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Bürgergespräch im Kupferdächle

Bürger diskutieren über die Entwicklung der Pforzheimer Kernstadt

Baudezernentin Sibylle Schüssler will die Stadt attraktiver machen. Wodurch? Das wird in einem Leitbild 2050 festgehalten. Am Donnerstag stand der Bereich südlich der Enz im Fokus.

ein Bürgergespräch
Baubürgermeisterin Sibylle Schüssler (stehend, links) erläutert beim Bürgergespräch das städtebaulich-räumliche Leitbild Pforzheim 2050. Neben ihr Moderatorin Kristina Oldenburg (Kokonsult) und Christina Wanninger vom städtischen Planungsamt. Foto: Birgit Metzbaur

Wie kann Pforzheim städtebaulich attraktiver gemacht werden? Um diese Frage ging es am Donnerstag beim Bürgergespräch in der Jugendbegegnungs- und -bildungsstätte Kupferdächle.

Schwerpunktmäßig ging es dabei um die städtebauliche Entwicklung der Kernstadt im Bereich „südlich der Enz“. Eingeladen hatte zu dem Gespräch Baubürgermeisterin Sibylle Schüssler (Grüne).

Pforzheim hat viel Potenzial

Potenzial ist da in Pforzheim: drei Flüsse, eine der grünsten Städte Deutschlands, ein vielfältiges Kulturangebot. Was fehlt und was geändert werden soll, ist Grundlage für die Planung der städtebaulichen Entwicklung.

Grundlage dafür ist der Entwurf „Städtebaulich räumliches Leitbild 2050“. Darin sollen alle Ziele und Planungen als Leitfaden für die Verwaltung zusammengeführt und Entwicklungsperspektiven aufgezeigt werden.

Der Entwurf wurde vom Stuttgarter Stadtplaner-Büro Pesch und Partner auf Basis vorhandener Planungen und Gesprächsrunden erarbeitet. Am Mittwoch, 14. Februar, soll der Bereich „nördlich der Enz“ diskutiert werden.

Harsche Kritik von Jörg Augenstein am Konzept des Bürgergesprächs

Harsche Kritik am Konzept des Bürgergesprächs im Kupferdächle äußerte der Vorsitzende des Bürgervereins Buckenberg-Haidach, Jörg Augenstein. Er titulierte die Veranstaltung als eine „Schwätzgeschichte“, zeigte sich „enttäuscht von der Organisation, der Darstellung und der Moderatorin“, Kristina Oldenburg von Kokonsult.

Die Moderatorin habe mehr geredet als alle anderen. Viel effektiver, glaubt Augenstein, wäre eine Diskussion in den einzelnen Sozialraumkonferenzen. Bereits zuvor kritisierte er den fehlenden Austausch mit dem Bürgerverein über den geplanten Schulcampus der Gustav-Heinemann-Schule und die Überlegung, die Bohrainschule mit auf den Campus zu nehmen.

Dadurch werde die Konzentration von sonderpädagogischen Bildungseinrichtungen im Stadtteil „heftig“, kritisierte Augenstein.

Gelobt wurde die Neugestaltung im Bereich des Ibis-Hotels in der Bleichstraße. Die Verwaltung müsse sich jedoch Gedanken um den Lieferverkehr machen. Lastwagen blockieren dort zeitweise minutenlang den städtischen Bus.

In Dillweißenstein bietet der Uferweg „eine so schöne Wohnlage“, allerdings fänden sich dort auch einige „gammelige Häuser“. „Das Problem ist das Privateigentum“, erklärte Gemeinderätin Petra Bösl, die als Vorsitzende des Bürgervereins Dillweißenstein an dem Bürgergespräch teilnahm und die Schmuddelecken des Stadtteils kennt. „Wir können die Menschen nicht zwingen, ihre Häuser zu sanieren“, bedauerte Bösl und betonte zugleich, dass das auch keiner wolle.

Hoffnung auf Schneeballeffekt im Sanierungsgebiet Pforzheim-Dillweißenstein

Das beschlossene Sanierungsgebiet kann als Mischung aus öffentlichen und privaten Projekten einen Schneeballeffekt haben, erhofft sich Schüssler. Großes Ziel der Ausweisung als Sanierungsgebiet ist die Steigerung der Wohnqualität und die Aufwertung der öffentlichen Räume.

Dass der Durchgangsverkehr in der Hirsauer Straße durch die Westtangente entlastet werden könnte, „wird keiner der Anwesenden erleben“, wies Bösl die Baudezernentin auf zu lange Planzeiten und fehlende Mittel auf Bundesebene hin.

Der Vorsitzende vom Bürgerverein Sonnenhof, Hansjürgen Remer, forderte, die Topografie bei der Planung immer mitzudenken. Luftlinie ist es nur ein Katzensprung vom Sonnenhof zum Einkauf auf dem Ludwigsplatz in Dillweißenstein.

Für die älteren Bürger ohne Auto sei der steile Aufstieg jedoch kaum zu bewältigen, so Remer. Wer den Bus wählt, muss zuerst zum Leopoldplatz in der Stadtmitte fahren und dort nach Dillweißenstein umsteigen. Remer regte deshalb ein Mobilitätszentrum vom Mietwagen bis zum Fahrrad in der Carl-Schurz-Straße beim Einkaufszentrum an.

Als Frevel brandmarkte er, den Abriss des Gemeindezentrums, bevor ein neuer Treff geschaffen wurde. „Wir brauchen ein Begegnungszentrum“ angesichts des Generationen- und Nationalitätenwechsels im Stadtteil, sagte Remer mit Nachdruck.

Vereinen fehlen Versammlungsräume

Bösl wies darauf hin, dass auch andere Stadtteile, Beispiel Dillweißenstein, keine Versammlungsräume haben und die Vereine „gucken müssen, wo wir unterkommen“.

Christina Wanninger vom städtischen Planungsamt nahm das Thema Quartierszentrum und funktionale Räume als Arbeitsauftrag auf. Auch über Interimslösungen werde nachgedacht, kündigte Wanninger an.

Weitere Diskussionsthemen der zweistündigen Veranstaltung waren zu viele Autos für zu wenig öffentliche Parkplätze und verschmutzte öffentliche Toiletten.

Zu Beginn der Veranstaltung wurde ein Video gezeigt, in dem die großen Leitlinien der Stadtplanung vorgestellt wurden: eine attraktive Innenstadt, erfolgreiche Bildung und Betreuung, attraktiver Wohn- und Gewerbestandort, Integration und Teilhabe sowie die klimaneutrale Stadt.

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