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Neuanfang im Bäcker-Handwerk

Erzieherin aus Pforzheim backt jetzt Brot und Brötchen

Drei Jahre lang hat sie eine Ausbildung bei der Bäckerei Toifl absolviert und zählt unter den Absolventen zu den besten in Deutschland. Warum Alina Novak den Sprung von der Kindertagesstätte in die Backstube nicht bereut.

Im Kreis ihrer Kollegen fühlt sich Alina Novak (Vierte von rechts) wohl. Deshalb war es ihr wichtig, dass die anwesenden Kollegen Emmerich Toifl (von links), Gabriele Charrier, Sabine Toifl, Daniel Mench, Samuel Baidya, Hannah Bischof und Laura Höpflinger (von links) mit aufs Foto kommen.
Im Kreis ihrer Kollegen fühlt sich Alina Novak (Vierte von rechts) wohl. Deshalb war es ihr wichtig, dass die anwesenden Kollegen Emmerich Toifl (von links), Gabriele Charrier, Sabine Toifl, Daniel Mench, Samuel Baidya, Hannah Bischof und Laura Höpflinger (von links) mit aufs Foto kommen. Foto: Stefan Friedrich

Jedes Jahr freut sich die Handwerkskammer Karlsruhe über die Absolventen aus ihrem Einzugsbereich, die bei der Deutschen Meisterschaft im Handwerk trotz großer Konkurrenz ganz vorn mit dabei waren. Eine von ihnen arbeitet in der Bäckerei Toifl in der Pforzheimer Nordstadt und hat die Liebe zu diesem Beruf erst im zweiten Anlauf entdeckt.

Alina Novak hatte eigentlich schon eine Ausbildung zur Erzieherin abgeschlossen und in diesem Beruf auch gearbeitet, als sie für sich selbst festgestellt hat: Das ist nicht der richtige Job für mich. „Man hat als Erzieherin eine wirklich schöne Zeit mit den Eltern und den Kindern“, erzählt sie im Gespräch mit der Redaktion. Was fehlt, sind die Möglichkeiten der kreativen Selbstentfaltung, so Novak, „wenn man selbst etwas herstellt und verkaufen kann, und die Leute freuen sich dann darüber“.

Das war auf jeden Fall die richtige Entscheidung.
Alina Novak
Bäckerin

Novak hat sich daher lange umgeschaut und viele Videos auf YouTube angesehen, was zu ihr passen könnte. Bei der Bäckerei blieb sie dann hängen. „Da habe ich gedacht: Das mache ich.“

Alina Novak bewarb sich bei der Pforzheimer Bäckerei Toifl um eine Lehrstelle

Bei Toifl hat sie sich um eine Lehrstelle beworben. „Das war auf jeden Fall die richtige Entscheidung“, sagt sie rückblickend. Diese Einschätzung teilt auch ihre Chefin, Sabine Toifl, die zunächst etwas skeptisch war. „Sie hatte Abitur und eine abgeschlossene Berufsausbildung“, sagt Toifl. Zudem sei sie schon im Arbeitsleben gewesen und habe Geld verdient. „Und wenn man dann im Handwerk eine Ausbildung macht, dann schraubt man ja alles zurück und fängt wieder neu an.“

Was Toifl allerdings überzeugt hat: Novak habe von Anfang an für diesen Beruf gebrannt, sei auch während der Ausbildung immer motiviert gewesen und habe alle Möglichkeiten ergriffen, die sich ihr geboten haben. „So jemanden auszubilden, das macht natürlich Spaß“, versichert Toifl, denn gerade das Bäcker-Handwerk ist nicht für jeden geeignet. Da geht es nicht nur ums frühe Aufstehen, sondern auch um drei Jahre Ausbildung.

„Man lernt dabei den kompletten Ablauf kennen“, erzählt Novak. Und gerade in einem kleineren Betrieb wie diesem sei es möglich, von Anfang an in wirklich jeden Bereich hereinzuschauen und zu lernen.

Ob Brötchen oder Kuchen – Alina Novak backt alles gern

Zuerst sei es um die sogenannten Basics gegangen, also welche Rohstoffe es gibt, worin sich die Mehlsorten unterscheiden oder welche Maschinen die eigene Arbeit unterstützen können. „Darauf baut dann alles andere auf und es geht dann immer weiter“, sagt Novak, die anfangs noch eine Liste geführt hat, was sie am allerliebsten macht, irgendwann aber erkannte, dass ihr eigentlich alles gefällt, egal ob sie Brötchen oder Kuchen backt.

„Man lernt etwas und muss es dann meistern“, erklärt sie – gerne auch verbunden mit einem Hauch Kreativität. Zu Erntedank hat sie gerade erst Brotlaibe mit aus Teig gefertigten Ähren verzieren dürfen. Da kommt es dann auf die Feinheiten an, damit alles klappt – „gerade, wenn man mit Hefe arbeitet“, sagt Novak. „Sie dürfen das nicht auf dem Tisch liegen lassen und natürlich sollten Sie den Teig auch abdecken, weil er sonst schnell anhautet“, gibt sie Tipps.

Überhaupt: „Kein Teig ist wie der andere.“ Wichtig sei beispielsweise auch die Temperatur. Der Roggenteig sollte etwas wärmer sein, ein weißer Teig etwas kühler, damit er optimal aufbereitet werden kann. Das wird mit entsprechend temperierten Wasser erreicht, erklärt Novak.

Danach kommt es auf die Verarbeitung an. „Gerade beim Kneten ist es so, dass der Teig mit jeder Minute, die verstreicht, etwas wärmer wird.“ Es sind solche Feinheiten, die sie faszinieren, wie sie auch in den unterschiedlichen Bereichen die ganz eigenen Besonderheiten entdeckt.

Wo für sie der Unterschied zwischen dem Herstellen eines Brötchens oder eines Kuchens liegt? Schwierig, befindet Novak deshalb. „Beides hat seine Einfachheit, aber auch immer etwas Spezielles.“ Beim Brötchen gehe es eher um den Teig, beim Kuchen eher um die Masse, und beides habe letztlich seinen Reiz.

Alina Novak will andere für das Bäcker-Handwerk begeistern

Auch deshalb hat sie den Wechsel von der Erzieherin zur Bäckerin nie bereut. „Das ist so ein begeisternder Beruf“, schwärmt sie. Das Ende der Ausbildung ist dabei erst der Anfang. Was sie hier gelernt hat, will Novak nun weiter vertiefen, indem sie unter anderem Seminare besucht. „Man lernt ja auch hier nie aus.“

Zugleich will sie Vorbild sein für andere, die sich überlegen, eine Ausbildung im Bäcker-Handwerk zu machen. „Ich würde es jedem empfehlen“, sagt sie voller Überzeugung. „Man kann sich in diesem Beruf wirklich super selbst verwirklichen, gerade in den kleinen Bäckereien, wo wir alle ein Team sind und man viel ausprobieren kann.“

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