In diesem Jahr begann der Fastenmonat Ramadan am 2. April und endet am Abend des 1. Mai. Der wichtigste Monat der Muslime basiert auf dem islamischen Mondkalender, demnach gibt es jährlich eine Zeitverschiebung von ungefähr zehn Tagen.
Die Pforzheimer Fatih-Moschee pflegt in dieser Zeit eine besondere Tradition: Jeden Abend im heiligen Monat gibt es zum Fastenbrechen eine warme Mahlzeit in Gemeinschaft. „Jeder ist herzlich willkommen. Unabhängig davon, ob jemand Muslim ist oder fastet“, sagt Havva Bekir, Vorstandsmitglied und Organisatorin der Fatih-Moschee.
Dabei haben Privatleute die Möglichkeit, an einem Abend die Rolle des Gastgebers zu übernehmen: Sie kommen als vorübergehende Wirte für die Kosten des Abendmahls auf, entscheiden über das Menü und können darüber hinaus ihre eigenen Gäste einladen.
Jeder ist herzlich willkommen. Unabhängig davon, ob jemand Muslim ist oder fastet.Havva Bekir, Organisatorin
An den nicht-besetzten Tagen kommt die Moschee für die Bewirtung auf, so Bekir. Ein Koch sei außerdem gezielt für den Fastenmonat aus der Türkei nach Deutschland eingereist. Mit der Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern bekoche er täglich bis zu 120 Personen.
„Rund die Hälfte der Menschen, die zum Fastenbrechen kommen, sind Flüchtlinge oder Bedürftige“, sagt Bekir. Eingeladene Personen machten ungefähr die andere Hälfte aus. „Ramadan bedeutet für uns Teilen“, ergänzt die Organisatorin. Auch dem eigenen Geist käme die Fastenzeit zugute: „Man nimmt sich die Zeit, um zu reflektieren. Man beschäftigt sich mit der eigenen Tugend, um so ein besserer Mensch zu werden“, erläutert sie.
Der Körper leistet viel Arbeit – an Ramadan kommt er für einen Monat zur Ruhe.Ömer Evci, Imam Fatih-Moschee
Ömer Evci ist Imam der Fatih-Moschee. Er kam für seinen geistlichen Dienst aus der Türkei nach Deutschland. „An erster Stelle fasten wir, weil Gott es so will. Außerdem leistet der Körper viel Arbeit – an Ramadan kommt er für einen Monat zur Ruhe“, erklärt der Imam.
Darüber hinaus lerne man durch das gemeinsame Fastenbrechen in der Moschee neue Leute kennen. „Wir kommen brüderlich zusammen und es herrscht ein Gefühl von Gemeinschaft“, ergänzt Evci.
Für Familien ist Fastenmonat eine besondere Zeit
Für Familien, Kinder und Jugendliche ist der muslimische Fastenmonat eine besondere Zeit. Um eine festliche Atmosphäre zu schaffen, dekorieren viele Muslime ihre Wohnungen. Für Kinder habe sich der neue Trend eines „Ramadan-Kalenders“ integriert. Wie bei einem Adventskalender dürfe sich der Enkelsohn der Organisatorin täglich im Monat auf eine kleine Überraschung freuen. „Er wacht jeden Morgen mit dieser Vorfreude auf“, sagt Bekir.
Laut Fatih Belkuyu, Leiter der Jugendgruppe der Fatih-Moschee, sei auch unter den jungen Erwachsenen eine Begeisterung zu beobachten. „Es entsteht eine Gruppendynamik“, sagt der 25-Jährige. Er selbst faste seit er 16 Jahre alt ist. An so manchen Abenden nach dem Fastenbrechen kämen viele Jugendliche zusammen, um in der Moschee Gebete zu verrichten oder die letzte Mahlzeit vor Sonnenaufgang, auf türkisch „Sahur“, zusammen zu verbringen.
Das Ende der Fastenzeit ist erreicht, wenn das Zuckerfest ansteht, zu Arabisch „Eid al-Fitr“. Es gehört zu den wichtigsten Festen des Islam. Drei Tage lang feiern Muslime das Ende des heiligen Monats: Familie und Freunde kommen zusammen – sie danken Allah für die Kraft in der Zeit des Verzichts.