbereitung wurden zwei Behelfsbahnen in Richtung Karlsruhe angelegt. Die Autobahn, über die täglich rund 100.000 Fahrzeuge rollen, ist damit auf Nieferner Seite noch ein Stück weiter an die Häuser „Am Enzberg“ gerückt.
Schweickert will nachhaken, ob die ursprünglichen Zusagen vom Regierungspräsidium Karlsruhe von der Autobahn GmbH des Bundes umgesetzt werden. Die GmbH ist seit Januar 2021 für Planung, Bau, Betrieb, Erhaltung, Finanzierung und vermögensmäßige Verwaltung der Autobahnen in Deutschland zuständig.
Der Verkehr hat sich in den letzten 51 Jahren verzehnfacht.Karl Rexer, Anwohner
Zugesagt war beispielsweise eine Fahrbahnbreite von 2,20 Metern. Von einer Bahnverengung sei keine Rede gewesen, sagt der Abgeordnete beim Termin vor Ort.
Wenn die Lkw an der Baustelle auf Höhe Eutingen nach links schwenken, werde der Lärm wie durch einen Trichter verteilt. Hinzu komme, dass Betonelemente auf der Bahn durch Leitplanken ersetzt wurden. Mit den Betonteilen sei der Lärm deutlich geringer gewesen, bestätigen die beiden Anwohner. „Und wenn die Fahrbahn nass ist, ist der Lärm noch direkter und deutlicher zu hören“, ergänzt Filips.
Schweickert will provisorische Lösung prüfen lassen
Schweickert will überprüfen lassen, ob nicht während der Bauarbeiten in den kommenden zwei Jahren eine provisorische Lösung für die Nieferner Erleichterung verschaffen kann – etwa durch Platten, die die Abrollgeräusche mindern könnten.
Seine Forderung wolle er parlamentarisch auf den Weg bringen, sagt Schweickert. Eines dürfte klar sein: Wenn nichts gemacht werde, haben die Eutinger auf der anderen Seite der Autobahn das gleiche Problem, wenn in zwei Jahren der Verkehr auf Eutinger Seite auf Behelfsbahnen umgeleitet wird, um neue Spuren in Richtung Stuttgart zu bauen.
Fünf Bauphasen bis Dezember 2026
Neben dem Ausbau der A8 auf einer Länge von rund 4,8 Kilometern soll auch die Bundesstraße 10 im Bereich der Anschlussstelle Pforzheim-Ost vierspurig ausgebaut und die Anschlussstelle Pforzheim-Ost mit leistungsfähigen Zufahrten versehen werden.
Zum Großprojekt gehören außerdem der Neubau mehrerer Brücken, die Reduzierung der Steigung, die Lärmschutzeinhausung und weitere Lärmschutzwände und -wälle sowie die Abdichtung der Trasse und die Fassung und Reinigung des gesamten Oberflächenwassers. Für den Ausbau sind 340 Millionen Euro eingeplant. Er soll bis Dezember 2026 in insgesamt fünf Bauphasen über die Bühne gehen.