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GeoTour in Straubenhardt: Was Steine über die Erdgeschichte verraten

In der warmen Jahreszeit bieten sich Wanderungen durch die heimische Natur an. Wer dabei etwas lernen und entdecken will, kann eine kostenlose GeoTour unternehmen.

Der promovierte Geograf Andreas Megerle begibt sich bei „GeoTouren“ gemeinsam mit Wanderern in die Wälder der Region.
Geograf Andreas Megerle kennt in den Wäldern der Region viele Stellen, an denen kleine Schätze schlummern. Bei den GeoTouren macht er sie sichtbar. Foto: Nico Roller

Mit einem Messer holt Andreas Megerle einen kleinen weißen Stein mit blättrigen Kristallen aus dem Boden, zeigt ihn in die Runde und fragt, was das sein könnte. Als niemand die richtige Antwort kennt, erklärt der promovierte Geograf, dass es sich um Schwerspat handelt: ein wichtiger Rohstoff, der heute unter anderem in Autos als Lärmschutz zum Einsatz kommt.

Megerle weiß genau, was es im Wald bei Straubenhardt alles zu entdecken gibt. Schließlich hat er eine „GeoTour“ konzipiert, die auf einer Länge von rund 3,5 Kilometern einen Einblick in die Vergangenheit dieser Gegend gibt, die er „das alte Gewerbegebiet von Straubenhardt“ bezeichnet.

„Im Wald war es noch nie so ruhig wie jetzt“, sagt Megerle und berichtet von Köhlern, von Glasbläsern, von Steinmetzen und von Sägemühlen, die dort einst ihrer Arbeit nachgegangen sind.

Touren in Straubenhardt sind familientauglich

Insgesamt hat der vom Bodensee stammende, inzwischen in Waldbronn wohnende Geograf für den Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord schon 24 GeoTouren konzipiert, alle mit Unterstützung der Geo-Gruppe Calw, die die Touren immer testet, bevor sie an den Start gehen. Alle sind familientauglich, alle führen über ausgewiesene Wanderwege, oft mit Anschluss an den öffentlichen Personennahverkehr.

Obwohl die meisten Touren weniger als fünf Kilometer lang sind, sollte man bis zu drei Stunden einplanen. Denn am Wegesrand gibt es viel zu entdecken. Die erste Tour ist 2016 in Calw entstanden, damals aus dem Kurs „Naturkolleg“, den Megerle an der örtlichen Volkshochschule gegeben hat.

Als dieser eingestellt wurde, haben einige ehemalige Teilnehmer eigene Touren mit dem promovierten Geografen organisiert. Auf ihnen entstand die Idee, das Ganze ein paar Nummern größer aufzuziehen und für die breite Bevölkerung zu öffnen. Inzwischen ist Megerle ein begehrter Ansprechpartner. Längst hat sich in den Rathäusern der Region herumgesprochen, dass eine GeoTour zur Attraktivitätssteigerung beiträgt. Mal kommen die Gemeinden auf Megerle zu, mal fragt er von sich aus an.

Der Geograf vergleicht das Ganze mit „Zahnrädern, die nahtlos ineinander greifen“. Seine Arbeit macht er aus Überzeugung. Er will den Menschen ein „Aha-Erlebnis“ vermitteln und ihnen zeigen, dass Biodiversität und Geodiversität eng zusammenhängen.

BeoTour in Straubenhardt gibt historische Einblicke

Als Beispiel fällt ihm der Buntsandstein ein, der im Holzbachtal so sauer ist, dass die Milch der Kühe um 1900 zu wenig Calcium hatte, um Kinder damit gesund aufwachsen zu lassen.

Für Megerle sind Steine nicht alt, kalt und uninteressant: Wenn er über sie spricht, dann funkeln seine Augen, dann merkt man, wie viel Wissen er im Laufe der Jahre angesammelt hat. Anschaulich kann er erklären, wie der Schwarzwald einst entstanden ist. Etwa anhand eines großen Gesteinsblocks, der im Holzbachtal am Wegesrand liegt.

Kleine, weiße Punkte zeigen, dass es sich um Geröllsandstein handelt, der vor rund 13.000 Jahren von einer höher gelegenen Stelle heruntergerutscht ist. Damals, am Ende der letzten Kaltzeit, begann der Permafrostboden von oben her zu tauen.

Weil der Untergrund noch gefroren war, setzte sich am Hang ein Gemisch aus Boden, Steinen und Pflanzen in Bewegung. So steht es auch in der Begleitbroschüre, die Megerle für die GeoTour bei Straubenhardt verfasst hat.

Touren allein oder in Gruppen möglich

Für alle 24 Touren gibt es kompakte Heftchen, mit denen man sich selbstständig auf den Weg machen kann: allein oder in der Gruppe. Die Broschüren enthalten Erkundungsaufgaben, Forschungsfragen, Bilder und eine detaillierte Wegbeschreibung mitsamt Karte. Zusätzliche Infotafeln im Gelände gibt es nicht.

Während die Broschüren kostenlos erhältlich sind und auch im Internet zum Herunterladen zur Verfügung stehen, wird für das Begleitbüchlein „Geo-Kompakt“ ein kleiner Obolus fällig.

Es bietet viele Hintergrundinformationen, unter anderem einen kleinen Ratgeber zur Bestimmung von Gesteinsarten. Zudem gibt es zwei „Geo-Boxen“: eine für den nördlichen, eine für den mittleren Schwarzwald.

Sie enthalten die neun Gesteinsarten, die für die jeweilige Region typisch sind. Wer nicht auf eigene Faust wandern will, kann auch eine geführte Tour buchen. In Kooperation mit den örtlichen Volkshochschulen bildet der Naturpark dafür immer wieder neue Schwarzwald-Guides aus.

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