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„Canna Guitar“

Jakob Frank aus Pforzheim baut Gitarren aus Hanf - dafür gibt’s einen Preis vom Land

Der Pforzheimer Jakob Frank erhält für seine Instrumente einen Förderpreis vom Land.

Gitarrenbauer aus Pforzheim
Aufpoliert: Ein besonders aufwändiges Stück hat Jakob Frank an die ukrainische Gitarrenvirtuosin Nadia Kossinskaja verkauft. Foto: Susanne Roth

„Das läuft jetzt richtig gut an“, stellt Jakob Frank (32) in seiner unaufgeregten Art fest. Es hat sich bereits herumgesprochen, dass er einer der beiden Glücklichen ist, die einen Förderpreis des Landes erhalten.

„Bereits vor zwei Jahren habe ich eine Arbeit eingereicht“, sagt der Pforzheimer Gitarrenbauer. Und meint die Bewerbung zum „Staatspreis Gestaltung Kunst Handwerk“. Vor zwei Jahren schaffte es eine seiner Gitarren immerhin auch schon in die Landesausstellung, nun hat er beides: einen Förderpreis für junge Künstler und ein Exponat in der Ausstellung. Das ist auf jeden Fall gut fürs Image.

Das poliert er im wahrsten Sinn des Wortes seit ein paar Jahren in seiner Werkstatt unweit des Pforzheimer Rathauses. Das Poliertuch wurde zuletzt verwendet, um eine rot-weiße Gitarre der preisgekrönten, aus Kiew stammenden Gitarrenvirtuosin Nadia Kossinskaja zum Glänzen zu bringen.

Diese wurde unlängst von „Bibel TV“ interviewt und gefilmt – in der Werkstatt von Jakob Frank. Und hat sich – wie sagt man so schön - schockverliebt in eines der bauchigen Instrumente. Dass diese demnächst auch in der SWR-Landesschau vorgestellt werden ist mit dem Preis verbunden und damit, dass die Welt so langsam auf die einzigartige Akustik-Gitarre des jungen Instrumentenbauers aufmerksam wird.

Warum? Weil er ein einzigartiges Material dazu verwendet und bereits während seines Industrie-Design-Studiums damit geforscht sowie in seiner Bachelor-Arbeit darüber geschrieben hat: Die Hanfpflanze ist der Stoff, aus dem seine Instrumente entstehen.

Die erste klang noch schrill und gläsern.
Jakob Frank , Gitarrenbauer

Diese Naturfaser „ist günstig, wächst schnell und ist umweltfreundlich“, wie Jakob Frank weiß. Drei Jahre und 30 Modelle hat es gedauert: Nun liegt ein bauchiges, deutliche Töne von sich gebendes Instrument namens „Canna Guitar“ vor ihm. „Die erste klang noch schrill und gläsern“, erinnert er sich mit Grausen.

Davon abgesehen, dass ein Gitarrenbauer wie er wohl ein Leben lang an „der“ perfekten Gitarre bauen wird: Bisher gab es weltweit keine Akustik-Gitarre aus dem „Hempstone“ genannten Material, das aus Hanffasern und Wasser besteht und ohne Bindestoffe auskommt. Der Korpus wird in Österreich hergestellt, der Naturfaserwerkstoff wird dann aufgesprüht.

Das handwerkliche Arbeiten, das Suchen nach neuen Formen, das hat Jakob Frank – dessen Mutter Geraldine Frank als Schmuckdesignerin in den 1980er-Jahren übrigens besagten Staatspreis erhielt – wohl geerbt. Ab und zu hat der in Bauschlott aufgewachsene Jakob Frank nach der E-Gitarre seines Vaters gegriffen.

Bis dieser den Zugriff verbot und so entstand die erste selbstgebaute Gitarre, die Jakob Frank aus zwei alten Instrumenten zusammenbaute. „Die habe ich dann mit eloxiertem Aluminium verkleidet und fand, dass das gut aussieht.“ Die zweite entstand bei einem befreundeten Schreiner, war raffinierter und noch auffälliger: Sie hatte Kuhhörner.

Fast wäre aus Jakob Frank aber auch ein Leuchten-Designer geworden. Im Rahmen seiner Studienpraktika entwarf er Leuchten, die Preise erhielten. Es war dann aber doch wieder die Gitarre, die ihn anzog und vor allem das Material Hempstone, das den Forscherdrang in ihm weckte.

Nadia Kossinskaja muss etwa 4.000 Euro hinblättern, um an ihre auffällige Gitarre zu gelangen. Jakob Frank hat inzwischen aber auch eine günstigere Serie produziert – „Mint-Maple“ genannt (Mint für die Farbe, Maple für Ahorn) mit Kostenrahmen von 2.500 Euro. Eine geht demnächst nach China. Ein Kontakt, den er noch im Januar bei einer Instrumenten-Messe in Kalifornien geknüpft hat.

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