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Bike Trial

Sport für Mutige im Enzkreis: Mit dem Fahrrad stürzen sich die Biker ins Abenteuer

Ohne mit dem Fuß auf den Boden zu kommen, müssen Biker in Ölbronn im Enzkreis bei der Europameisterschaft im Bike Trial bis zu 1,60 Meter hohe Hindernisse überwinden. Beim Zuschauen bleibt einem da schon mal die Luft weg.

Bei dem Sprung schaut auch der italienische Teilnehmer ganz genau hin: Jonas Friedrich (rechts) war an diesem Wochenende nicht nur Veranstalter der Europameisterschaften im Bike Trail, sondern trat auch selbst im Wettbewerb an.
Jonas Friedrich (rechts) war an diesem Wochenende nicht nur Veranstalter der Europameisterschaften im Bike Trail, sondern trat auch selbst im Wettbewerb an. Foto: Stefan Friedrich

Ein bisschen gefährlich sieht es von außen betrachtet schon aus, wenn die Biker nur auf ihren zwei Rädern Anhöhen erklimmen, Hindernisse überwinden und Sprünge hinlegen, die Nervenkitzel pur sind. Da wird einem fast schon beim Zuschauen schwindlig, wie sie sich wagemutig den Hang hinunterstürzen.

Bike Trial nennt sich diese anspruchsvolle Sportart. Am Wochenende war die Elite zu Gast bei den Europameisterschaften in Ölbronn im Enzkreis, auf dem Gelände des dortigen RMSC (Rad- und Motorsport-Club).

Mit am Start sind auch die Lokalmatadoren Nina Reichenbach aus Ötisheim – sie hat schon mehrfach die Weltmeisterschaft gewonnen – und Jonas Friedrich, der nicht nur als EM-Veranstalter auf- sondern am Samstagnachmittag auch selbst antritt, um sich mit den Besten seiner Zunft zu messen.

Parcours fordert von Radlern ein hohes Maß an Konzentration und Disziplin

Vier Stunden etwa sind die Sportler durchschnittlich im Parcours unterwegs. Insgesamt zehn Stationen gibt es, die jeweils zwei Mal absolviert werden müssen – innerhalb von zwei Minuten und möglichst fehlerfrei, versteht sich. Das erfordert ein hohes Maß an Konzentration und Disziplin.

Während Reichenbach und Friedrich sich also ganz auf diesen Wettbewerb fokussieren, übernimmt Ralf Hesse das Gespräch mit dieser Redaktion. Er hat den Wettbewerb zu diesem Zeitpunkt nämlich bereits hinter sich, in der Altersgruppe Ü40 ist er selbst vorne mit dabei; auf jeden Fall Vize-Europameister, sagt er, vielleicht reicht es sogar für ganz vorne.

Das genaue Ergebnis kennt er am Nachmittag noch nicht, weil er da schon wieder als Schiedsrichter fungieren muss, der genau aufpasst, dass die Biker sich an alle Regel halten. Es ist eben kein durchprofessionalisierter Sport – und doch ahnt man, wie viele Jahre Training die Athleten hinter sich haben.

Ziel unseres Sports ist, mit dem Fahrrad Hindernisse zu überwinden, ohne die Füße vom Pedal zu nehmen.
Ralf Hesse, Bike Trial-Teilnehmer Altersgruppe Ü40

„Ziel unseres Sports ist, mit dem Fahrrad Hindernisse zu überwinden, ohne die Füße vom Pedal zu nehmen“, erklärt Hesse, wie Bike Trial funktioniert. Jedes Mal, wenn das passiert, gibt es Strafpunkte – maximal fünf pro Station. Sind die erreicht, wird abgebrochen und der Teilnehmer muss mit fünf Strafpunkten im Gepäck vorzeitig zur nächsten Station weiter.

Gefahren wird in verschiedenen Klassen, eingeteilt nach Alter und Können. Die jüngsten Biker sind am Samstagmorgen im Gelände, nachmittags startet die Elite in den schwierigsten Kategorien. Die Farbe der Pfeile im Parcours zeigt dem jeweiligen Teilnehmer genau an, welche Hindernisse er jeweils nehmen muss.

Wer sich an den weißen Pfeilen orientieren darf, ist auf der leichtesten Strecke unterwegs. „Da geht es um Steilwand und eher kleinere Hindernisse auf Knöchelhöhe“, erklärt Hesse. „Alles, was man auch ohne große Technik noch halbwegs fahren kann.“ Gelb dagegen ist der höchste Schwierigkeitsgrad. Hier müssen bis zu 1,60 Meter hohe Hindernisse überwunden werden.

Am Ende sind es Kraft und Technik, mit denen die Biker die Hindernisse überwinden müssen, sagt Hesse. Das bekommen die vielen Zuschauer aus nächster Nähe zu sehen, die die Biker bei ihren Versuchen, fehlerfrei durchzukommen, beobachten. Nur ein Band auf Fußhöhe trennt den Parcoursbereich von den Besuchern, die gelungene Aktionen beklatschen und vor allem auch aufmuntern, wenn mal etwas schief gegangen ist.

Bei den größeren Steinen auf dem Parcours geht ab und an etwas schief

Bei den größeren Steinen, die es zu erklimmen gilt, passiert das hin und wieder. Dann ist der Fuß plötzlich doch auf dem Boden, also dort, wo er nicht hingehört. Die Schiedsrichter beobachten es genau, zählen mit den Fingern mit. Nichts entgeht ihren strengen Blicken.

Wie viel Training in den Fertigkeiten der Biker steckt, das mag man in solchen Momenten nur erahnen. Die jüngsten fangen schon mit sechs Jahren an, zu üben. Anders geht es nicht, weiß Hesse. „Als erstes wird ihnen beigebracht, wie man das Rad balanciert, dann kommen immer stärkere Hindernisse dazu, wo man auch mehr Mut aufbringen muss.“

Denn ohne Mut geht bei diesem Sport kaum etwas, schon gar nicht, wenn man ihn auf höchstem Niveau betreiben will. Auch das wird einem beim Blick auf die Hindernisse dieser Europameisterschaft sehr schnell klar.

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