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Mühlacker

Winterquartiere, Wald und Wiesen: Im Enzkreis fühlen sich Fledermäuse wohl

Experten fanden heraus, dass in der Stadt im Enzkreis zahlreiche verschiedenen Fledermausarten heimisch sind. Die strukturreiche Landschaft ermöglicht es den Tieren auch, sich dort die Wochenstuben einzurichten. Hausbesitzer haben ebenfalls die Möglichkeit ihr Haus besonders fledermausfreundlich zu gestalten.

große Mausohr Fledermaus
Eine der größten Mausohr Wochenstuben in Baden-Württemberg befindet sich im Kloster Maulbronn. Foto: Franz Lechner

Von Franz Lechner

Mühlacker die Stadt der Fledermäuse zu nennen, wäre wohl übertrieben, aber als die lokale BUND Gruppe vor einigen Jahren eine Schweizer Fledermausexpertin beauftragte, gezielt nach Fledermäusen in der Stadt zu suchen, kam heraus, dass noch relativ viel verschiedene Fledermausarten in der Stadt an der Enz leben.

„Um die 15 verschiedene Arten hat die Expertin damals nachgewiesen“, berichtet der in Mühlacker wohnende Biologe Thomas Köberle und das BUND-Mitglied ergänzt, „fast in jeder Kirche existieren noch Wochenstuben“. Orte also, an denen weibliche Fledermäuse ihren Nachwuchs gebären, um ihn dann gemeinsam mit meist vielen anderen Weibchen groß zu ziehen.

„Solche Wochenstuben haben wir noch einige im Enzkreis, eine der bekanntesten und größten befindet sich im Kloster Maulbronn, aber auch in Mönsheim, Königsbach und in vielen anderen Orten im Enzkreis gibt es solche Kinderstuben für Fledermäuse“, erzählt die Leiterin des Fachbereichs Naturschutz im Landratsamt, Bettina Kopietz. Leider sind aber viele solcher Wochenstuben in den vergangenen Jahrzehnten auch im Enzkreis verschwunden.

Vom Aussterben bedroht

Das ist aber nur ein Grund, warum die nachtaktiven Jäger in den letzten Jahren überall seltener geworden sind. Fast alle der 23 in Deutschland vorkommenden Arten stehen inzwischen nämlich auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Pflanzen und Tiere. Wie viele von den 23 Arten im Enzkreis zu finden sind, weiß aber niemand so ganz genau.

Wir haben in weiten Teilen des Enzkreis noch eine relativ strukturreiche Landschaft.
Thomas Köberle, Biologe

„Etwa 15“, schätzt Thomas Köberle. Klar ist jedenfalls, dass es in der Region um Mühlacker und Pforzheim noch ein wenig besser aussieht als in vielen anderen Regionen. „Das liegt auch daran, dass wir in weiten Teilen des Enzkreis noch eine relativ strukturreiche Landschaft haben“, sagt Thomas Köberle. Tatsächlich ist der Insektenreichtum in einer von Wald, Wiesen und Gewässern bestimmten Landschaft größer als über den von einer industriellen Landwirtschaft geprägten Region, wie man sie teilweise in der Rheinebene findet.

Enzkreis bietet Platz zum Überwintern

Auch Winterquartiere finden die Insektenjäger im Enzkreis noch mehr als beispielsweise im Landkreis Karlsruhe. Die alten Bergwerkstollen vor den Toren Pforzheims im Unteren Würmtal sind beispielsweise solche Orten, den viele verschiedene Arten für ihren Winterschlaf nutzen.

Der Insektenschwund, der Mangel an geeigneten Wochenstuben und an ungestörten Winterquartieren sind die wesentlichen Ursachen für den Rückgang unserer Fledermäuse
Bettina Kopietz, Leiterin des Fachbereichs Naturschutz im Landratsamt,

„Winterquartiere müssen kühl, aber frostfrei, feucht und frei von Störungen sein“, erklärt die Biologin Kopietz. Deshalb sind die alten Stollen oder natürliche Höhlen für den Schutz der Tiere genauso wichtig sind wie Wochenstuben. Die befinden sich übrigens häufig in Dachstühlen von Kirchen, Klostern, oder auch in Scheunen und in alten Wohngebäuden. Genau dort also, wo in den letzten Jahren viele Wochenstuben durch Fassadendämmungen oder andere Renovierungsarbeiten zerstört wurden.

Fledermaus im Enzkreis
Fledermaus im Enzkreis am Abendhimmel Foto: Franz Lechner

Einige Arten wie die Abendsegler sind aber auch in Höhlen alter Bäume zu Hause und der kleinsten und häufigsten Art - der winzigen Zwergfledermaus - reichen sogar kleine Höhlungen bzw. Spalten in schlecht verfugten Mauern als Wochenstube. „Der Insektenschwund, der Mangel an geeigneten Wochenstuben und an ungestörten Winterquartieren sind die wesentlichen Ursachen für den Rückgang unserer Fledermäuse“, fasst Bettina Kopietz nochmals die Faktoren für das Schwinden der geheimnisvollen Nachtjäger zusammen.

Fledermausfreundliche Hausgestaltung

Wer als Hausbesitzer etwas für Fledermäuse machen will, der kann an seinem Haus Fledermauskästen anbringen. Vor allem sollte er aber seinen Garten fledermausfreundlich gestalten. Fledermausfreundlich sind beispielsweise alte Bäume mit Höhlen, in denen die Tiere Schutz finden und solche Blumen und Sträucher, die mit ihren Blüten nachtaktive Insekten anlocken. Der Pfeifensstrauch, die Heckenkirsche Liguster, Weiss- und Schwarzdorn sind beispielsweise geeignete Sträucher, Lichtnelken, Leimkraut, Minze, Nachtkerze und andere heimische Kräuter sind insekten- und damit auch fledermausfreundliche Blumen.

Service

Auf der Homepage des Nabu findet man reichlich Informationen zu Fledermäusen - beispielsweise auch eine Anleitung zum Bau von Fledermauskästen.

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