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Sterben als Teil des Lebens

Wie Ehrenamtliche im Enzkreis Berührungsängste mit dem Tod abbauen

Das Sterben ist ein Tabuthema. Deshalb wollen die Hospizdienste aus Pforzheim und dem Enzkreis aufklären, wie man den letzten Lebensabschnitt lebenswert gestalten kann.

Das Sterben ist Teil des Lebens. Darauf wollen Martina Frankenstein, Bernhardine Lückener, Cornelia Haas, Andrea Raible-Kardinal, Heidi Kunz, Elke Bachteler und Uta Zechiel (von links) im Rahmen des Deutschen Hospiztags aufmerksam machen.
Das Sterben ist Teil des Lebens. Darauf wollen Martina Frankenstein, Bernhardine Lückener, Cornelia Haas, Andrea Raible-Kardinal, Heidi Kunz, Elke Bachteler und Uta Zechiel (von links) im Rahmen des Deutschen Hospiztags aufmerksam machen. Foto: Stefan Friedrich

Mit der Aktion „Das erste Mal – das letzte Mal“ wollen die Hospizdienste aus Pforzheim und dem Enzkreis auf ein Thema aufmerksam machen, das normalerweise ein Schattendasein führt. Viele haben Angst, sich mit dem Tod zu beschäftigen, sagen Vertreterinnen der Hospizdienste bei einem Pressegespräch am Donnerstag.

Haben sie die Berührungsängste erst einmal überwunden, verstehen Betroffene allerdings schnell, dass es in der Hospizarbeit nicht darum geht, das Sterben zu organisieren, sondern den letzten Lebensabschnitt lebenswert zu gestalten.

Am Deutschen Hospiztag wollen Ehrenamtliche auf dem Wochenmarkt zum Gespräch einladen

Darüber wollen die Ehrenamtlichen am 14. Oktober im Rahmen des Deutschen Hospiztags aufklären – genau dort, wo das Leben sich tummelt, nämlich auf dem Wochenmarkt auf dem Turnplatz.

„Die Hemmschwelle ist groß, jemanden zu sich nach Hause zu lassen“, weiß Bernhardine Lückener, Koordinatorin im Östlichen Enzkreis, aus eigener Erfahrung von Betroffenen. „Da dürfen dann die Nachbarn kommen und die Familie“, sagt sie – aber schon der Gedanke, dass ein Mensch in seinem letzten Lebensabschnitt einer neutralen Person etwas vielleicht sehr Persönliches preisgeben soll, schreckt viele ab, gleichwohl die Realität zeigt, wie befreiend und hilfreich das sein kann.

Die Hemmschwelle ist groß, jemanden zu sich nach Hause zu lassen
Bernhardine Lückener
Mitarbeiterin im Hospizdienst

Meist braucht es Mut, diesen ersten Schritt zu gehen und einen Hospizdienst in Anspruch zu nehmen, bestätigt Cornelia Haas, psychosoziale Begleiterin beim Christlichen Hospiz. Sie erzählt von einer älteren Frau, die den Kontakt zu den Hospizmitarbeitenden aufnahm, als die gerade draußen grillten. „Sie setzte sich zu uns und hat von ihrem Weg zu uns ins Hospiz erzählt; dass ihr klar geworden ist, es war die letzte Autofahrt, die sie bewusst erlebt hat.“

In diesem Teil des Lebens denken die meisten zurück. Es kommen Erinnerungen hoch, was gut gelaufen ist, was vielleicht auch falsch gelaufen ist, und viele wissen die Begleitung durch die Helfer der Hospizdienste in solchen Momenten zu schätzen. Lückener erzählt von einer Frau, die sie betreut hat. Sie habe ihr geholfen, noch einmal bewusst einen Nachtisch essen zu können, gedünstete Äpfel mit einer Creme. „Sie sagte dann nur: wie schön, und ist drei Tage später gestorben.“

Dankbarkeit fürs Leben wird sichtbar

Die Dankbarkeit, was das Leben einem alles geschenkt hat, werde in solchen Momenten sichtbar. Und am Ende, gibt Haas zu bedenken, sei eines eben auch klar: „Diese letzte Reise haben wir alle schon mit der Geburt angetreten.“ Jedes Leben wird früher oder später mit dem Sterben enden. Meistens kümmern sich Betroffene trotzdem viel zu spät um das Thema Hospiz, nämlich erst dann, wenn es nicht mehr anders geht.

Die Furcht vor der finalen Gewissheit ist groß; viele klammern sich an die Hoffnung, dass es vielleicht doch noch weitergeht. Insofern rät Martina Frankenstein, Koordinatorin im ambulanten Hospizdienst, dazu, das Gespräch mit den Hospizdiensten möglichst frühzeitig zu suchen. „Man kann auch zu uns kommen und uns einfach nur was fragen“, verweist sie darauf, dass die Ehrenamtlichen letztlich nicht nur begleiten, sondern vor allem auch beraten.

„Es ist wichtig, dass Betroffene im Vorfeld wissen: da gibt es jemanden, den ich jederzeit anrufen kann“, sagt sie. Auch dafür wollen die Hospizmitarbeitenden am 14. Oktober auf dem Wochenmarkt sensibilisieren. „Wir wollen als Ansprechpartner da sein und erzählen: Was ist das überhaupt, was wir machen, und darüber einfach mit den Leuten ins Gespräch kommen.“

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