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Run auf Schnäppchenpreise

Pforzheimer Gebrauchtwarenhaus "ml-Kauf" boomt

Was rein kommt, geht auch schnell wieder raus: Das Gebrauchtwarenhaus in der Pforzheimer Naglerstraße boomt. Seit der Eröffnung vor gut drei Monaten ist der Ansturm unverändert groß. Es gibt weit mehr als Möbel und Kleider zum Schnäppchenpreis zu kaufen.

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In der Möbelabteilung arrangiert Birkan Uludag Wohnaccessoires. Er gehört zum Mitarbeiterstamm des „ml-Kaufs“ in der Naglerstraße. Dort verkaufen Menschen mit und ohne Behinderung Gebrauchtwaren aus einem großen Sortiment. Foto: Ehmann

Wuselnde Geschäftigkeit herrscht im Gebrauchtwarenhaus „ml-Kauf“ in der Naglerstraße. Eine Kundin hält eine Bluse zur Ansicht in die Höhe. Im Raum nebenan hat eine junge Frau einen Bestsellerroman von Jonas Jonasson ergattert.

Große Auswahl an Möbeln, Büchern und Kleidern

Die Auswahl ist groß. Auf rund 800 Quadratmetern Verkaufsfläche finden Käufer so ziemlich alles, was man rund ums Haus und zur Komplettierung der Garderobe gebrauchen kann – zum kleinen Preis. „Wir haben noch Lagerfläche“, erklärt Britta Bischoff-Krappel, bei der gemeinnützigen miteinanderleben service GmbH (ml) zuständig für Öffentlichkeitsarbeit. Hemden, Blusen, Hosen und Jacken sind sorgfältig aufgebügelt und nach Größe sowie Farbe sortiert. Es gibt auch schon einen liebevoll arrangierten Bereich mit Weihnachtsartikeln.

Der Ansturm hält auch nach drei Monaten noch an

Gut drei Monate nach der von vielen Pforzheimern sehnsüchtig erwarteten Eröffnung des Gebrauchtwarenhauses hält der Boom der Anfangswochen weiter an. „Wir wurden förmlich überrannt und haben weiter regen Zuspruch“, meint Bischoff-Krappel. Und es kommt nach wie vor regelmäßig Ware herein, die entweder Privatleute vorbeibringen oder das ml-Außenteam aus Haushaltsauflösungen anliefert. Christian (29) und Josephine (23) schauen  gerne mal zum Gruschteln vorbei. Die beiden Pforzheimer sind Schallplattenfans und genießen die entspannte und ruhige Atmosphäre im "ml-Kauf".

Viele Kunden schauen fast täglich rein

So schnell die Sachen rein kommen, gehen sie auch wieder raus, meint Kaufhausleiter Werner Renz. Viele Kunden schauen fast täglich rein, und es sind nicht nur Leute mit kleinem Geldbeutel. „Schnäppchenjäger, Sammler und Ferrarifahrer“, beschreibt Thorsten Kalweit, dass er querbeet Bevölkerungsschichten bedient. Er verkauft im oberen Geschoss Möbel.

Die Artikel müssen "verkaufsfähig" sein

Vom Blumenhocker bis zur Wohnlandschaft ist dort so ziemlich alles zu haben – in durchweg gutem Zustand. Dass die Artikel „verkaufsfähig“ sein müssen, ist Voraussetzung im Geschäft in der Naglerstraße, das das ml-Team eher als „Gebrauchtwerden-Haus“ verstanden wissen will, denn als Sozialkaufhaus. „Es geht nicht nur um die Waren und die Kunden, sondern auch um die Arbeitsplätze, die wir hier geschaffen haben“, erklärt Renz.

Die Hälfte der 23 Beschäftigten hat eine Behinderung

Von 23 Beschäftigten im ml-Kauf hat etwa die Hälfte eine Behinderung. „Mir macht es Spaß, mit Menschen mit Handicap zusammenzuarbeiten“, erklärt Kalweit. „Man sieht, dass es klappt und alle haben ein Erfolgserlebnis.“ Das bestätigt Birkan Uludag.

Hier darf man einfach Mensch sein

Der 28-Jährige ist nach einem schweren Autounfall vor elf Jahren in seinen Bewegungen eingeschränkt. Er arbeitet seit 2015 für miteinanderleben. „Hier darf man einfach Mensch sein“, verdeutlicht Heike Hickl worin sich für sie der ml-Kauf so wohltuend von früheren Arbeitgebern unterscheidet. Sie sei lange krank gewesen und komme aus dem Textileinzelhandel, erzählt die 54-jährige Maulbronnerin. „Dort hat nur der Umsatz gezählt. Hier wird gefragt, wie es einem geht.“

Cafeteria soll bald betrieben werden

Und wenn dann noch, wie kürzlich nach ihrer fachlicher Beratung geschehen, ein junges Paar mit kompletten Outfits für die anstehende Hochzeit aus dem Laden geht, ist das auch für Hickl eine besondere Freude. Beim Personal will „ml“ noch etwas aufstocken. Bischoff-Krappel berichtet von vorliegenden Bewerbungen. Ab dem Wochenende hofft man die Cafeteria betrieben zu können. Neben Kaffee und Kuchen soll es künftig auch Pommes und Currywurst geben.

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