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Kirche wird saniert

Nach fast 80 Jahren kommt die vierte Uhr an den Kirchturm in Tiefenbronn-Mühlhausen

Der 27 Meter hohe Turm der evangelischen Kreuzkirche in Mühlhausen, ein Wahrzeichen der Gemeinde, ist eingerüstet. Noch bis Ende des Jahres laufen Sanierungsarbeiten am Turm und später an der Decke und am Dach des Kirchenschiffs.

Steinmetz Johannes Wagner arbeitet an den Steinfugen am Turm in der Nähe eines Zifferblattes.
Steinmetz Johannes Wagner arbeitet an den Steinfugen am Turm in der Nähe eines Zifferblattes. Foto: Heinz Richter

Eine Kostenschätzung geht von knapp 400.000 Euro Baukosten aus. Mit der Sanierung bekommt die Kirche nun auch am Turm eine vierte Uhr. Seit 1942 zeigt der Turm aus Kostengründen nur auf drei Seiten die Uhrzeit an.

Wer in Mühlhausen von der Ortsdurchfahrtsstraße in die Kreuzkirche möchte, der muss erst einmal 46 Stufen nach oben zum Kircheneingang gehen. Die 1829 und 1830 erbaute Kirche wurde an einem Berghang erstellt. Julius von Gemmingen wollte damals der neugegründeten evangelischen Kirchengemeinde von Mühlhausen ein würdiges Kirchengebäude zur Verfügung stellen. Spenden aus ganz Deutschland finanzierten den Bau der Kirche. Daran erinnert auch heute noch die Inschrift am Bogenfenster des Eingangsportals „Durch christliche Liebe erbaut“.

Architekt der Kirche war Heinrich Hübsch, der 1832 zum großherzoglichen Baudirektor in Karlsruhe ernannt wurde. Hübsch verwendete vielfach Rundbögenelemente und so entstand ein Baustil als Übergang der Epoche des Klassizismus zum Historismus. Pfarrer Julian Albrecht hat in einer Informationsschrift die Kirchengeschichte zusammengetragen.

Die mechanische Kegelladenorgel aus dem Jahr 1893 von der Firma Anton Keine aus Waldkirch ist eine Besonderheit mit zehn Registern, einem Manual und Pedal.

Streitpunkt: Wer ist für Kosten der Turmuhr zuständig?

Die bisher letzte Renovierung der Kirche war 1979 und 1980. Allerdings nur innen. Die bislang letzten umfangreichen Arbeiten am Turm und am Kirchendach geschahen laut Aktenlage 1932.

Im Turm mit seinem pyramidenförmigen Turmhelm hängen drei Glocken mit den Inschriften Glaube, Hoffnung und Liebe. Nachdem die Vorgängerglocken den beiden Weltkriegen zum Opfer gefallen sind, wurden die jetzigen Glocken 1955 von der Karlsruher Glockengießerei Bachert gegossen. Sie sind 265, 130 und 73 Kilogramm schwer und arbeiten über einen Kettenantrieb mit Schlagwerk.

Das alte mechanische Uhrwerk, das 1942 von der Firma Perrot aus Calw eingebaut wurde, befindet sich immer noch im Turm. 1975 wurde es durch ein elektromechanisches Uhrwerk ersetzt.

Streitpunkt war immer, wer für die Kosten der Uhr zuständig ist. Weil die Anzeige der Uhrzeit, so die Meinung der Kirche, auch ein Dienst an der Allgemeinheit ist und deshalb in den Bereich der politischen Gemeinde fallen soll.

1942 wurden aus Kostengründen nur drei Zifferblätter am Turm angebracht. Eigentlich sollte durch Spenden das vierte Zifferblatt später ergänzt werden. Dazu kam es jedoch nicht.

Auf dem Dach folgt jetzt die Sanierung der Nordseite

Die Sanierung jetzt führen die beiden Steinmetze Johannes Wagner und Jens Wecker aus Schömberg durch. Ein Betrieb, der spezialisiert ist auf die Denkmalpflege. Dieser arbeitete zum Beispiel auch an der Schlosskirche in Pforzheim, dem Kloster Maulbronn und den Kirchen Bad Liebenzell und Höfen.

Bei acht Sandsteinplatten am Turm war die Abdichtung durch die Witterung nicht mehr wirksam. Dadurch wurden darunter liegende Bereiche in Mitleidenschaft gezogen. Sie werden ausgetauscht. Eine Platte wiegt rund 200 Kilo. Etwa 17 Quadratmeter Brüstungsplatten kommen neu an den Turm. Beim darunter liegenden Gesimse werden schadhafte Bereiche mit Zierungen ergänzt. Auch am Giebelbereich gibt es Witterungsschäden und auch dort müssen Sandsteinplatten neu gesetzt werden.

Auf dem Dach des Kirchenschiffs wurde bei der zunächst letzten Sanierung nur die Südseite neu eingedeckt. Jetzt soll die Nordseite folgen. Auch der First muss neu angelegt werden. Etwa 140 Quadratmeter Dacheindeckung. Bis Ende August wird deshalb die ganze Kirche eingerüstet sein.

Die Holzkassettentüren der Eingänge im Erdgeschoss werden restauriert und bei der Fassade wird ringsherum ausgebessert, wo es notwendig ist. Die Fugen werden überarbeitet. Der Aufgang im Turm muss aus Gründen der Arbeitssicherheit erneuert werden.

Bei der Holzdecke im Kirchschiff muss die Mineraldecke herausgenommen werden, um die Dämmung zu prüfen und notfalls zu erneuern. Gut möglich, dass es bei all diesen Arbeiten nicht bleibt, wenn verborgene Schäden bei den Freilegungen entdeckt werden.

Der Gottesdienst wird von diesen Arbeiten nicht beeinflusst und kann voraussichtlich ganz normal stattfinden.

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