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Religiöser Austausch

Fastenbrechen in Pforzheimer Fatih-Moschee: Der Tisch ist für alle gedeckt

Im Monat Ramadan verzichten Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Essen, Trinken und mehr. Zum Fastenbrechen waren in Pforzheim auch Nichtmuslime geladen.

Zum muslimischen Fastenbrechen in der Fatih-Moschee in Pforzheim sitzen Menschen, darunter Oberbürgermeister Peter Boch, gemeinsam am Tisch.
Eine fröhliche Tafelrunde vereint unter deutscher und türkischer Flagge Foto: Eva Filitz

Zahlreiche Tische waren am vergangenen Donnerstag im Saal eines Nebengebäudes nahe der Fatih-Moschee gedeckt. Rund 280 Gäste füllten den Raum. Erwachsene, junge Menschen und Kinder freuten sich auf das Zusammensein, gegen Ende des islamischen Fastenmonats „Ramadan“ zum gemeinsamen Fastenbrechen. Erst nach Sonnenuntergang, wenn ein Gebet gesprochen ist, darf der Hunger gestillt werden. Ihr Fasten brachen die Gäste mit Wasser und Datteln, ehe jedem Gast eine Platte mit Reisgericht serviert wurde.

Warum zuvor ausgerechnet Datteln? Nicht nur wegen ihres Nährstoffgehalts ist diese Wüstenfrucht so geschätzt, sondern gilt auch als Teil eines kulturellen Erbes, das seit Jahrhunderten gepflegt wird. Das frisch zubereitete Mahl scheint allen sehr zu schmecken, denn schnell waren die Platten gelehrt.

Der Tisch ist nicht nur für fastende Muslime gedeckt

Der Einladung der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion waren nicht nur Muslime gefolgt. Auch viele Vertreter anderer Glaubensgemeinschaften wurden herzlich willkommen geheißen. „Für alle“ ist für die Gastgeber nicht nur Phrase. „Wir sind offen für alle“, betonte Yavuz Cevik, Generalsekretär im Vorstand der Fatih Moschee.

Wichtig sei, aufeinander zuzugehen und etwas für die Gemeinschaft zu tun. Zum Beispiel mit dem abendlichen Fastenbrechen. „Spenden unserer Mitglieder machen dies möglich, dass wir so viele Menschen verköstigen können, die sich während des Essens kennenlernen und auch miteinander vertraut werden.“ Dass dies ein guter Weg ist, zeigte sich bei der harmonischen Stimmung am gedeckten Tisch.

Ziel aller ist es, einen Dienst für den friedvollen Umgang in dieser Stadt zu leisten.
Yavuz Cevik
Vostand Fatih-Moschee

Die Initiative der örtlichen evangelischen und katholischen Kirche gab 2017 den Anstoß zur Gründung des „Rates der Religionen Pforzheims“. Inzwischen gehören 15 Vertreter der christlichen Kirchen, der muslimischen, jüdischen und neuapostolischen Glaubensgemeinschaften dem Rat an, ebenso Vertreter der Stadt. Dieser interreligiösen Verständigung fühlen sich alle verbunden.

Die Mitglieder folgen festen Grundregeln für den Dialog untereinander. „Ziel aller ist es, einen Dienst für den friedvollen Umgang in dieser Stadt zu leisten“, erklärte Cevik.

Zu Gast war auch Oberbürgermeister Peter Boch (CDU), der mit Freude an dem Fastenbrechen teilnahm. In seinem Grußwort dankte er den Gastgebern für ihre großzügige Gastfreundschaft und das Miteinander auf vielen Ebenen. „Ich bin dankbar für diese lebendige Gemeinschaft in unserer Stadt“, sagte er. „Der Dialog darf nicht enden.“

Nach und nach leerte sich der Saal. Die Gesellschaft ging hinüber in die Fatih-Moschee. Sie war die Erste in Baden-Württemberg, erbaut 1990–1992 und finanziert ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden der Pforzheimer Gläubigen. Es ist ein prachtvoller Bau, außen und innen. Selbstverständlich zogen alle vor dem Betreten ihre Schuhe aus.

Nach dem Fastenbrechen geht es zum Gebet

Im Erdgeschoss ist der große Gebetsraum mit prächtigem Kronleuchter und Wandmalereien. Mitglieder des Rates der Religionen, darunter auch der Imam und viele Honoratioren fanden sich dort für eine Weile zu einer Gruppe zusammen. Wenig später war „Schuhe wieder anziehen“ angesagt. Denn es war eine Treppe tiefer in die Cafeteria zum Tee eingeladen.

Dazu wurde türkisches Gebäck serviert. Wie schon oben beim Essen waren auch beim Tee viele freundliche und zuvorkommende Helfer zu Diensten.

Nur im Gebetsraum sitzen Männer und Frauen getrennt. Und dies nur aus besonderer Rücksicht auf die weibliche Figur, wie Yavuz Cevik auf Nachfrage sagte. Wenig später erklangen die Rufe zum Gebet und die Gesellschaft löste sich auf. Für viele waren diese Stunden eine Bereicherung mit oftmals neuen Erkenntnissen.

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