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Arbeiten bis Juni 2024

Weniger Autoverkehr als Ziel: Umbau der Zerrennerstraße in Pforzheim hat begonnen

Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) und Baubürgermeisterin Sibylle Schüssler (Grüne Liste) geben Startschuss für die Verkehrsberuhigung. Bei Fußgängern setzt man auf Kommunikation.

Die Pforzheimer Stadtverwaltung um Oberbürgermeister Peter Boch (Mitte) und Sibylle Schüssler (Dritte von links) hat den Startschuss zum Umbau der Zerrennerstraße gegeben. Ziel ist es, den Durchgangsverkehr raus aus der Innenstadt zu bekommen.
Die Pforzheimer Stadtverwaltung um Oberbürgermeister Peter Boch (Mitte) und Sibylle Schüssler (Dritte von links) hat den Startschuss zum Umbau der Zerrennerstraße gegeben. Ziel ist es, den Durchgangsverkehr raus aus der Innenstadt zu bekommen. Foto: Sebastian Kapp

Die ersten Bagger und Baustellen-Absperrungen stehen schon seit Montag bereit. Der Umbau der Zerrennerstraße in Pforzheim hat endlich begonnen. Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) und Baubürgermeisterin Sibylle Schüssler (Grüne Liste) weihten am Mittwoch die Baustelle offiziell ein.

„Unser Ziel ist eine Aufwertung der Innenstadt“, betonte das Stadtoberhaupt. Deshalb soll der Autoverkehr reduziert werden, hingegen Rad und Fußgänger gestärkt werden. Händler und Anwohner hatten in der Vergangenheit bereits darauf gedrängt, die Aufenthaltsqualität der Straße zu verbessern. Schließlich hatte der Gemeinderat mit knapper Mehrheit das neue Konzept gebilligt.

Bürgermeisterin Schüssler sagt Durchgangsverkehr den Kampf an

Baubürgermeisterin Schüssler betonte die jahrzehntelangen Querelen rund um die „Zertrennerstraße“, wie sie im Volksmund auch genannt wurde. „Wir wollen den reinen Durchgangsverkehr so weit wie möglich aus der Zerrennerstraße herausnehmen und an den Innenstadtring umlenken.“ Es gehe auch darum, die Flüsse besser an die Innenstadt anzuschließen. Bislang stelle die Straße noch ein großes Hindernis dar.

Insbesondere am Streckenteil zwischen Waisenhausplatz und Leopoldstraße soll sich einiges verändern. Die Autospuren werden auf eine pro Richtung reduziert. Daneben soll eine kombinierte Bus-Fahrrad-Spur entstehen. Außerdem sollen kleine Ruheinseln und noch mehr Kübel in der Mitte entstehen, vor allem auch in Richtung Goethestraße. Die Straße soll grüner werden.

Keine reine Abbiegespur mehr Richtung Sedanplatz

Die Pläne sehen zwar weiterhin eine Abbiegemöglichkeit vom Waisenhausplatz kommend in Richtung Sedanplatz vor. Eine eigene Abbiegespur soll es aber nicht geben. Stattdessen müssen sich die Abbieger ihre Spur mit den Geradeaus-Fahrern teilen.

Geplant sind des Weiteren drei farblich auffällige, zehn Meter breite Querungen in einem hervorstechenden Gelbton. Diese sollen es Fußgängern erleichtern, die Straße zu überqueren. Richtige Zebrastreifen sollen das nicht werden. „Im Grunde muss man sich dort einigen“, sagt Architekt Anton Schwarzenberger. Laut Straßenverkehrsordnung allerdings, so gesteht er ein, habe das Auto noch immer Vorrang.

Gelbe Querungen sollen zu mehr Rücksichtnahme führen

OB Boch betonte, dass der Autoverkehr in Pforzheim auch nicht aggressiver sei als in anderen Städten Baden-Württembergs. Tatsächlich ist Pforzheim als einziger Kreis in Baden-Württemberg in der Haftpflicht-Klasse elf, der schlechtesten. Bei Teil- und Vollkasko liegt man jeweils mit Klasse sieben im Mittelfeld.

Zwischen Leopoldstraße und Goethestraße wird es keine gemeinsame Bus-Rad-Spur mehr geben. Die Radfahrer sollen dort dann auf der regulären Straße fahren. Piktogramme sollen Autofahrer aufmerksam machen, dass sie sich die Straße teilen müssen. Und Radfahrer ermutigen, in der Spurmitte zu fahren, wie Sandra Heitkamp vom Grünflächen- und Tiefbauamt erklärt.

Die Polizei Pforzheim konnte auf Anfrage spontan keine Einschätzung dazu abgeben, ob das der geltenden Straßenverkehrsordnung entspricht. Dort jedenfalls steht: „Es ist möglichst weit rechts zu fahren.“ Wenngleich auch Radfahrer Abstand zum Gehweg halten müssen.

Zwei Vollsperrungen an der Zerrennerstraße sind nötig

Die Arbeiten haben am Montag im Westteil auf Höhe von Baumstraße und Baumgässchen begonnen. Sie ziehen sich langsam gen Osten. Der Verkehr solle dabei möglichst geschont werden. Dennoch sind zwei Vollsperrungen geplant, zu den Oster- und Pfingstferien.

Was sich nicht verändern wird, ist das Höchsttempo. Das bleibt bei 30 Kilometer pro Stunde und kann, wie zuletzt beim Weihnachtsmarkt, auf 20 reduziert werden. Ein Vorstoß, hier die Geschwindigkeit dauerhaft auf Tempo 20 zu senken, war vor einem Jahr vom Gemeinderat abgelehnt beziehungsweise der Gegenvorschlag beschlossen worden.

Aktivisten reichte der Kompromiss nicht

Kritik war bereits damals von jenen Händlern und Radaktivisten gekommen, die OB Boch am Dienstag noch einmal als Initiatoren des Verfahrens inklusive Bürgerbeteiligung hervorhob. „Wir stimmen unter Protest zu“, hatte seinerzeit etwa Critical-Mass-Aktivist und Gemeinderat Christof Weisenbacher (Wir in Pforzheim) gesagt. Ursprünglich hatten die Aktivisten gefordert, die Zerrennerstraße komplett zur Fußgängerzone umzugestalten, einzig mit Zufahrten zu den Tiefgaragen. Dies war allerdings schon in der Beschlussvorlage der Verwaltung um Boch und Schüssler nicht mehr berücksichtigt worden.

Die Baumaßnahmen sollen im Juni 2024 abgeschlossen sein, die Kosten belaufen sich nach Stadtangaben auf 975.000 Euro.

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