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"Eine Trotzreaktion"

Manfred Kurfiß aus dem Enzkreis schreibt Badisch-Wörterbuch

Wer wissen will, was ein Seggl oder ein Halbseggl ist, dem kann Manfred Kurfiß weiter helfen. Der Eisinger hat ein etwas anderes badisches Wörterbuch verfasst, in dem er auf 70 Seiten Redewendungen und Begriffe seiner Heimatmundart auflistet.

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Badisch ist nicht gleich badisch: Manfred Kurfiß aus Eisingen hat Begriffe und Redewendungen in seinem Mundartbuch gesammelt. Foto: Streib

Hasch ä Guck’ voll Gutsele griegt?“ Ob die Frage gehört oder gelesen wird: Wer aus Baden kommt, wird sie verstehen. Und wem Manfred Kurfiß „oine uff d’Lappp nuff“ androht, der weiß, dass er besser das Weite suchen sollte. In seinem Wörterbuch lernen auch Nicht-Badener, dass weder ein Dipfelesscheißer noch ein Labbeduddel ein Kompliment für den so Bezeichneten darstellt.

Sprüche wandern vom Bierdeckel ins Wörterbuch

Dass „Hansdreible“ oder „Ribisel“ Johannisbeeren sind und „Hamballe“ einen Tollpatsch bezeichnet, ist ebenfalls in dem „etwas anderen badischen Wörterbuch“ zu erfahren, das Manfred Kurfiß verfasst hat.

Schreib doch mol was

„Manne, schreib doch mol was“: Der Aufforderung einstiger Klassenkameraden, die Kurfiß regelmäßig mit Sprichwörtern und Redewendungen versorgen, ist der Eisinger gerne nachgekommen. Und so wanderten die auf zahllosen Bierdeckeln festgehaltenen Sätze und einzelne Wörter in schönster „badischer Mundart“ in den 70 Seiten starken Band mit Titel „Badisch – Das Beschde Südweschd-Hochdeutsch“.

Badisch ist nicht gleich badisch

Es ist das erste Buch im Leben des 79-jährigen gebürtigen Pforzheimers. „Es ärgert mich, wenn Lehrer ihren Schülern sagen, sie sollen Hochdeutsch sprechen“, beschreibt Kurfiß die Motivation für die kleine Hommage an seine Heimatmundart. Die Bayern seien stolz auf ihre Mundart.

Buch ist entstanden aus Trotzreaktion

Dort gebe es Handreichungen für Unterricht in Dialekt, sagt Kurfiß. „Das Buch ist entstanden aus einer Trotzreaktion.“

Aber was ist Badisch? Die Dialektgruppen fränkisch und alemannisch werden gemeinhin darunter gefasst. „Es gibt nicht nur einen badischen Dialekt“, sagt Kurfiß, was eigentlich selbstredend ist. Schon von einer Enzkreisgemeinde zur nächsten gibt es Unterschiede.

Zwischen Seggl und Halbseggl

Und während Karlsruher und Pforzheimer den „Seggl“ kennen, ist der „Halbseggl“ vermutlich nur für den Goldstädter verständlich. Kurfiß stellt die gewagte These auf, dass in Pforzheim, Heilbronn und Schwäbisch Hall derselbe Dialekt gesprochen werde – mit nuancierten Abweichungen. Er gibt allerdings zu, dies nicht belegen zu können.

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Spaß auch für "Rei'gschmeggde"

Auch wenn man nicht alle der aufgeführten Begriffe und Redewendungen nach sprachhistorischen Maßstäben auf die Goldwaage legen sollte, Spaß macht das Blättern im Kurfiß’schen Band Einheimischen wie „Rei’gschmeggde“. Dialektliebhaber dürften auf die eine oder andere unbekannte Redewendung stoßen – aufgelistet von einem, der mit dem Ohr ganz dicht dran ist an seinen Landsleuten. Dass er selbst nicht auf den Mund gefallen ist, zeigt sich im munteren Gespräch mit dieser Redaktion. „Ich hab’ eine große Gosch“, sagt Kurfiß von sich.

Tausendsassa mit vielen Talenten

Neben dieser hat er mehrere erlernte Berufen zu bieten, wie er erklärt: Auf den Maschinenschlosser folgte ein Technischer Zeichner und dann ein Maschinenbaukonstrukteur. Auch zeichnerisch und musikalisch ist er begabt. Kurfiß spielt seit Jahrzehnten in der Feuerwehr-Bigband „brandheiß“.

Sein (hoch)sprachliches Talent hat er bislang nur im Freundes- und Bekanntenkreis aufblitzen lassen.

Am Ende kräht nach dem Gockel kein Hahn mehr

Etwa im „Göckeleskrieg“, einer humoristischen Geschichte über einen Nachbarschaftsstreit, der sich um einen lauten Gockel entzündet. Ein Gockel, nach dem am Ende kein Hahn mehr kräht, weil er einen Kopf kürzer gemacht wurde.

„Wenn ich einen verrückte Idee habe, schreib’ ich es auf – oder es landet im Papierkorb“, erklärt Kurfiß. Dass sein etwas anderes badisches Wörterbuch nicht dorthin gewandert ist, darüber freuen sich mittlerweile schon eine ganze Reihe von Mundartliebhabern.

Service

„Badisch – Das Beschde Südweschd-Hochdeutsch“ ist beim J. S. Klotz Verlagshaus erschienen.

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