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Forderung nach Verkehrswende

Critical Mass: Fahrrad-Aktivisten üben in Pforzheim den Schulterschluss

Rund 100 Aktivisten radeln bei der Critical Mass durch die Pforzheimer Innenstadt, um ihrer Forderung nach besseren Radwegen Nachdruck zu verleihen.

Von der Polizei eskortiert, ist die Critical Mass am Freitagabend vom Pforzheimer Waisenhausplatz zu einer rund einstündigen Tour aufgebrochen. Viele der Teilnehmer kamen von „Ohne Kerosin nach Bayern“.
Von der Polizei eskortiert, ist die Critical Mass vom Pforzheimer Waisenhausplatz zu einer rund einstündigen Tour aufgebrochen. Foto: Nico Roller

Als er sich auf dem Waisenhausplatz umschaut, ist Peter Heissenberger mehr als zufrieden. Um die 100 Menschen müssen es sein, die sich mit ihren Fahrrädern am Freitagabend dort eingefunden haben, um bei einer gemeinsamen Tour durch die Pforzheimer Innenstadt ein Zeichen zu setzen: gegen die Dominanz des motorisierten Individualverkehrs, für bessere Radwege und für einen attraktiven öffentlichen Personennahverkehr.

Critical Mass heißt die Demonstration, die an jedem letzten Freitag im Monat über die Bühne geht, seit anderthalb Jahren unterstützt von den Klimaaktivisten von Fridays for Future.

Critical Mass fordert auch in Pforzheim mehr Rechte für andere Verkehrsformen

„Es ist toll, dass heute so viele dabei sind“, sagt Heissenberger, der bei Critical Mass einer der Sprecher ist und sich sehr freut, dass auch die Aktivisten der Initiative „Ohne Kerosin nach Bayern“ mitradeln.

„Es ist genial, dass das geklappt hat“, sagt Heissenberger, der es für wichtig hält, Pforzheim „menschenfreundlicher“ zu machen, mehr Rechte und mehr Raum für andere Verkehrsformen als das Auto zu schaffen.

Es ist toll, dass heute so viele dabei sind.
Peter Heissenberger
Critical Mass

In dieser Hinsicht habe es in der Vergangenheit zwar schon einige Fortschritte gegeben. „Aber das Netz fehlt noch.“ Während sich Heissenberger um die letzten organisatorischen Aufgaben kümmert, treffen auf dem Waisenhausplatz immer mehr Menschen aller Altersklassen ein: Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren. Die Initiative „Ohne Kerosin nach Bayern“ ist mit rund 60 Teilnehmern vertreten. Vor rund anderthalb Wochen sind sie in Frankfurt am Main losgeradelt und haben seither in zahlreichen Städten Station gemacht.

Es handelt sich um eine von mehreren Gruppen, die wie bei einer Sternfahrt von unterschiedlichen Startpunkten in ganz Deutschland aus zu einem gemeinsamen Endpunkt fahren.

Ziel ist die bayerische Landeshauptstadt München, wo die Internationale Automobil-Ausstellung stattfindet. Genauer gesagt, soll es zum Protestcamp gehen, das sich gegen die Veranstaltung richtet.

Auswirkungen des Klimawandels

Eine Veranstaltung, die man laut Noah Finke angesichts der bereits spürbaren Auswirkungen des Klimawandels für vollkommen absurd hält. „Im Jahr 2023 sollte uns endlich bewusst sein, dass wir wegkommen müssen vom Auto“, sagt Finke und betont, man werde so lange fahren, bis man die Ziele erreicht habe.

Eine Wahl habe man angesichts des Klimawandels und mit Blick auf Naturkatastrophen wie die Überflutungen in Slowenien und Österreich ohnehin nicht.

Im Jahr 2023 sollte uns endlich bewusst sein, dass wir wegkommen müssen vom Auto.
Noah Finke
„Ohne Kerosin nach Bayern“

Finke ist überzeugt: „Es wird auch bei uns alles nur noch schlimmer, wenn wir so weitermachen wie bisher.“ Die Aktivisten von „Ohne Kerosin nach Bayern“ setzen sich unter anderem für einen gut ausgebauten und bezahlbaren öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ein, auch auf dem Land.

In diesem Zusammenhang fordern sie unter anderem mehr Barrierefreiheit, die Wiedereinführung des Neun-Euro-Tickets und perspektivisch einen für alle Nutzer kostenlosen ÖPNV. Für wichtig halten sie laut Finke zudem eine enge Verzahnung mit dem Radverkehr. Wozu es eines funktionierenden Netzes, sicherer Fahrrad-Parkplätze und einer klaren Verkehrsführung bedürfe.

Autofreie Innenstädte als Ziel

Wenn es nach den Aktivisten von „Ohne Kerosin nach Bayern“ gehen würde, wären künftig alle Innenstädte autofrei. Ihr Ziel ist es, den Protest aus möglichst vielen Regionen Deutschlands in möglichst viele Regionen Deutschlands zu tragen, dabei auch die kleinen Städte und vor allem die Dörfer nicht außen vorzulassen.

Ein Konzept, das sich laut Finke bewährt hat – auch deshalb, weil es jedem eine Teilnahme ermögliche. Denn bei der Aktion gehe es nicht um Geschwindigkeit, sondern darum, gemeinsam ein politisches Zeichen zu setzen. Finke sagt, die Etappen seien kurz und man orientiere sich immer an der langsamsten Person. Wer nicht die komplette Tour mitfahren wolle, könne auch nur für einzelne Abschnitte dazustoßen.

Unterwegs versorgen sich die Aktivisten selbst: über eine mobile Küche, in der ausschließlich vegan gekocht wird. In Pforzheim müssen sie allerdings nicht selbst kochen. Das haben einige Engagierte von Critical Mass bereits für sie erledigt, unterstützt von den Aktivisten von Fridays for Future, die auch bei der Radtour durch die Innenstadt mitfahren.

Sie wollen die Veranstaltung laut Sprecher Florian Martens nutzen, um auf den globalen Klimastreik am Freitag, 15. September, aufmerksam zu machen. Auch in Pforzheim soll es dazu eine Aktion geben. Was genau, wird noch bekannt gegeben. Martens sagt, Fridays for Future wachse ständig, auch dank der Parents for Future.

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