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Neue Notunterkunft für 32 Menschen

Flüchtlingsunterbringung stellt Remchingen vor schwierige Aufgabe

In Remchingen-Nöttingen soll eine Notunterkunft für 32 Flüchtlinge entstehen. Doch reicht das? Bürgermeister Luca Prayon rechnet mit weiter steigenden Flüchtlingszahlen.

Bis Oktober soll direkt neben dem gemeindeeigenen Gebäude an der Nöttinger Lailingstraße ein Modulbau für bis zu 32 Flüchtlinge entstehen. Die Gemeinde rechnet damit, dass bald weitere Standorte folgen müssen.
Bis Oktober soll direkt neben dem gemeindeeigenen Gebäude an der Nöttinger Lailingstraße ein Modulbau für bis zu 32 Flüchtlinge entstehen. Die Gemeinde rechnet damit, dass bald weitere Standorte folgen müssen. Foto: Zachmann

Grünes Licht für eine Flüchtlingsunterkunft am westlichen Nöttinger Ortsrand hat der Remchinger Gemeinderat am Donnerstagabend gegeben. Auf dem Grundstück Lailingstraße 19 befinden sich bereits Sozialwohnungen der Gemeinde.

Bis Oktober soll auf 135 Quadratmetern Grundfläche in Modulbauweise auf zwei Etagen Wohnraum für bis zu 32 Flüchtlinge entstehen. Die Kosten belaufen sich auf rund 375.000 Euro. Das Aufatmen über den schnell geschaffenen, dringend benötigten Wohnraum wird allerdings wohl nur von kurzer Dauer sein.

„Das sind keine schönen Wohnungen, das sind Notunterkünfte“, betonte Bürgermeister Luca Wilhelm Prayon (CDU) und verdeutlichte ausführlich, dass er den Modulbau gerne vermieden hätte: „Seit fünf Jahren kämpfen wir jeden einzelnen Tag für andere Möglichkeiten, jetzt ist es einfach ’rum, wir sind an der Grenze.“ Zunächst habe man die Unterbringung in Gemeindewohnungen noch relativ reibungslos leisten können, jetzt sei sie zur Herkulesaufgabe geworden.

Leben bald 250 Flüchtlinge in Remchingen?

Vor zehn Jahren hätten gerade einmal drei Flüchtlinge in Anschlussunterbringung in Remchingen gewohnt, vor fünf Jahren 88 und aktuell 163 – zum Sommer rechnet Prayon mit 186. 2023 könnten es im Hinblick auf die politische Großwetterlage im Nahen Osten und Afrika durchaus 250 sein.

Prekär sei die Situation, weil es schlicht keinen Wohnungsmarkt in der Gemeinde gebe. Das nächste Baugebiet sei zwischen Tulla- und Melanchthonstraße in Nöttingen anvisiert – dauere aber mindestens vier bis fünf Jahre bis zur Realisierung. Seit fünf Jahren appelliert der Bürgermeister immer wieder persönlich an private Eigentümer im Hinblick auf bestehende Leerstände: „Aber es gibt nichts – und die, die etwas haben, geben es nicht raus, obwohl die Gemeinde mit im Boot ist, sich um Miete und alles andere kümmert.“

Neben der theoretischen Möglichkeit, nichts weiter zu tun und für nicht aufgenommene Flüchtlinge eine hohe Summe an den Kreis zu bezahlen – den „politischen Flurschaden“ nicht eingerechnet – und der ebenso unbefriedigenden Variante „weiter zu wurschteln, bis sich ein Mauseloch auftut“ könne man eine Großlösung bauen, was aber fundamental den Zielen der Gemeinde widerspreche, erklärte Prayon.

Remchingen richtet Bitte an private Vermieter

Neben einer weiteren Bitte an private Vermieter präsentierte das Gemeindeoberhaupt mögliche Freiflächen für dezentrale Lösungen: in Wilferdingen beim Drogeriemarkt, am Spielplatz Nöttinger Straße oder am Solarpark, in Singen beim Kindergarten Mosaik, am Eingang Neuwiesenstraße, in den Meilwiesen, der Blumenstraße oder beim Spielplatz Goethering, in Nöttingen beim Spielplatz Gleiwitzer Straße, gegenüber der Kirche oder hinter der Schule. Im Hinblick auf bestehende Unterkünfte in direkter Nachbarschaft, weite Wege oder eine „Lage auf dem Präsentierteller“ bis hin zu Baurecht und Durchkreuzen anderer Entwicklungsmöglichkeiten sehe die Verwaltung keine bessere Variante als die Lailingstraße.

Felix Casper (CDU) enthielt sich der Abstimmung, weil er sich einen Einbezug in die Standortwahl gewünscht hätte. „Der Druck ist so groß, dass wir keine Zeit haben zum Überlegen oder Schieben“, entgegnete Antje Hill (SPD) und auch Markus Gartner (FWV) unterstrich, dass sich im Modulbau an der Lailingstraße zwar keine Familie eine richtige Zukunft aufbauen könne, er aber alternativlos sei.

Und weil wir nicht ständig für vier bis fünf Menschen Häuser kaufen und ertüchtigen können, müssen wir jetzt so bezahlbaren Wohnraum schaffen.
Dieter Walch, CDU

Den Bedarf der Einheimischen an Gemeindewohnungen dürfe man nicht vergessen, unterstrich Klaus Fingerhut (Grüne). Man könne hin und her lamentieren – am Ende sei die Gemeinde in der Pflicht, die zugewiesenen Flüchtlinge aufzunehmen, erklärte Dieter Walch (CDU): „Und weil wir nicht ständig für vier bis fünf Menschen Häuser kaufen und ertüchtigen können, müssen wir jetzt so bezahlbaren Wohnraum schaffen.“

Ebenso wie Wolfgang Oechsle (Bürgerliste) plädierte Andreas Beier (SPD) dafür, endlich die ältesten gemeindeeigenen Gebäude zu sanieren. Zudem verwies Beier auf viele positive Beispiele der Integration, die es noch stärker hervorzuheben gelte, um Bedenken zu nehmen.

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