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Kultur-Großereignis

In Pforzheim wird die Kritik an der Ornamenta immer lauter

Offene Fragen bei Finanzierung und Programm: Knapp vier Monate vor Beginn des Kultur-Großprogramms Ornamenta wachsen in Pforzheim die Zweifel.

Eine kleine Installation am Pforzheimer Hauptbahnhof weist auf die Ornamenta 2024 hin.
Was ist drin? Viele Beobachter vermissen konkrete Hinweise, was von der Ornamenta zu erwarten ist. Diese kleine Installation der Künstlerin Elise Ehry war als Ankündigung mit Reiseausstattung am Pforzheimer Hauptbahnhof gedacht. Foto: Lonneke van der Palen

Von Vorfreude ist derzeit kaum etwas zu spüren: Knapp vier Monate vor Beginn der Ornamenta ist im politischen Pforzheim vor allem Kritik am neuen Kulturgroßereignis für den Nordschwarzwald zu hören.

Eine Fraktion fordert die Trennung von Ornamenta-Geschäftsführer Christian Saalfrank direkt nach dem Großereignis.

Zu den Kritikern zählen die Fraktionschefs von FDP und Grüner Liste, Hans-Ulrich Rülke und Axel Baumbusch. Aber auch die Stadtratsfraktion Freie Wähler/Unabhängige Bürger.

Außerdem Reinhard Klein (Einzelstadtrat der Bürgerliste Pforzheim) und der Jugendgemeinderat, insbesondere dessen Präsidiums-Vorsitzender Leon Meyer. Und damit sind nur öffentliche Äußerungen aus dem noch jungen Monat März genannt.

Freie Wähler sehen organisatorische Mängel bei der Ornamenta in Pforzheim

Die Fraktion „Freie Wähler/Unabhängige Bürger“ nimmt für sich in Anspruch, das Projekt von Beginn an „konstruktiv kritisch“ begleitet zu haben. „Leider müssen wir immer wieder Kritik üben und auf offene Fragen und Punkte hinweisen“, so der Fraktionsvorsitzende Michael Schwarz (Freie Wähler).

Auf Messen werde für die Ornamenta geworben, allerdings bestehe noch gar kein fertiges Programm. Für die Fraktion ein organisatorischer Mangel. Auch hinsichtlich der Finanzierung bestünden noch viele offene Fragen. Das hatten Recherchen dieser Redaktion belegt.

„Das ganze Hickhack um Sponsorengelder ist wirklich kein Ruhmesblatt für die Ornamenta und bringt die gesamte Stadt in Verruf“, betont Hans-Joachim Haegele (Freie Wähler). Die Fraktion fordert, nun endlich ein fertiges und belastbares Konzept samt Sponsoren vorzuweisen.

„Kunst und Kultur sind ein wichtiger Teil unserer Stadt, allerdings mutet die Ornamenta wie ein Elitenprojekt an, wir möchten, dass alle Menschen aus Pforzheim und der Region daran Gefallen finden“, so Stadträtin Nicole Gaidetzka, und Thomas Goßweiler (beide Unabhängige Bürger) attestiert: „In Gesprächen mit der Bevölkerung kennt so gut wie niemand die Ornamenta, wir müssen in Pforzheim etwas für die kleinen Leute tun und mit den Geldern sinnvoll haushalten.“

Wer versteht, was die Ornamenta ist?

Ähnlich klang das nun im Jugendgemeinderat. Dort fragte der Präsidiums-Vorsitzende Leon Meyer ins Rund, wer wisse, um was es sich bei der Ornamenta handle und das auch halbwegs verständlich erklären könne. Keiner meldete sich.

Meyer hat den Eindruck, dass sich auch viele andere Menschen fragen: „Bin ich blöd oder kapiere ich es nicht?“ Meyer kandidiert bei der kommenden Gemeinderatswahl für Baumbuschs Grüne Liste.

Grundsätzlich ist bekannt, dass es fünf Themenfelder geben wird, die sich „Inhalatorium“, „Schmutzige Ecke“, „Solartal“, „zum Eros“ und „Bad Databrunn“ nennen. Jede dieser fünf „Themengemeinden“ bekommt eine Reihe von Begleitprojekten.

Geplant sind laut den Machern Ausstellungen, Dauerinstallationen, Performances, Galas, Symposien und Gemeinschaftsevents. Unter anderem soll in Pforzheim ein neues, öffentliches Kunstwerk einen Regenbogen über die Enz entstehen lassen, sofern das Wetter mitspielt.

Einzelstadtrat Reinhard Klein (Bürgerliste Pforzheim) erklärt, er sei schon immer skeptisch gewesen, was die Ornamenta angeht. „Das Geld hätte für wichtigere Projekte ausgegeben werden sollen.“

Die Bürgerschaft sei nicht einbezogen und die Angebote gingen an den Interessen des Großteils der Bevölkerung vorbei. Klein betont: „Es sollten jetzt keine unnötigen Gelder mehr ausgegeben werden. Die Ornamenta 24 wird ein Flop.“

Freie Wähler und Unabhängige Bürger betonen dagegen, dass man eine solide Finanzierung und ein ausgewogenes Konzept, das alle Pforzheimer anspricht, unterstützen werde. Allerdings müsse sich das Verhalten von Geschäftsführer Saalfrank ändern, so Carol Braun (Freie Wähler).

Den grundsätzlichen Glauben an Saalfrank scheint man allerdings verloren zu haben. Die Fraktion möchte, dass nach dem Ende der Ornamenta das Arbeitsverhältnis mit dem Geschäftsführer „unverzüglich“ beendet wird, teilte die Fraktion mit. „Wir können auf eine teure Evaluation der Ornamenta verzichten.“

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