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Geduld gefragt

Ferien, Frost und Wartungsarbeiten: Das sind die Gründe für Verzögerungen auf Pforzheims Winterbaustellen

Für Autofahrer sieht es aus, als ob nichts passiert auf den Baustellen. Das nervt. Doch Winterbaustellen haben so ihre Tücken.

Bauunternehmer Ralf Schwenke kennt die Herausforderungen an WInterbaustellen wie hier in der Wilhelm-Becker-Straße
Im Winter ist mehr Geduld gefragt: Bauunternehmer Ralf Schwenke kennt die Herausforderungen an Winterbaustellen wie hier in der Wilhelm-Becker-Straße. Foto: Stefan Friedrich

Verwaiste Baustellen, an denen nicht gearbeitet wird: Dieses Bild bietet sich einem ab und an, wenn man in Pforzheim unterwegs ist. Besonders Autofahrer sind dann schnell genervt und können nicht verstehen, warum die jeweilige Baumaßnahme nicht schnellstmöglich abgeschlossen wird. Dabei liegt das Problem meist gar nicht bei den Bauunternehmen, sondern an den Umständen, klärt Bauunternehmer Ralf Schwenke auf.

Wenn es Frost hat, muss man ganz andere Vorbereitungen treffen.
Ralf Schwenke, Bauunternehmer

Im Winter beispielsweise ist manches schwieriger umzusetzen, als bei warmen Temperaturen. Ist es zu kalt, bleiben die Bauarbeiter deshalb gleich ganz zuhause und reduzieren stattdessen ihr Stundenkonto aus den warmen Jahreszeiten. Winterferien spielen zudem eine Rolle. „Wir hatten über Weihnachten drei Wochen zu“, erklärt Schwenke, der mehrere Baustellen parallel betreut, unter anderem in der Wilhelm-Becker-Straße, wo aktuell ein Gasanschluss für ein Unternehmen gebaut wird.

Alles dauert viel länger

Winterbaustellen, weiß Schwenke, sind immer eine Herausforderung. Vieles geht dann nicht so schnell voran, wie in wärmeren Monaten. „Wenn es Frost hat, muss man ganz andere Vorbereitungen treffen“, erklärt er. „Das geht, aber es dauert alles eben viel länger.“ Regnet es stark, muss im Winter mehr gereinigt werden, als im Sommer.

Wird es zu kalt, dann drohen Probleme mit den Materialien. Gefrorenes Füllmaterial beispielsweise kann später zu Setzungen führen, wenn es wieder auftaut, so Schwenke. Dann muss man erst mal nacharbeiten. „Da kann ich nicht gleich hergehen und sofort die Oberfläche fertigstellen.“ Und selbst wenn Setzungen ausgeblieben sind, kann es immer noch ein Problem mit dem Asphaltmischwerk geben.

Zwei Mischwerke sind aktuell in der Winterreparatur, bemerkt Schwenke. Nur eines kann liefern – allerdings nur größere Mengen. Bevor nicht eine bestimmte Bestellgröße erreicht ist, „fangen die gar nicht erst an zu mischen.“ Bedeutet im Umkehrschluss wiederum: die Baustelle steht. „Das ist dann aber nicht unser Verschulden, sondern hat mit den Umständen zu tun.“

Es war so kalt, das Wasser ist schon auf der Straße gefroren.
Ralf Schwenke über einen kniffligen Einsatz

Mitunter wird im Winter deshalb auch gerne mit Provisorien gearbeitet. Dadurch kommt es zwar zu keinen durch Schnee und Kälte verursachten Problemen am Bau selbst; jede Baustelle muss aber eingerichtet und gesichert werden, betont Volker Tantow von den Stadtwerken Pforzheim.

Dafür sind längere Abstimmungen mit der Stadt nötig, um sicherzustellen, dass der Verkehr noch bestmöglich fließen kann. Mit anderen Worten: Eine Ampel zu installieren, kostet allein ein paar tausend Euro. Da stelle sich schon die Frage, „ob man den Verkehr lieber eine Woche so laufen lässt, um den Preis, dass sich auf der Baustelle nichts tut“, sagt Schwenke.

Bauunternehmer ist auch Motivator

Dass ein solcher Fall manchmal schnell eintreten kann, haben sie gerade erst erfahren. Als es kürzlich kräftig geschneit hat, rief ihn einer seiner Arbeiter an und habe ihm „klipp und klar“ zu verstehen gegeben, dass er unter solchen Bedingungen nicht kommen werde. In diesen Fälle ist Schwenke als Motivator gefordert. Vor allem dann, wenn es Notfälle sind.

Einmal hatten sie einen Wasserrohrbruch in Huchenfeld, ausgerechnet an einem Feiertag, dem 6. Januar. „Es war so kalt, das Wasser ist schon auf der Straße gefroren.“ Oder in Tiefenbronn, ebenfalls ein Wintertag bei minus 17 Grad. Damals war es eine Hausanschlussleitung, die repariert werden musste. „Alles war festgefroren“, erinnert sich Schwenke. „Richtige Extrembedingungen.“ Und dennoch mussten sie ausrücken. Bei Notfällen bleibt keine Alternative, egal wie kalt es draußen ist.

Die Arbeit hält die Mitarbeiter warm

Dass Mitarbeiter auf den Baustellen ins Frieren kommen, das geschieht allerdings selten, versichert Schwenke. Die körperliche Arbeit trägt dazu bei, dass es allen schnell warm wird. Und falls doch einer Wärme braucht, weil sie etwa auf andere warten müssen, helfen die Autos mit Standheizung schnell weiter.

Problematisch kann es nur bei nasskaltem Wetter werden. „Es gibt ja Regenjacken und alle möglichen Sachen, die man sich anziehen kann“, erläutert Schwenke; die Nässe dringt da aber schnell mal durch. „Das wird richtig unangenehm.“ Doch auch dieser Herausforderung stellen sie sich natürlich. „Es ist ja nicht so, dass man sagen kann: wir warten jetzt, bis es wieder warm ist und dann geht es weiter.“

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